Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Machenschaften Freude fand. Ihn amüsierte das Kind, während sie sich nur über Sarah Ann ärgern konnte.
    Es war schon fast Mitternacht, als die Familie Willoughby in Bramley eintraf. Im Licht der Mondsichel konnten sie natürlich keine Einzelheiten von dem Haus sehen, das eine von Claires zukünftigen Wohnungen sein sollte, aber sie konnten zumindest seine Größe erkennen. Riesig war gar kein Ausdruck dafür. Das Gebäude schien sich über viele Morgen Landes zu erstrecken. Es war ein hohes Haus, das mindestens vier Stockwerke besaß; aber gemessen an seiner Breite war seine Höhe geradezu gering. Wollte man von einem Ende ans andere gelangen, mußte man sich auf einen ausgedehnten Spaziergang einrichten.
    Claire sah ihre Mutter an, die aus dem Fenster der Kutsche starrte. Die Größe dieser Anlage hatte etwas bewirkt, was nach Claires Ermessen bisher nichts auf Erden hatte fertigbringen können: Arva Willoughby war sprachlos.
    Sie hielten ungefähr in der Mitte der Vorderfront an, und der Kutscher hämmerte an das Tor. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis jemand öffnete. Das gab Arva Gelegenheit, sich so weit zu erholen, daß sie ihre Sprache wiederfand und ihre Meinung über die Tatsache ausdrücken konnte, daß keiner sie erwartete, um sie zu begrüßen.
    »Ich denke, man hätte doch verlangen können, daß sie jemanden beauftragen, uns zu empfangen«, sagte Arva. »Schließlich soll meine Tochter die Herzogin werden. Halten sie uns etwa für Landstreicher, die eine Unterkunft suchen? Vielleicht ist Harrys Mutter wütend, weil sie keine Herzogin mehr ist, wenn meine Tochter diese Stellung einnimmt. Vielleicht ist sie ...«
    Claire war am Ende ihrer Geduld und fauchte: »Sie wird Herzogin bleiben: Sie ist die Herzogin- Witwe; aber nichtsdestoweniger eine Herzogin.«
    Arva schniefte. »Ich bin mir bewußt, daß ich nicht dieses umfassende Wissen habe wie du, meine Liebe, aber ich fürchte, ich hatte auch nicht so gute Voraussetzungen wie du, um es mir erwerben zu können. Aber schließlich habe ich dir diese Voraussetzungen verschafft, nicht wahr?«
    »Mutter, ich . . .«, begann Claire, hielt aber inne, als sich endlich das dicke Eichentor zu bewegen begann und ein älterer Mann im Morgenmantel sie aus verschlafenen Augen musterte.
    Binnen weniger Sekunden hatte sich Arva in die Eingangshalle vorgearbeitet und gab dort Anweisungen, wie ihr Gefolge und ihr Troß unterzubringen sei. Sie hatte zwei Wagen voll Koffer und Kisten mitgebracht und eine zweite Kutsche, in der ihre Zofe, Georges Kammerdiener und Brats Gouvernante - eine schüchterne kleine Frau, die eine panische Angst vor ihrem jungen Zögling hatte - angereist waren. »Und meine älteste Tochter - meine Tochter, die Herzogin werden soll - braucht eine Kammerzofe. Ihr Mädchen« - sie sprach das Wort in einem so schneidenden Ton aus, daß jeder sofort wußte, was sie von dieser undankbaren Person hielt - »ist weggelaufen und hat einen Engländer geheiratet.«
    Der Mann, den Claire für den Butler hielt, hörte sich Arvas Forderungen an, ohne auch nur einen Funken Interesse zu zeigen. »Ach, ja, über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten«, sagte er leise in seinem schottischen Akzent. Ob Claire nun die einzige war, die ihn gehört hatte, oder nicht -jedenfalls war sie die einzige, die lachte, und der Mann drehte sich zu ihr um und lächelte ein bißchen.
    Trotz Arvas Forderungen und der Energie, mit der sie diese vorbrachte, dauerte es eine Stunde, bis man sie auf ihre Zimmer brachte. Claire zog sich aus und fiel auf das riesige Vier-Pfosten-Bett. Ehe sie sich zudecken konnte, war sie schon eingeschlafen.
    Aber sie schlief nicht lange. Sie fror entsetzlich. Die Decke war dünn, und im Kamin brannte kein Feuer. Mit klappernden Zähnen stieg sie aus dem Bett und suchte nach dem Badezimmer. Da war keines. Und sie fand auch kein Licht.
    Nachdem sie eine Weile im stockdunklen Zimmer herumgetappt war, bekam sie endlich eine Schachtel Streichhölzer und ein paar Kerzen zu fassen. Sie zündete eine davon an und hielt sie über den Kopf, um etwas sehen zu können. Doch sie sah nur das mächtige Bett und schwere Eichenholzmöbel. Da hing auch ein Gemälde, das so groß war wie ein Kleiderschrank, an einer Wand, und Claire erkannte eine Frau, die sie anzustarren schien. Die Frau auf dem Gemälde zeigte ein Lächeln, das Claire auf den Gedanken brachte, sie verstünde sie.
    Claire öffnete die Tür von einem riesigen alten Kleiderschrank und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher