Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
Autoren: Solomon Northup
Vom Netzwerk:
den Raum zu verlassen als Epps rief,
     
    "Platt, kennst du diesen Gentleman?"
     
    "Ja, Master", antwortete ich, "ich kenne ihn solange ich denken kann."
     
    "Wo lebt er?"
     
    "Er lebt in New York."
     
    "Hast du je dort gelebt?"
     
    "Ja, Master – ich bin dort geboren und aufgewachsen."
     
    "Dann warst du frei. Du verdammter Nigger", rief er aus, "warum hast du mir das nicht gesagt, als ich dich gekauft habe?"
     
    "Master Epps", entgegnete ich in einem etwas anderen Ton, als ich ihn sonst ansprach, "Master Epps, Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, mich danach zu fragen; nebenbei bemerkt, ich habe einem meiner Besitzer mitgeteilt, nämlich dem Mann, der mich entführt hat, dass ich ein freier Mann war und wurde dafür fast zu Tode geprügelt."
     
    "Es scheint, als habe jemand für dich einen Brief geschrieben. Nun, wer mag das wohl sein?", wollte er herrisch wissen. Ich gab keine Antwort.
     
    "Ich frage, wer schrieb diesen Brief?", erkundigte er sich erneut.
     
    "Vielleicht habe ich ihn ja selbst geschrieben", sagte ich
     
    "Du warst niemals auf dem Postamt in Marksville und vor Sonnenaufgang zurück – das wüsste ich!"
     
    Er bestand darauf, dass ich ihm diese Information mitteilen müsste und ich darauf, dass ich dies nicht tun würde. Er stieß heftigste Drohungen gegen diesen Mann aus, wer immer er sein mochte, und beschwor die blutige und grausame Rache, die er an ihm nehmen würde, sollte er ihn jemals finden. Sein ganzes Gebaren und seine Sprache drückten sowohl seine Wut gegenüber dieser unbekannten Person aus, die für mich geschrieben hatte, als auch seine Verdrießlichkeit über den Verlust eines seiner Besitztümer. An Mister Northup gewandt schwor er, dass er ihm die Mühe abgenommen hätte, mich nach New York zu bringen wenn er auch nur eine Stunde vorher von seinem Kommen erfahren hätte; dass er mich in die Sümpfe oder einen anderen abgelegenen Ort getrieben hätte, wo mich kein Sheriff der Welt jemals gefunden hätte.
     
    Ich ging hinaus in den Hof und rüber in die Küche, als mich etwas am Rücken traf. Tante Phebe stand in der Hintertür des "großen Hauses" mit einer Schüssel Kartoffeln in der Hand; eine davon hatte sie mir mit unnötiger Härte in den Rücken geworfen als Zeichen, dass sie einen Moment mit mir vertraulich reden wollte. Sie rannte auf mich zu und flüsterte mit größter Ernsthaftigkeit in mein Ohr,
     
    "Gott allmächtiger, Platt! was geht da vor sich? Die zwei Männer sind wegen dir da. Hab gehört, wie sie Massa sagten, dass du frei bist – hast Frau und Kinder dort, wo du herkommst. Gehst du mit ihnen? Aber ja, sei kein Blödmann – wünschte ich dürfte gehen", und so fuhr Tante Phebe wie ein Wasserfall fort.
     
    In diesem Moment kam Mistress Epps in die Küche. Sie redete auf mich ein und fragte sich, warum ich ihr nie erzählt hatte, wer ich war. Sie drückte ihr Bedauern aus und lobte mich indem sie sagte, dass sie lieber jeden anderen Sklaven auf der Plantage verlieren würde. Wäre Patsey an diesem Tag an meiner Stelle gewesen wäre die Freude meiner Herrin unendlich größer gewesen. Nun gab es niemanden mehr, der ein Möbelstück oder einen Stuhl reparieren konnte – niemanden, der sich im Haus nützlich machen konnte – niemanden, der für sie auf der Geige spielen würde. Mistress Epps war tatsächlich zu Tränen gerührt.
     
    Epps hatte Bob befohlen, sein Pferd zu satteln und herzubringen. Auch die anderen Sklaven hatten mittlerweile ihre Angst vor einer Bestrafung überwunden und waren in den Hof gekommen. Sie standen außer Sichtweite ihres Herrn hinter den Hütten. Sie bedeuteten mir, zu ihnen zu kommen und befragten mich voll wissbegieriger Neugier und mit aufgeregten Stimmen. Könnte ich jedes Wort, das sie sagten, wiedergeben oder ihre Mienen oder Ausdrucksweisen zeichnen – es wäre ein interessantes Bild. Ihrer Einschätzung nach war ich gerade auf eine unermessliche Größe gewachsen – war ein Mensch von größter Wichtigkeit geworden.
     
    Als die rechtlichen Dokumente zugestellt und mit Mister Epps ein Treffen am nächsten Tag in Marksville vereinbart worden war stiegen Northup und der Sheriff in die Kutsche, um eben dorthin zurückzukehren. Als ich gerade den Kutschersitz besteigen wollte meinte der Sheriff, ich sollte mich von Mister und Mistress Epps verabschieden. Ich rannte zurück zum Vorplatz, wo beide noch standen, nahm meinen Hut ab und sagte,
     
    "Auf Wiedersehen, Missis."
     
    "Auf Wiedersehen, Platt", sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher