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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition)
Autoren: Lisa Wirthl
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Justizgebäude gekommen und nun ließ er sich erschöpft zwischen Leslie und Raffaello auf einem Stuhl nieder, den er sich mit liebenswürdigem Lächeln von zwei Touristen am Nachbartisch geliehen hatte, wischte sich über die Stirn, murmelte ein „ Buon giorno , Leslie“ und legte dann einen Stapel Ordner und Papiere, den er unter dem Arm getragen hatte, vor sich auf den Tisch. Raffaello griff nach einem der Hefter und warf einen flüchtigen Blick hinein, bevor er ihn sorgsam wieder zuklappte und den gesamten Stapel Mario wieder zuschob. Er knurrte irgendetwas auf Italienisch, das sich ganz nach „Verdammt, nicht hier, Mario!“ anhörte und Mario zuckte entschuldigend mit den Achseln.
    „Du wolltest so schnell wie nur irgend möglich die genauen Informationen“, sagte er auf Englisch und Leslie hatte das Gefühl, dass er so nett sein wollte, sie nicht ganz auszuschließen. Dankbar lächelte sie ihm zu und er zwinkerte zurück.
    „Die Anhörung ist morgen früh um neun“, fuhr Mario an Raffaello gewandt fort, dem es ganz offensichtlich nicht in den Kram passte, dass sein Freund weiterhin Englisch sprach. „Da musst du hin. Tut mir leid, ich konnte nichts ausrichten. Die haben uns mit Absicht so spät informiert. Du weißt ja, Gosetti schwört auf seine ‚Überraschungstaktik‘.“ Mit finsterem Blick sah er zu Gosetti hinüber, der sie scheinbar die ganze Zeit über beobachtete. Raffaello verzog keine Miene, als er auf Italienisch antwortete. Mario schüttelte den Kopf.
    „Ging nicht anders“, sagte er entschuldigend, woraufhin Raffaello lauter redete und eindeutig mit der Hand auf Leslie wies. Sie nahm an, dass er nicht wollte, dass sie mitbekam, worüber sie sich unterhielten. Dass es sich um eine Anklage handelte, die mit Sicherheit mit Antonios Tod zu tun hatte – konnte sie sich dank Marios Andeutungen zusammenreimen. Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu, fing sich dafür aber einen finsteren von Raffaello ein, doch sie tat, als habe sie ihn nicht bemerkt und trank einen Schluck Kaffee. Raffaello und Mario wechselten noch einige Worte auf Italienisch, dann erhob sich Mario von seinem Stuhl, klopfte seinem besten Freund aufmunternd auf die Schulter, klemmte sich ein Stück Brot aus dem Brotkorb zwischen die Zähne, nuschelte „Bis bald, Leslie“, lächelte ihr noch einmal zu und eilte dann mit großen Schritten den Gehweg entlang. Den Papierstapel hatte er auf dem Tisch liegen gelassen.
    Raffaello stierte ihn wütend an, so als sei der Stapel an allem, was ihm bevorstand, schuld. Dann fluchte er auf Italienisch. Ziemlich lange grummelte er so vor sich hin, warf den Polizisten am Nebentisch so finstere Blicke zu, dass es Leslie eiskalt den Rücken hinablief – bis sein Blick an ihr hängen blieb. Er schien sich ein wenig zu entspannen.
    „Lass uns nach Hause fahren und ein wenig ausruhen“, seufzte er, stand auf und legte ein paar Geldscheine auf den Tisch. „Ich brauche jetzt dich und den Pool – sonst sterbe ich.“ Er nahm ihre Hand, als sie zurück zu seinem Auto gingen und auch während der Fahrt ließ er sie nicht eine Sekunde los. Er schien vorzüglich mit einer Hand und einem Knie lenken zu können.

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    „Du musst vor Gericht?“, fragte sie ihn, als sie wenig später dicht neben ihm am Rande des Pools in seinem Garten saß. Sie hakte ihr linkes Bein in sein rechtes und beobachtete ihn von der Seite. Raffaello legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. Er hatte jeden Muskel angespannt, als sie den Kopf an seine Schulter lehnte. Sie wusste, dass er angestrengt nachdachte, dass er sich Sorgen machte, mit den Gedanken weit weg war, auch wenn er versuchte, das mit seiner lässigen Art zu überspielen.
    „ Sì “, sagte er dann mit rauer Stimme. Er sah sie nicht an. „Die haben was gegen mich in der Hand.“ Er schwieg kurz. Fast schien es, als müsste er sich dazu überwinden weiterzusprechen. „Besser gesagt: jemanden. Es könnte sein, dass ich dieses Mal nicht so ohne Weiteres davonkomme. Es gibt jemanden, der etwas weiß, glaube ich, einen Kronzeugen. Und ich denke, ich weiß, wer es ist.“ Er klang so unendlich kalt, als er das sagte. Leslie wusste genau, dass er soeben ein Todesurteil besiegelt hatte. Sie schauderte. Sie ließ die Beine im Wasser hin und hergleiten.
    „Was wirst du jetzt tun?“, fragte sie schließlich. Ein grimmiger Ausdruck trat auf sein Gesicht. „Das lass mal meine Sorge sein“, entgegnete er ruhig und Leslie fühlte sich schrecklich. Er sah
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