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Zwischen Krieg und Terror

Titel: Zwischen Krieg und Terror
Autoren: Ulrich Tilgner
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Willigen« können insbesondere Konflikte in islamischen Ländern nicht beendet werden, da den Truppen westlicher Staaten dort die hierzu notwendige Neutralität abgesprochen wird.
    Mit einer längst überfälligen Reform der Vereinten Nationen kann die Staatengemeinschaft eine bereits existierende Organisation stärken, um den Anforderungen im Zeitalter der Globalisierung besser gewachsen zu sein. Für die Lösung internationaler Probleme kommt einer Neutralität der Vereinten Nationen zentrale Bedeutung zu. Nur dann vermag sie jene Autorität zu erlangen, die notwendig ist, um Konfliktparteien das Einlenken zu erleichtern. Es wäre fahrlässig, die Rolle internationaler Organisationen und ihre Bedeutung bei der Ausräumung von Konflikten zu unterschätzen. Nicht umsonst waren die ersten Terrorangriffe im Irak darauf gerichtet, die UN davon abzuschrecken, sich am Aufbau neuer Strukturen im Lande zu beteiligen. Im Nachhinein lässt sich sagen, dass die Vereinten Nationen einen schweren Fehler begangen haben, als sie ihre internationalen Mitarbeiter nach dem Terroranschlag auf ihren Stützpunkt in Bagdad weitgehend aus dem Irak abzogen. Ebenso kurzsichtig war es, den politischen Neuanfang Afghanistans Hilfsorganisationen zu überlassen, die der schwierigen Aufgabe, eine von Bürgerkriegen und Eroberung durch fremde Truppen zerrüttete Gesellschaft in die Normalität zurückzuführen, nicht gewachsen sind.
    An den nicht gelöschten Krisenherden im Nahen und Mittleren Osten wird deutlich, wie dringend es einer Stärkung der Vereinten Nationen bedarf. Die Weltorganisation muss eine zentrale Rolle bei der Lösung von Konflikten übernehmen. Wenn dies nicht gelingt, werden Kriege und Krisen in dieser Region nicht eingedämmt werden können und zu einer Blockade der Entwicklung der globalen Wirtschaft und Sicherheit führen.
    Ohne eine Intensivierung des Dialogs der Kulturen lassen sich die Mechanismen zur Beilegung internationaler Auseinandersetzungen nicht verbessern. In einer Atmosphäre weltweiter Verunsicherung wird es immer wichtiger, den Rückzug der Menschen auf das ihnen Bekannte, Vertraute oder das Traditionelle abzuschwächen und die Bereitschaft zu wecken, sich mit dem Fremden auseinander zu setzen, sowie zu verhindern, dass darin etwas Feindliches gesehen wird. Bei dem Verhalten, auf Fremdes zumindest mit Ablehnung zu reagieren, handelt es sich um ein globales Problem. Wenn Ausländern bereits in Europa vielfach mit Ablehnung begegnet wird, dann darf es erst recht nicht verwundern, wenn ausländischen Soldaten in einer ihnen fremden Kultur Misstrauen, wenn nicht gar Feindschaft entgegengebracht wird.
    In einer Zeit, in der weltweite wirtschaftliche Verbindungen Menschen unterschiedlicher Kulturen in immer intensiveren Kontakt bringen, müssen die zwischen ihnen vorhandenen kulturellen Barrieren abgebaut werden, um zu verhindern, dass aus diesen Barrieren Frontlinien werden. Dies ist umso dringender, als der Abbau von kulturellen Barrieren in den vergangenen Jahren nicht mit der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung Schritt gehalten hat. Damit sehen sich Menschen als Opfer dieser Entwicklung, weil sie das Gefühl entwickeln, sie nicht mehr beeinflussen zu können.
    Ein rücksichtsloses Auftreten wie das der US-Soldaten im Irak und in Afghanistan muss geradezu reflexartig heftige Gegenwehr auslösen. Diesen Mechanismus nicht erkannt zu haben, müssen sich Politiker als Fehler anlasten lassen. Eine solche Einschätzung vermag die Probleme nicht zu lösen. Im Aufeinandertreffen mit einer fremden Kultur wird die Gefahr gesehen, die einen militärischen Reflex auslöst, statt die Kulturbarrieren abzubauen.
    Terroristen, Drogenbaronen oder zum Bau der Atombombe entschlossene Politiker werden dafür verantwortlich gemacht, dass man gegen sie aufrüstet. Dabei wird in Wahrheit in der unbekannten Kultur das Bedrohliche gesehen. Im Krieg gegen das vermeintlich Böse wird der Feldzug gegen das Andersartige gleich mit geführt.
    Um diesen Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen, ist es notwendig, sich mit dem Anderen eingehender zu befassen. Im Verhältnis zum Nahen Osten bedeutet dies eine Auseinandersetzung mit dem Islam. Eine solche Auseinandersetzung kann erbitterte Formen annehmen, geht es in ihr doch auch darum, die eigenen Werte zu verteidigen. Sowenig auf die Veröffentlichung von Karikaturen verzichtet werden
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