Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition)
Autoren: Lisa Wirthl
Vom Netzwerk:
gefertigten Badewanne und zog den Duschvorhang zur Seite.
    Da stand er. Ihr eigener Koffer. Schwarz und schlicht und nicht von Hilfiger, wie der des fremden Typen. Aber ansonsten sah er absolut genauso aus und jetzt konnte Leslie nachvollziehen, warum es Anne am Flughafen nicht aufgefallen war, ganz zu schweigen von ihr selbst. Einige Minuten lang stand Leslie unschlüssig vor dem Rand der Badewanne und betrachtete ihren Koffer. Sie zögerte. Irgendetwas hinderte sie daran, ihn einfach so zu öffnen, aber nachdem sie dreimal tief durchgeatmet hatte, tat sie es doch.
    Nichts fehlte. Alle ihre Kleidungsstücke befanden sich noch am selben Platz wie vorher. Erleichtert atmete Leslie auf. Was hatte sie auch erwartet? Eine Botschaft von dem fremden Typen? Etwas, das ihr sein ungewöhnliches Auftauchen erklären würde?
    Lächerlich, dachte sie, dann fischte sie sich ihr grünes Lieblingstop mit Spaghettiträgern und einen schlichten, weißen Rock aus dem Koffer, bevor sie unter der Dusche verschwand. Sie nahm sich vor, gleich danach hinunter zum Frühstücken zu gehen, ohne Anne und Melissa Bescheid zu sagen.
    Der Frühstücksraum war relativ groß. Von der hohen, dunklen Decke hingen einige Kronleuchter herab, aber die lange Fensterreihe, die zum Garten hin verlief, ließ genug Licht herein. Niemand war zu sehen, als Leslie in den Raum trat. Sie war die Erste, die um diese Zeit frühstücken wollte. Umso besser, dachte sie und ließ sich an einem der runden Tische, die direkt an den großen Fenstern aufgestellt waren, nieder, nachdem sie sich ein Glas Orangensaft und eine Schale Müsli mit viel Obst vom Buffet genommen hatte. Vorsichtshalber hatte sie Anne und Melissa einen Zettel an die Tür geheftet, damit sie wussten, wo sie war. Aber bis die beiden eintreffen würden, würde Leslie wahrscheinlich schon längst fertig sein mit essen, denn Anne war eine ziemliche Langschläferin.
    Während sich der Frühstücksraum langsam mit Menschen füllte, saß Leslie alleine an ihrem Tisch am Fenster und starrte hinaus. Man konnte von hieraus auf den Eingang des Hotels blicken. Die Palmen, die zu beiden Seiten der breiten Tür wuchsen, standen still. Kein Wind wehte, was Leslies Hoffnung auf ein wenig Abkühlung sofort zunichte machte. Neue Gäste trafen ein, beladen mit Gepäck, Angestellte des Hotels eilten herbei, um ihnen die Koffer abzunehmen. Ein Mann im schwarzen Anzug eilte auf den Eingang zu. Sein Haar war schwarz und wirr und für einen Augenblick saß ihr der Schreck in den Gliedern, bevor sie erkannte, dass es nicht der Typ von gestern Nacht war.
    „Die Beleuchtung in diesem Gang ist defekt“, hatte er gesagt, als sie erschrocken festgestellt hatte, dass das Licht nicht anging. Dafür hatte er mit Sicherheit höchstpersönlich gesorgt, was nur bedeuten konnte, dass er zu irgendwem in diesem Hotel einen guten Draht hatte, denn ansonsten wäre ihm der Gefallen, unerkannt zu bleiben, wohl nicht getan worden.
    Die einzige Spur, die ich habe, dachte Leslie. Wahrscheinlich war er relativ reich, denn sein Anzug hatte ziemlich teuer ausgesehen. Verdammt. Mehr wusste sie einfach nicht über ihn, aber vielleicht war das besser so. Sie sollte ihn vergessen. Einfach nicht mehr daran denken und sich freuen, dass er ihren Koffer unversehrt zurückgebracht und ihr somit den langen Weg zum Flughafen und nervige Diskussionen mit den Angestellten dort erspart hatte. Schluss, sie würde nicht mehr an die Sache denken. Aber seine tiefbraunen Augen sah sie noch genau vor sich.
    „Leslie!“
    Leslie schreckte hoch. Anne und Melissa hatten sich auf die beiden Stühle, die noch übrig waren, gesetzt und musterten sie amüsiert.
    „Oh“, machte Leslie. „Hi!“
    Schnell schob sie sich einen Löffel Müsli in den Mund, damit Anne nicht auf dumme Gedanken kam, denn schon beäugte sie Leslies noch volle Müslischale misstrauisch. Leslie hatte mindestens eine Stunde da gesessen und nachgedacht und nur drei Löffel Müsli gegessen. Jetzt schmeckte es nach aufgeweichter Pappe. Ekelhaft. Sie fischte nur das Obst heraus.
    „Hast du gut geschlafen?“, fragte Anne. Leslie schüttelte den Kopf und aß weiter.
    „Dein Koffer ist da“, sagte Melissa plötzlich. „Woher hast du den denn auf einmal?“ Es war ihr anzuhören, dass sie sich darüber schon viel den Kopf zerbrochen hatte. Klar, dass Melissa also als Erste mit dieser Frage herausrückte, doch Anne musterte Leslie ebenso gespannt.
    „Jemand vom Gepäckdienst hat ihn gestern Nacht noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher