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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
Autoren: Solomon Northup
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spät um die vorgeschriebene Unterschrift des Richters zu erhalten, der einige Meilen außerhalb der Stadt wohnte. Man vertagte alle weiteren Schritte auf Montagmorgen.
     
    Alles schien außerordentlich gut zu laufen bis zu dem Augenblick, als Waddill am Sonntagnachmittag Northups Zimmer aufsuchte um diesem mitzuteilen, dass es unvorhergesehene Schwierigkeiten gab. Bass war in Angst geraten und hatte einer Person an der Anlegestelle anvertraut, dass er dabei wäre, den Staat zu verlassen. Diese Person hatte das in sie gesetzte Vertrauen gebrochen und einen Teil der vertraulichen Informationen ausgeplaudert. Nun waren im Ort Gerüchte im Umlauf, dass der Fremde im Hotel, den man in der Gesellschaft von Rechtsanwalt Waddill gesehen hatte, hinter einem Sklaven des alten Epps draußen am Bayou her sei. Epps war bekannt in Marksville und während der Gerichtszeit immer wieder in der Stadt zu finden. Waddill war nun in tiefer Sorge, dass Epps noch in der Nacht Wind von der Sache bekommen und mich verstecken würde, noch bevor der Sheriff eintraf.
     
    Diese Befürchtung beschleunigte die nachfolgenden Ereignisse beträchtlich. Der Sheriff, der in einiger Entfernung vom Ort wohnte, wurde gebeten, sich ab Mitternacht in ständiger Bereitschaft zu halten; den Richter informierte man, dass man auch ihn zur ungefähr gleichen Zeit benötigen würde. Man muss ehrlicherweise sagen, dass die Behörden in Marksville alle in ihrer Macht stehende Unterstützung leisteten.
     
    Unmittelbar nach Mitternacht war eine Kaution geleistet und die Dokumente vom Richter unterschrieben. Eine Kutsche, gesteuert vom Sohn des Gastwirts und mit Mister Northup und dem Sheriff an Bord, verließ Marksville so schnell es ging auf der Straße in Richtung Bayou Boeuf.
     
    Man nahm an, dass Epps der Frage bezüglich meines Rechts auf Freiheit widersprechen würde. Von daher drängte es sich Mister Northup ganz von selbst auf, dass die Aussage des Sheriffs bezüglich meines ersten Zusammentreffens mit Ersterem von entscheidender Wichtigkeit für den Prozess sein könnte. Es wurde daher während der Fahrt vereinbart, dass der Sheriff mir bestimmte, abgesprochene Fragen stellen sollte, bevor ich Gelegenheit hätte mit Mister Northup selbst zu reden; wie zum Beispiel nach der Anzahl und den Namen meiner Kinder, den Geburtsnamen meiner Frau, nach mir bekannten Orten im Norden undsoweiter. Wenn meine Antworten mit den ihm übergebenen Dokumenten übereinstimmten, war die Beschlusslage eindeutig.
     
    Ich habe das vorherige Kapitel damit beendet, dass Epps uns mit der trostreichen Aussicht verlassen hatte, dass er bald zurückkehren würde, um uns zu wärmen. Kurz danach kam die Kutsche in Sicht und man entdeckte uns bei der Feldarbeit. Northup und der Sheriff stiegen aus und wiesen den Kutscher an, zum "großen Haus" weiterzufahren und bis zum nächsten Zusammentreffen mit uns kein Wort über den Grund unserer Reise zu verlieren. Dann liefen sie über das Baumwollfeld auf uns zu. Wir beobachteten sie, seit sie die Kutsche verlassen hatten - der eine lief einige Meter vor dem anderen her. Es war ein einzigartiges und ungewöhnliches Ereignis, dass Weiße sich uns in dieser Art näherten, ganz speziell so früh am Morgen. Onkel Abram und Patsey machten ein paar erstaunte Bemerkungen darüber. Der Sheriff, der auf Bob zuhielt, fragte:
     
    "Wo ist der Junge namens Platt?"
     
    "Da iss' er, Massa", antwortete Bob, nahm seinen Hut ab und zeigte auf mich.
     
    Ich fragte mich, was der Sheriff von mir wollen könnte, drehte mich um und blickte ihn an, bis er einen Schritt vor mir stand. Durch meinen langjährigen Aufenthalt am Bayou kannte ich das Gesicht jedes Pflanzers im Umkreis von vielen Meilen; aber dieser Mann war mir vollkommen unbekannt – ganz sicher hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen.
     
    "Dein Name ist Platt, nicht wahr?", fragte er.
     
    "Ja, Master", erwiderte ich.
     
    Er zeigte zu Northup, der ein paar Meter entfernt stand und forderte – "Kennst du diesen Mann?"
     
    Ich schaute in die angedeutete Richtung und als meine Augen auf seinem Angesicht ruhten, schoss eine ganze Armada Bilder durch mein Hirn; eine Vielzahl gut bekannter Gesichter – Anne, die geliebten Kinder, mein alter, toter Vater; alle Plätze und Ereignisse meiner Kindheit und Jugend; Freunde aus vergangenen und glücklicheren Tagen erschienen und verschwanden wieder, huschten links und rechts wie sich auflösende Schatten vor dem Antlitz meiner Vorstellungskraft vorbei – bis
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