Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition)
Autoren: Lisa Wirthl
Vom Netzwerk:
noch einen kurzen Blick zu, bevor sie ihr Handy, das auf dem Nachtschrank lag, ergriff und dann leise und vorsichtig die Beine aus dem Bett schwang. So leise sie konnte schlich sie quer durch das riesige Schlafzimmer, drückte die Türklinke mit angehaltenem Atem herunter und schlüpfte aus dem Zimmer ins Treppenhaus. Einige Sekunden lauschte sie noch an der Tür, doch es regte sich nichts. Raffaello schlief tief und fest. Nun ein wenig unvorsichtiger tapste Leslie auf nackten Füßen die Treppe hinunter ins Wohnzimmer und schob vorsichtig die Tür zur Terrasse auf. Die Luft war nicht mehr ganz so heiß, sondern fast schon kühl. Die Dunkelheit lag über dem riesigen Garten, am Himmel schien der Mond voll und so hell, dass Leslie die Augen zusammenkneifen musste, als sie zu ihm aufsah. Sie atmete tief durch, dann setzte sie sich auf den Mühlsteintisch und wählte Annes Nummer. Es dauerte eine ganze Weil, bis sie abhob.
    „Leslie?“ Leslie nickte lächelnd, bevor sie bemerkte, dass Anne das ja gar nicht sehen konnte.
    „Hallo? Leslie?“, kam es vom anderen Ende der Leitung verwirrt.
    „Äh, ja ich bin’s“, murmelte Leslie schnell.
    „Oh, Leslie!“, rief Anne plötzlich fröhlich. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell anrufst. Wie geht’s dir? Ist alles okay? Weißt du, deine Mom will wissen, wann du dich endlich mal wieder meldest, dein Grandpa hat dich lieb, soll ich dir von ihm ausrichten. Er ist sauneugierig auf deinen ‚sizilianischen Lover‘, wie er es ausgedrückt hat. Ich schätze, deine Mom hat’s ihm verklickert – und Benny will zu dir nach Sizilien kommen. Ich hab’ ihn davon abgehalten und –“
    „Anne!“, unterbrach Leslie den Redeschwall ihrer Freundin. „Hol mal Luft.“ Aber sie musste grinsen.
    „Schon gut“, sagte Anne. „Also der Reihe nach: Wie geht’s dir?“
    „Gut“, entgegnete Leslie.
    „‚Gut‘ sagt jeder, wenn man so was fragt“, kam es verächtlich von Anne zurück. „Wie geht es dir wirklich ?“ Leslie holte tief Luft.
    „Ich bin todmüde, kann aber nicht schlafen“, sagte sie. „Außerdem vermiss ich dich.“
    „Das hab’ ich gemerkt“, entgegnete Anne. „Nachts um drei – das kannst nur du. Warum kannst du nicht schlafen? Ist dein Mafioso nicht da?“
    „Doch, aber er schläft.“
    „Na dann, was hindert dich daran, dich in seine Arme zu werfen und es ihm nachzutun?“
    „Er hatte heute eine Anhörung“, sagte Leslie leise.
    „Oh. Wurde auch Zeit“, entgegnete Anne trocken. „ Sorry . Und?“
    „Mario hat ihn rausgepaukt.“
    „Sein Beraterfreund?“
    „Hm. Und er hat ziemlich viele Leute geschmiert“, murmelte Leslie.
    „Hätte mich auch gewundert, wenn er’s nicht getan hätte“, bemerkte Anne spitz. „Um was ging’s?“
    „Um … Antonio. Glaub ich“, sagte Leslie leise. Eigentlich hatte sie vermeiden wollen, erneut mit Anne über dieses Thema zu sprechen. Anne gab einen undefinierbaren Laut von sich, dann wechselte sie das Thema. Scheinbar konnte sie es ebenso wenig ertragen, daran zu denken wie Leslie.
    „Deine Mom hat gesagt, du würdest bald mit deinem ‚italienischen Freund‘ zu Besuch nach Schottland kommen und ihn allen vorstellen“, sagte sie.
    „Oh“, machte Leslie. Shit , das hatte sie vollkommen vergessen.
    „Stimmt das?“, fragte Anne. „Ich kann ihn mir hier nicht vorstellen. Haggis wird der sicher nicht essen, über die Leute hier wird er die Nase rümpfen und für die Landschaft und den Regen hat er wahrscheinlich erst recht nichts übrig. Das willst du uns allen ernsthaft antun?“
    „Ich hab’ noch keine Pläne …“, murmelte Leslie ausweichend. „Er hat in letzter Zeit viel zu tun.“
    „Und keine Zeit mehr für dich, wetten?“, schlussfolgerte Anne.
    „Doch.“
„Wirklich?“ Sie klang, als habe sie skeptisch eine Augenbraue hochgezogen. „Wann habt ihr euch das letzte Mal geküsst? Ich meine so richtig?“
    „Heute Abend“, sagte Leslie. Herrgott, was sollten diese dämlichen Fragen?
    „Hm“, machte Anne nachdenklich, „und wann habt ihr das letzte Mal – naja, du weißt schon?“
    „Anne!“
„Is’ nur ’ne Frage.“
    „Auf die ich nicht antworten werde“, knurrte Leslie.
    „Bitte“, sagte Anne, „dann eben nicht. Ich wollte nur eure Beziehung checken. Aber ganz so glücklich scheint er dich nicht zu machen, hab’ ich recht?“ Trotzig schob Leslie die Augenbrauen zusammen.
    „Doch“, sagte sie mit fester Stimme. Anne seufzte.
    „Ich verstehe wirklich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher