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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Autoren: Julia Jenner
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gar nicht schlagfertig. Und in diesem Fall hätte ich erst recht nichts erwidern können. Denn ich hatte mal wieder dieses fiese Prickeln in der Nase und in der Oberlippe. Das kriege ich immer, wenn ich gleich anfange zu heulen. Ich musste meine ganze Willenskraft aufbieten, damit das blöde Prickeln wieder aufhörte … Doch es ließ nach, so ein Glück.
    Und da sah ich ihn. Dominik. Den wunderbarsten Jungen der Welt. Nur ganz von Weitem, denn er ging am Ende des langen Flures vom Tor zum Pausenhof, nach links, zum Chemiesaal, wo die 9a jetzt gleich eine Doppelstunde Chemie hatte. Mein Herz blieb stehen bei seinem Anblick … Und ja, ich gebe es zu: Ich kann seinen Stundenplan auswendig. So schlimm steht es um mich. Nicht mal Pia weiß das mit dem Stundenplan …
    Meine Nase prickelte wieder, denn was hab ich schon für Chancen bei Dominik … Absolut total überhaupt gar keine. Weniger als null. Und jetzt hätte ich garantiert angefangen zu heulen, wenn nicht im nächsten Augenblick Pia auf mich zugestürmt gekommen wäre. Sie umarmte mich heftig - Pia ist immer so impulsiv - und alle Nasenprickelei verschwand auf der Stelle.

    Â»Nette, Nette, Nette, das musst du dir reinziehen!« Sie zerrte mich in unsere geheime Ecke unter der Treppe, wobei sie mit einem quadratischen, rosa Büchlein wedelte, dem Poesiealbum ihrer Oma. »Wenn du die Sprüche liest, da wunderst du dich, dass es uns überhaupt gibt! Dass unsere Großmütter sich nicht alle erschossen haben, bevor sie unsere Mütter und Väter kriegen konnten! Hier, hör mal den hier:
    Eiche, Buche, Birke, ist ein hartes Holz.
Eine brave Tochter ist der Eltern Stolz.
    Hammer. Ich riss Pia das Poesiealbum aus der Hand und blätterte. Echt der Hammer!
    Beklage nie den Morgen, der Müh’ und Arbeit bringt.
Es ist so schön zu sorgen für Menschen, die man liebt.
    Â»Und das reimt sich ja nicht mal!«, stellte ich fest. »Oder hier«, rief Pia:
    Sei immer bescheiden, verlang niemals zu viel,
dann kommst du zwar langsam, aber sicher ans Ziel.
    Inzwischen hatten wir vor lauter Geiern schon Sauerstoffmangel im Kopf, und so kostete mich das Vorlesen des nächsten Gedichts eine Menge Kraft:
    Sei wie das Veilchen im Moose,
bescheiden, sittsam und rein.
Und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein!
    Wir waren für einen Moment stumm. So viel Beknacktheit in so wenigen Worten! Wir sahen uns an und mussten brüllen vor Lachen. Zum Glück schellte es in diesem Augenblick zur ersten Stunde, sonst hätten wir uns totgelacht.
    Kurz darauf saßen wir bei unserem wie immer sehr engagierten Physik- und Klassenlehrer, Herrn Bommel, im Physiksaal. Doch statt Physik, wie offiziell auf dem Stundenplan stand, hielt er mal wieder eine Stunde seines Lieblingsfachs ab: Berufskunde. Wie gesagt, Herr Bommel, genannt Bömmelchen, ist sehr engagiert und will uns ernsthaft fit machen fürs Leben. Die meisten finden sowohl Bömmelchen als auch seinen Unterricht ätzend, aber ich mag seine Berufskundestunden. Außerdem haben wir im Physiksaal keine feste Sitzordnung, und so konnten die Klassenbeautys nicht schon jetzt hämisch ihre Tonnen von Valentinsbeute einsacken, die sich auf ihren Tischen im Klassenzimmer bestimmt schon angesammelt hatten. All die Rosen, Schokoladenherzen und Postkarten. Dicke Dackel, mopsige Mischlinge und alle sonstigen Singles - also auch ich - hatten demnach eine weitere kleine Schonfrist.
    Heute ging es um akademische Berufe. Bömmelchen erzählte uns, dass ein Hochschulstudium heutzutage leider keine Garantie mehr sei für einen sicheren Arbeitsplatz.
    Â»Was ist schon sicher? Nichts auf dieser Welt ist sicher außer dem Tod und den Steuern«, meinte da Malte. Als Sitzenbleiber ist er einer der ältesten unter uns und allseits anerkannter Sprücheklopfer. Bömmelchen sah ihn überrascht an.
    Â»Zitat von Benjamin Franklin«, fügte Malte hinzu. Das stimmte am Ende sogar, denn obwohl Malte eher schlecht in der Schule ist, liest er unheimlich viel und hat von den abstrusesten Sachen eine Ahnung. Besonders von den abstrusen Sachen. Oder nur von den abstrusen Sachen?

    Jedenfalls hinterfragte Bömmelchen den Einwurf nicht, sondern wollte wissen, ob einer von uns schon mal an ein Jurastudium gedacht habe. Klar hatte ich das, ich hab schon an alles Mögliche gedacht. Hauptsache es hat nichts mit Kosmetik zu tun. Also hob ich
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