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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Autoren: Julia Jenner
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Hund! So freundlich, so hübsch, so weiches, goldblondes Fell …
    In dem Moment hätte es mich fast hingelegt vor Schreck. Der Golden Retriever! Von dem ich heute Morgen geträumt hatte! Der ist ein Symbol! Ein Traumsymbol für meinen Traumjungen! Denn Dominik ist genau wie ein Golden Retriever, das wurde mir mit einem Schlag klar. Er ist genau wie diese wunderbaren Familienhunde: goldblond, freundlich, sportlich, süß, kommt mit allen klar … Und wenn es in der Hundeschule einen Mittelstufensprecher gäbe, dann wäre das auch ein Golden Retriever. Jetzt musste ich ganz tief seufzen. Denn auch in der Hundeschule wäre ich höchstens ein Rauhaardackel. Oder ein Basset mit kurzen Beinen. Oder ein Mischling mit haferbreifarbenem Fell und schiefen Ohren, den jemand nur aus Mitleid aus dem Tierheim geholt hat. Ein Golden Retriever würde den niemals auch nur angucken, geschweige denn beschnüffeln … Ich musste mir beim Weiterradeln eine Träne abwischen. Es klingt vielleicht abgedroschen, aber unglückliche Liebe tut nun mal verdammt weh …
    Obwohl ich dann noch mindestens 100 Meter von unserer Schule entfernt war, konnte ich den Valentinswahn schon deutlich spüren. Um mich herum wurde nämlich noch mehr gekichert und gekreischt als an einem normalen Tag. Rotohrige Sechstklässler hielten in Papier gewickelte Rosen in ihren kleinen, schwitzigen Pfoten, um sie unauffällig ihrer Angebeteten auf den Tisch zu legen. Bis an die Zähne aufgedonnerte Mädchen schielten nach den großen Jungs aus der Oberstufe, auch wenn diesen Zielpersonen das am unteren Rückenfortsatz vorbeiging. Einige unserer Schulschönheiten hatten sogar Extrataschen dabei, um die zu erwartende Flut an Rosen, Karten und Schokoladenherzen überhaupt nach Hause zu bekommen. Oh
Mann, deren Optimismus möchte ich haben! Ich habe es in den letzten Jahren immer nur auf eine Rose gebracht. Eine einzige pro Valentinstag, und die war auch noch anonym. Ich habe nie rausgefunden, von wem sie stammt, und fragte mich gerade, ob sie wohl von dem kleinen Sechstklässler sein mochte, der eben rotohrig und schwitzpfotig an mir vorbeigestürmt war … Und wie ich das wohl finden würde, wenn er sich nun dieses Jahr outete. - Dann müsste ich mich am Ende wohl freuen … Und dankbar sein. Ich musste schlucken.
    Ich stellte mein Fahrrad in den total überfüllten Fahrradschuppen auf unserem Schulhof. Der Fahrradschuppen - ein weiteres finsteres Thema in meinem Leben. Ich hole mir nämlich jeden Morgen blaue Flecken, wenn ich mein Fahrrad in den vollgestopften Schuppen bringe. Irgendwann vor ein paar Monaten hatte ich so die Schnauze voll davon, dass ich ganz offiziell einen Antrag eingereicht habe bei der Schülervertretung, damit die mal Druck macht für mehr überdachte Fahrradstellplätze. Aber da war rein gar nichts passiert. Außer dass Nina, die Klassentusse, von der Sache Wind gekriegt hatte und laut rumtönen musste: »Oh, Annette geht in die Politik! Na ja, seit Angela Merkel ist das ja das Betätigungsfeld für aussehensmäßig benachteiligte Frauen!«
    So ein Spruch tut doch echt weh im Kopf, oder? Und leider auch in der Seele.
    Ich rückte meine dicke Brille zurecht - nein, die trage ich nicht aus Protest gegen alle Äußerlichkeiten, wie meine Mutter immer behauptet, sondern weil ich verdammt noch mal keine Kontaktlinsen vertrage - und marschierte tapfer los. Weil aber der Tag schon blöd angefangen hatte, ging er auch gleich genauso blöd weiter, das kennt man ja. Nina, die eben erwähnte Klassentusse, lungerte wie so oft am Eingang rum. Ausweichen unmöglich. Sie musterte mein Outfit von oben bis unten, bestehend
aus meiner Lieblingsjeans, einem kuscheligen Holzfällerhemd und meiner Winterjacke, und grinste breit.
    Â»Hauptsache, es umspielt, was Annette?«
    Ninas ergebene Sklavinnen, die Hilfstussen Michelle und Svea, kicherten hysterisch. Ich reagierte nicht, denn was soll man dazu schon sagen? Als ich vorbei war, sangen sie auch noch ihren typischen, halblauten Mobbingsong »Annette, die Fette, Annette, die Fette!«. Nee, was waren die wieder originell …
    Als ich mich in der Eingangshalle nach Pia umsah, dachte ich, dass ich das ruhig laut zu ihnen hätte sagen können: »Nee, was seid ihr wieder originell.« Aber ich bin leider immer erst mit Verspätung schlagfertig. Und das heißt unterm Strich: Ich bin
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