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Zwischen Liebe und Intrige

Zwischen Liebe und Intrige

Titel: Zwischen Liebe und Intrige
Autoren: Penny Jordan
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Schnellstraßen und Autobahnen noch nicht
gegeben hatte, kannte Sadie den Weg nach Grasse aus den Erzählungen
ihrer Großmutter ganz genau. Sie hatte das Gefühl, sich
mit verbundenen Augen in der Stadt zurechtfinden zu können.
    Der
Krieg hatte der idyllischen, behüteten Kindheit und Jugend ihrer
Großmutter ein jähes Ende gesetzt. Sadies Urgroßvater
war damals umgekommen, und ihre Großmutter war mit dem jungen
englischen Major, in den sie sich verliebt hatte, nach England
geflohen.
    Aus
dem Streit zwischen ihrer Großmutter und ihrem Großonkel
war ein unversöhnlicher Bruch geworden. Ihre Großmutter
hatte sich standhaft geweigert, je wieder nach Grasse zurückzukehren.
In ihren Erinnerungen und in ihrem Herzen aber ist sie immer hier
gewesen, dachte Sadie, während sie den Mietwagen durch die engen
Straßen mit den historischen Bauten lenkte. Hier und dort ragte
der stillgelegte Kamin einer alten Destillieranlage vor ihr auf, ein
Relikt aus der Blütezeit traditioneller Parfümherstellung.
    Manche
Parfümhäuser hatten sich ganz auf den Tourismus
eingestellt, doch bei Francine hatte sich nichts verändert.
Hinter der inzwischen leicht schäbigen Fassade mit den
altmodischen Fensterläden und der massiven Holztür, von
denen der Lack abblätterte, verbarg sich ein Innenhof mit
Nebengebäuden, in denen die Parfüms hergestellt wurden.
    Wurden! Sadie runzelte die Stirn. Geschickt bog sie knapp vor einem
verbeulten Citroën in die einzige freie Parklücke ein, ohne
sich um das wütende Hupkonzert des anderen Autofahrers zu
kümmern.
    Wenn
der Verkauf an den griechischen Zerstörer wirklich stattfand,
würden auch die letzten älteren Angestellten von Francine
in den Ruhestand gehen müssen. Ihr Wissen wäre
unwiderruflich verloren.
    Hélène,
Raouls uralte, unfreundliche Haushälterin, öffnete Sadie
mit griesgrämiger Miene die Tür. Die wenigen
Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die trüben Fensterscheiben
ins Innere des Hauses fanden, beleuchteten die dicken Staubschichten
auf den Möbeln. Sadies Künstlerseele litt bei dem Anblick.
Sie stellte sich vor, was für ein Prunkstück man aus diesem
ungeliebten alten Haus hätte machen können.
    Durch
die halb geöffnete Hintertür war der gepflasterte Innenhof
zu sehen. Dort plätscherte ein Springbrunnen, und unter einem
lila blühenden Fliederbusch lag eine getigerte Katze in der
Sonne und leckte sich die Pfoten. Sadie zögerte. Sie fühlte
sich zu diesem Ort hingezogen, an dem die Geschichte und das Werk
ihrer Vorfahren lebendig zu werden schienen. Hier war die Luft
erfüllt von Düften, die Sadie liebte, nicht stickig wie im
Haus selbst.
    Hélènes
verkniffene Miene verriet Ungeduld, und Sadie wandte sich
widerstrebend der Treppe zu, die hinauf zu den Wohnräumen und zu
Raouls Büro führte. Die alte Haushälterin, ihrem
Dienstherrn treu ergeben wie ein Wachhund, folgte ihr nach oben und
musterte Sadie noch einmal argwöhnisch, bevor sie die Tür
aufstieß.
    Bereit
für die Schlacht, atmete Sadie vor dem Eintreten noch einmal
tief durch. "Raoul", begann sie entschlossen, "ich
werde nicht …"
    Sie
verstummte mitten im Satz, ihre Augen weiteten sich vor Schreck, und
ihre sorgfältig zurechtgelegten Sätze waren wie
weggeblasen.
    Vor
ihr, am Fenster von Raouls Büro, stand … stand …

2.
Kapitel
     
    Sadie
schluckte und versuchte ihre Fassung wiederzugewinnen, aber die
eisgrünen Augen des Mannes am Fenster zogen sie in ihren Bann.
    Unter
seinem eindringlichen Blick wurde ihr beinahe schwindelig, so
verwirrend waren die Empfindungen, die er in ihr auslöste. Weil
sie sich hilflos fühlte, reagierte sie mit Zorn und
Feindseligkeit, aber im Grunde spürte sie etwas viel
Intensiveres, Geheimnisvolleres. Es war die Erkenntnis, wie stark sie
sich zu ihm hingezogen fühlte und wie tief er sie berührte.
    Seine
bloße Anwesenheit ließ ihr Herz schneller schlagen. Nicht
nur sein Anblick, auch alles andere an ihm faszinierte sie. Wie sein
männlich-herber, verlockender Duft. Einerseits wollte sie ihn
tief einatmen, andererseits davor weglaufen – vor dem Duft und
vor dem Mann. Der Glanz in ihren Augen verriet, wie sehr sie mit sich
kämpfte.
    "Habe
ich dich nicht gewarnt, Leon, dass meine Cousine nicht gerade wie
eine Geschäftsfrau auftritt?" hörte sie Raoul sagen.
    Leon?
Leonardis Stapinopolous? Der griechische Zerstörer? Sadie warf
ihm einen vernichtenden Blick zu.
    "Miss
Roberts." Sein kurzes Kopfnicken wirkte ebenso lässig wie
sein australischer
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