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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe
Autoren: Jude Deveraux
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um Claire mitzuteilen, daß er London verließe und nach Schottland vorausfahren wollte. Claire wollte noch tausenderlei Dinge über seine Familie wissen und was man als Verlobte von ihr erwartete; aber sie bekam keine Chance, auch nur eine Frage zu stellen, weil ihre Mutter sie während dieses kurzen Treffens nicht zu Wort kommen ließ. Als Harry sich verabschiedete, küßte er Claire die Hand, während Arva ihm Lebewohl sagte, und dann war er auch schon fort. Claire hielt blinzelnd ihre Tränen zurück, als sie in ihr Zimmer ging. Es würde eine ganze Woche dauern, bis sie ihn wiedersah, und sie konnte es kaum erwarten, daß ihr neues Leben begann.

2. Kapitel
    Claire schwang sich in mustergültiger Haltung aufs Pferd, hakte ihr rechtes Bein um den Knauf des Damensattels und nahm vom Stallknecht den Zügel entgegen. Sie war mit ihrer Familie am Vortag spät abends nach einer anstrengenden Reise in Bramley eingetroffen. Aus den drei Tagen, die sie für die Fahrt von London hierher benötigen sollten, waren vier geworden. Die Straßen waren mit Furchen und Schlaglöchern übersät gewesen, und sie hatten oft unfreiwillige Pausen einlegen müssen, weil Schafherden die Fahrbahn überquerten. Claires Mutter hatte sich unablässig beschwert, während ihr Vater und ihre jüngere Schwester Karten spielten, bis Claire fast einen Schreikrampf bekam. Keiner der drei schien die Wichtigkeit der Tatsache zu begreifen, daß sie Schottland zum erstenmal besuchten.
    George Willoughby hatte nur kurz von seinen Karten aufgeblickt und bemerkt, daß die Landschaft ein bißchen zu karg sei für seinen Geschmack.
    »Wie kannst du nur so etwas sagen?« hatte Claire entrüstet erwidert. »Die Heide blüht! Und weißt du denn nicht, was 1735 an dieser Stelle passiert ist? In jenem Jahr . . .«
    Sie brach ab, als ihr Vater zu gähnen begann.
    Ihre jüngere Schwester hatte Claire von oben bis unten angesehen und gesagt: »Ich wette, Harry weiß inzwischen über Bonnie Prince Charlie und alles, was sich sonst noch in Schottland zugetragen hat, bestens Bescheid. Oder bist du so mit dem Küssen beschäftigt gewesen, daß du nicht viel mit ihm reden konntest?«
    Claire wollte in ihrem nervösen, gereizten Zustand ihrer Schwester einen leichten Hieb versetzen, aber das Kind konnte selbst in der engen Fahrgastzelle der Mietkutsche erfolgreich ausweichen.
    »Ich wäre sehr froh, wenn ihr endlich aufhören würdet, euch zu streiten«, klagte Arva. »Ich bekomme Kopfschmerzen davon. Und du, Sarah, solltest aufhören, Harry Harry zu nennen. Du mußt ihn mit >Mylord< anreden.«
    »Mit >Euer Gnaden<«, verbesserte Claire seufzend ihre Mutter.
    »Ich habe schon wieder gewonnen«, sagte Sarah zu ihrem Vater. »Mutter, meine teure ältere Schwester möchte dir begreiflich machen, daß Harry mit >Euer Gnaden< anzusprechen ist. Sie will dir damit sagen, daß sie viele Bücher zu diesem Thema gelesen hat und deshalb alles weiß, was man überhaupt wissen kann. Du hingegen hast nie etwas gelesen, und deswegen weißt du nichts über Schottland oder über sonst irgend etwas.« Brat blickte ihre Mutter mit dem holden Lächeln eines Unschuldsengels an.
    »So etwas habe ich nie behauptet«, entrüstete sich Claire. »Ich sagte lediglich .. .«
    Aber Arva wollte ihrem ältesten Kind nicht zuhören. »Claire, ich weiß, daß du mich für ungebildet hältst. Du läßt dir keine Gelegenheit entgehen, mich spüren zu lassen, wie du über meine Bemühungen denkst, mir einen Platz in der Gesellschaft zu verschaffen. Ich bin aber deine Mutter, Claire, und ich glaube, einen Anspruch auf Respekt zu haben. Wir können nicht alle so viel wissen wie du. Wir können nicht alle .. .«
    Während sich Claire die ihr sattsam bekannten Beschwerden ihrer Mutter anhörte, warf sie Brat einen finsteren Blick zu. Sie fragte sich zum millionsten Male, ob ihre Schwester schon so, wie sie war, auf die Welt gekommen oder gleich nach ihrer Geburt auf den Kopf gefallen sei. Gleichgültig, ob aus angeborenen oder erworbenen Gründen - Sarah Ann fand einen unheimlichen Spaß daran, ihrer älteren Schwester das Leben schwerzumachen.
    »Du bist mit Geben dran, Brat«, sagte George liebevoll zu seiner jüngeren Tochter. Arva schien keine Ahnung von dem wahren Wesen ihrer jüngeren Tochter zu haben, aber George wußte genau, was das Kind tat. Und Claire regte sich oft schrecklich darüber auf, daß ihr Vater seine jüngere Tochter durchschaute und sogar an ihren durchtriebenen, hinterhältigen
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