Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf tödliche Gaben 10: Zehn springende Herren

Zwölf tödliche Gaben 10: Zehn springende Herren

Titel: Zwölf tödliche Gaben 10: Zehn springende Herren
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
müssen. Ich denke …«
    »Nein.« Der Mann hebt eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Ich glaube, das möchten Sie lieber persönlich abwickeln. Sie müssen wissen, dass die Gelegenheit einmalig und nur für Sie allein ist.«
    Natürlich ist sie das. Ist doch immer dasselbe. Peter seufzt. »Um was geht es?«
    »Darum, Sie vor dem Knast zu bewahren, Sie mieses altes Kinderficker-Schwein.«
    Eine Sirene heulte irgendwo in der Dunkelheit. Das Schneetreiben war allmählich heftiger geworden, war von dahintreibendem Puderzucker in dicke, feste Flocken übergegangen, die unablässig aus dem tief orangefarbenen Himmel herabfielen. Sie blieben an seinen Kleidern und in seinen Haaren hängen, bildeten winzige Proto-Verwehungen in den Mauerfugen, die im Lauf der Nacht immer weiter anwachsen würden. Der Schnee würde auf seinen zerschmetterten Körper fallen, der am Fuß des Steilhangs lag. Würde ihn bedecken, bis nichts mehr zu sehen war, und ihn in seine eisige Umarmung schließen.
    Er lächelte und nahm noch einen Schluck Armagnac.
    Viel war nicht mehr in der Flasche.
    Wenn das Wetter hielte, würde es vielleicht Wochen dauern, bis er gefunden wurde. Vielleicht erst im Frühling. Nach Monaten. Und dann würde er noch einmal Schlagzeilen machen: » LORD PÄDO FORSYTH-LEVEN: LEICHE GEFUNDEN! « Sein Gesicht war taub von der Kälte und vom Alkohol, aber die Tränen brannten immer noch.
    Sie sitzen im Bentley; der Mann im Mantel blickt aus dem Fenster, während Peter weint. Eine Hand hat er an seine Brust gedrückt, die andere bedeckt sein Gesicht. Er schluchzt wie ein kleines Mädchen. Was auf ironische Weise passend ist.
    Schließlich verebbt das Schniefen. Er trocknet sich Augen und Nase mit einem Taschentuch.
    Der Mann sieht ihn nicht einmal an. »Sind Sie fertig? Oder muss ich Ihnen noch einen Finger brechen?«
    »Ich hab es nicht gewollt … Es ist nur … Manchmal … Ich kann nichts dafür, sie …«
    Ein harter Schlag ins Gesicht bringt ihn zum Schweigen.
    »Ich will keine Rechtfertigungen hören, warum Sie Kinder ficken, verstanden? Wenn Sie mir noch einmal damit kommen, prügle ich Ihnen die Scheiße aus dem Leib.«
    »Es tut mir leid …« Die Tränen fließen wieder.
    »Das kann ich mir vorstellen. Es tut Ihnen leid, dass Sie erwischt wurden. Hätten eben nicht die ganzen Kinderpornos auf Ihrem Laptop lassen sollen, wo er jederzeit von einem Einbrecher gestohlen werden konnte, nicht wahr?«
    »Ich …« Peter lässt den Kopf hängen. So viele Jahre ging das schon, da war es klar, dass irgendwann jemand dahinterkommen würde. Aber das macht es nicht weniger schmerzlich. »Was … Was wollen Sie?«
    »Ich will das Gemälde. Den Birnbaum . Das wird für den Anfang genügen.«
    »Den … Den Birnbaum ? Aber das ist ein Monet, der ist mindestens …«
    Der Mann starrt ihn an, die Miene unbewegt, wie ein weißer Marmorblock.
    Peter räuspert sich. Reckt das Kinn in die Höhe. Zeigt etwas von der stählernen Entschlossenheit, die ihn bei Debatten im schottischen Parlament zu einem so gefürcheten Kontrahenten gemacht hat. »Und wenn ich ihn nicht rausrücke?«
    »Zwei Möglichkeiten. Erstens: Ich prügle Sie windelweich und übergebe Sie dann mitsamt Ihrem Laptop voller Kinderpornos der Polizei.«
    Zum ersten Mal seit vierundfünfzig Jahren würde Peter sich am liebsten in die Hose machen. Er wagt kaum zu fragen: »Und die zweite?«
    »Zweite Möglichkeit: Ich fahr mit Ihnen raus in die Dundas Woods, brech Ihnen sämtliche Knochen im Leib und verscharre Sie dann lebendig.«
    »Ich … Ich werde … Das können Sie doch nicht …«
    »Soll ich Ihnen noch einen Finger brechen?«
    »Das Gemälde! Ich gebe Ihnen das Gemälde!«
    Der Mann lächelt. »Sehen Sie, das macht Sie zu einem so guten Politiker: Sie wissen, wann Sie Kompromisse eingehen müssen. Lassen Sie den Wagen an – wir fahren es gleich holen.«
    »Aber …«
    »Jetzt.«
    Peter dreht den Zündschlüssel um.
    Der Elektriker hat die neue Alarmanlage immer noch nicht fertig installiert, als sie zum Haus zurückkommen. Dabei ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen … Nicht, dass es noch darauf ankäme. In fünfzehn Minuten wird der einzig schützenswerte Gegenstand im Haus weg sein.
    Peter parkt den Bentley und steigt aus. Es wird kälter. Er sieht zu, wie der Mann sich langsam um die eigene Achse dreht und den Blick über das Haus und die Umgebung schweifen lässt. Wahrscheinlich, um »die Lage zu checken«, wie sie’s im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher