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Zwölf tödliche Gaben 10: Zehn springende Herren

Zwölf tödliche Gaben 10: Zehn springende Herren

Titel: Zwölf tödliche Gaben 10: Zehn springende Herren
Autoren: Stuart MacBride
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Fernsehen immer machen.
    Die Fletcher Road ist eine Straße mit großen viktorianischen Herrenhäusern, hohen schmiedeeisernen Toren, ummauerten Gärten und viel altem Geld. Hier wohnt die Elite der Stadt – die Leute, die seit Generationen die Geschicke der Stadt lenken. Leute wie Peter.
    Der Mann nickt. »Sehr beeindruckend«, sagt er und blickt stirnrunzelnd zu dem Elektriker auf, der einen blau-gelben Plastikkasten an die Außenwand schraubt. »Nur schade, dass es eine von den alten Fünfundzwanzig-Fünfzigern ist. Ein Profi hat das Ding in vierzig Sekunden kurzgeschlossen, und schon ist er drin.« Er lächelt. »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen etwas nicht ganz so … Amateurhaftes empfehlen.«
    Petes Wangen glühen. »Können wir es bitte einfach hinter uns bringen?«
    Achselzucken. »Na ja, aber geben Sie nicht mir die Schuld, wenn das nächste Mal so ein Junkie-Schwein Sie ausraubt, okay?«
    Peter kehrt ihm den Rücken zu und stürmt ins Haus. Das Bild ist im Esszimmer: ein Birnbaum im Sonnenuntergang, eine einzelne goldene Frucht, die zwischen den dunkelgrünen Blättern hängt, der Himmel wie eine lodernde Feuersbrunst, die an den Rändern in Indigo und Schwarz übergeht. Es ist der teuerste Gegenstand, den er je besessen hat. Es ist mehr wert als das Haus. Er zittert, als er den Rahmen berührt.
    Hinter ihm ertönt ein Pfiff. Und dann: »Wunderschön …«
    »Mein Großvater hat es nach dem Ersten Weltkrieg aus Frankreich mitgebracht. Er …« Er will gerade die Geschichte erzählen, wie der alte Mann es Monet persönlich abgekauft hat, da merkt er, dass es sinnlos ist. Dieser Mann ist nicht an Kunst interessiert; er will nur wissen, wie viel es wert ist. »Ist ja auch egal.«
    Peter nimmt das Bild ab und legt es auf den Tisch.
    Der Mann öffnet eine große Reisetasche. Dann steht er da und starrt das Gemälde an. »Als ich es das erste Mal gesehen habe, war ich sieben«, sagt er leise. »Mein Dad hatte mich zu dieser Ausstellung in der Galerie mitgenommen. Ich weiß noch, wie ich es angeschaut habe und gedacht habe, dass es das Schönste war, was ich je gesehen hatte.«
    Peter schließt die Augen. In den vergangenen vierzig Jahren hat er das Gemälde nur vier Mal ausgeliehen. Er hätte es nie aus dem Haus geben dürfen. Wenn er besser darauf aufgepasst hätte, wäre dieser Mann jetzt nicht hier.
    Er hört das Geräusch eines Reißverschlusses, und als er die Augen wieder aufschlägt, ist der Birnbaum verschwunden.
    Der Mann nimmt die Tasche vom Tisch und schlingt sich den Riemen über die Schulter. »Lassen Sie Ihren Anwalt den Übereignungsvertrag aufsetzen. Ich will, dass bis Ende der Woche alles geregelt ist.«
    Ende der Woche: das ist morgen – Freitag, der 23. »Das wird vielleicht nicht möglich sein …« Seine Stimme klingt matt und tonlos. Er hat alles verloren. Das Gemälde ist nur die Spitze des Eisbergs, und er weiß es. Danach wird es Geld sein, Schmuck, der Wagen. Er wird alles verkaufen müssen. Ausgeblutet, bis nichts mehr übrig ist. Und dann wird der Mann ihn entweder umbringen oder der Polizei übergeben.
    »Tja, Sie sollten lieber hoffen …«
    Das Klingeln von Peters Handy unterbricht ihn – eine polyphone Wiedergabe von Wagners Tristan und Isolde . Peter fischt das Handy aus der Tasche und meldet sich. Die Macht der Gewohnheit.
    »Hallo?«
    » Pete? Pete, ich bin’s, Tony .«
    Peter stöhnt – als ob nicht alles schon schlimm genug wäre.
    » Pete, wir haben ein Riesenproblem! «
    »Es ist zu spät.«
    » Zu spät? Scheiße! Sie sind doch nicht bei dir, oder? Pete, ist die Polizei bei dir? Oh, FUCK! «
    Peter seufzt. Tony war immer schon ziemlich leicht erregbar – eine bedauerliche Folge des Handels mit illegalen Fotos und Videodateien.
    »Nein, die Polizei ist nicht hier. Ich bin …« Er sieht den Mann an, doch der schüttelt den Kopf. Es ist klar, was er sagen will: Die Sache geht nur sie beide etwas an. »Margaret geht es nicht besonders gut.« Was nicht gelogen ist. Wenn er Glück hätte, würde der Kehlkopfkrebs sie umbringen, bevor ihm das Geld ausging und der Mann ihn auffliegen ließ. Sie würde es nie erfahren müssen.
    » Was interessiert mich deine Alte, Mann? Sie haben jemanden verhaftet! Diesen Vollidioten von Lehrer! Er wird reden! «
    Peter muss tatsächlich lachen. Er wirft den Kopf in den Nacken und lacht.
    » Pete? Was ist in dich gefahren, verdammt noch mal? Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Er wird uns verraten! «
    Der Mann legt Peter
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