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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
Autoren: Solomon Northup
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dem Weg dorthin zurück wären, einen Ausflug Richtung Norden unternommen hätten, um das Land zu sehen, und ihre Ausgaben durch gelegentliche Vorstellungen deckten. Sie bemerkten ebenso, dass es schwierig war, Musiker für ihre Vorstellungen zu finden und dass sie mir, wenn ich sie bis New York begleiten würde, einen Dollar pro Tag meiner Dienste und zusätzlich drei Dollar pro Vorstellung bezahlen würden. Ebenso würden sie die Kosten für meine Rückfahrt von New York nach Saratoga übernehmen.
     
    Ich nahm dieses verlockende Angebot sofort an, einerseits wegen des versprochenen Geldes, andererseits wegen des Verlangens, die Großstadt zu besuchen. Sie waren darauf bedacht, sofort aufzubrechen. In der Annahme dass meine Abwesenheit nur von kurzer Dauer wäre, hielt ich es nicht für notwendig, Anne zu schreiben wohin ich gegangen war; ich nahm an, dass sich meine Rückkehr ungefähr mit ihrer decken würde. Nachdem ich Bettwäsche zum Wechseln und meine Violine eingepackt hatte war ich fertig zur Abreise. Die Kutsche fuhr vor - ein geschlossenes, von zwei edlen Braunen gezogenes Gefährt. Alles machte einen sehr eleganten Eindruck. Ihr Gepäck, aus drei großen Koffern bestehend, wurde auf dem Dach befestigt und während sie ihre Plätze hinten einnahmen, kletterte ich mit auf den Kutschersitz. Ich verließ Saratoga auf der Straße in Richtung Albany, beschwingt von meiner neuen Anstellung, so glücklich wie ich noch nie in meinem Leben gewesen war.
     
    Wir fuhren durch Ballston, trafen auf die Ridge Road - wenn mich mein Gedächtnis nicht im Stich lässt wurde sie so genannt - und folgten dieser bis nach Albany. Wir erreichten die Stadt noch vor Dunkelheit und hielten bei einem Hotel etwas südlich vom Museum. Diese Nacht hatte ich die Gelegenheit, Zeuge einer ihrer Vorführungen zu werden - es blieb die einzige während der ganzen Zeit, die ich bei Ihnen war. Hamilton stand an der Tür; ich war das Orchester, während Brown für die Unterhaltung zuständig war. Diese bestand aus dem Werfen von Bällen, Seiltanz, dem Braten von Pfannkuchen in einem Hut, dem Quieken unsichtbarer Schweine, Bauchreden und Taschenspielereien. Publikum war nur sehr spärlich vertreten und nicht von der erlesensten Sorte. Obendrein stand in Hamiltons Bericht über die Einnahmen nicht mehr als das, was ein Bettler am Ende eines Tages in seinem Hut wiederfindet.
     
    Früh am nächsten Morgen brachen wir wieder auf. Ihre Unterhaltung war nun eingefärbt von der Sorge, den Zirkus ohne jede weitere Verzögerung zu erreichen. Ohne noch einmal anzuhalten für eine weitere Vorstellung preschten sie voran und nach einiger Zeit hatten wir New York erreicht. Dort bezogen wir eine Unterkunft im Westen der Stadt in einer Straße, die vom Broadway zum Fluss führte. Ich dachte, meine Reise sei zu Ende und erwartete, dass ich in ein oder zwei Tagen wieder zu meinen Freunden und meiner Familie nach Saratoga zurückkehren könnte. Brown und Hamilton begannen aber mich zu bedrängen, mit ihnen nach Washington zu reisen. Sie behaupteten, dass der Zirkus, nun da die Sommersaison begonnen habe, sich sofort nach unserer Ankunft in Richtung Norden begeben würde. Sie versprachen mir eine Anstellung und einen hohen Lohn, wenn ich sie begleiten würde. Ausführlich beschrieben sie mir die Vorteile und schmeichelten mir derart, dass ich schließlich beschloss, ihr Angebot anzunehmen.
     
    Am nächsten Morgen schlugen sie vor, nachdem wir kurz davor waren in einen Bundesstaat einzureisen, in dem Sklaverei erlaubt war, die nötigen Dokumente für mich aufzutreiben bevor wir New York verlassen. Diese Idee erschien mir sehr umsichtig, obwohl ich glaube, dass mir das vermutlich nicht eingefallen wäre, wenn sie es nicht vorgeschlagen hätten. Wir steuerten sofort das Zollhaus an – zumindest glaube ich, dass es eins war. Sie versicherten dort eidesstattlich, dass ich ein freier Mann war. Ein Papier wurde ausgestellt und uns übergeben mit dem Hinweis, es zum Büro des Buchhalters zu bringen. Das taten wir und nachdem der Buchhalter dem Dokument etwas hinzugefügt hatte, für das er sechs Schilling bekam, kehrten wir zum Zollhaus zurück. Dort gab es noch einige andere Formalitäten zu erledigen. Nachdem wir dem Beamten zwei Dollar bezahlt hatten konnte ich die Papiere endlich in Empfang nehmen und mit meinen beiden Freunden in unser Hotel zurückgehen. Ich muss gestehen dass ich zu dieser Zeit dachte, dass diese Papiere wohl kaum die Kosten ihrer Ausstellung
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