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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe
Autoren: Cecelia Ahern
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machst du denn?«
    Luke trat vollends in die Halle, und Elizabeth bemerkte sofort die Grasflecken auf seinen Knien.
    »Ich und Ivan spielen bloß mit dem Computer«, erklärte er.
    »Ivan und ich«, korrigierte sie und hörte dabei weiter Marie zu, die ihr am anderen Ende der Leitung versprach, einen Streifenwagen loszuschicken, um Saoirse zu suchen. Luke sah seine Tante kurz an und ging zurück in sein Spielzimmer.
    »Warte mal«, rief Elizabeth ins Telefon, als sie etwas zeitverzögert registrierte, was Luke gerade gesagt hatte. Sie sprang auf, knallte gegen das Tischbein und verschüttete den Espresso, der eine unschöne Pfütze auf dem Glas bildete. Sie fluchte. Die schwarzen gusseisernen Stuhlbeine kratzten über den Marmorfußboden. Das Telefon an die Brust gedrückt, rannte sie durch die lange Halle zum Spielzimmer. Dort streckte sie den Kopf durch die Tür und sah Luke auf dem Boden sitzen, die Augen gebannt auf den Bildschirm gerichtet. Das Spielzimmer und Lukes Schlafzimmer waren die einzigen Räume im Haus, wo Spielzeug erlaubt war. Dass sie sich um ein Kind kümmern musste, hatte Elizabeth längst nicht so verändert, wie manche es erwartet hatten. Luke hatte ihre Ansichten nicht weniger streng gemacht. Natürlich hatte sie, wenn sie Luke zu seinen Freunden brachte oder ihn dort abholte, zahlreiche Häuser gesehen, wo so viele Spielsachen herumlagen, dass jeder stolperte, der sich in die Nähe wagte. Widerwillig hatte sie mit Müttern Kaffee getrunken, umgeben von Flaschen, Babybrei und Windeln, einen Teddy unter dem Hintern. Aber in ihrem eigenen Haus hatte sie Edith gleich zu Beginn ihres Arbeitsverhältnisses die Regeln klargemacht, und Edith hatte sie befolgt. Während Luke größer wurde, stellte auch er sich auf ihre Art ein, respektierte ihre Wünsche und beschränkte seine Spiele auf das Zimmer, das sie seinen Bedürfnissen gewidmet hatte.
    »Luke, wer ist Ivan?«, fragte Elizabeth, während sie mit den Augen das Zimmer absuchte. »Du weißt doch, dass du keine Fremden heimbringen darfst«, fügte sie besorgt hinzu.
    »Er ist mein neuer Freund«, antwortete er wie ein Zombie, ohne die Augen von dem muskelbepackten Wrestler zu nehmen, der auf dem Bildschirm seinen Gegner vermöbelte.
    »Du weißt, ich bestehe darauf, dass ich deine Freunde kennen lerne, ehe du sie mit nach Hause bringst. Wo ist Ivan?«, fragte sie, schob die Tür ein Stück weiter auf und betrat Lukes Zimmer. Sie hoffte nur, dass dieser Freund besser war als die letzte kleine Nervensäge, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, mit Textmarker ein Bild seiner glücklichen Familie an ihre Wand zu malen, das inzwischen glücklicherweise überstrichen war.
    »Da drüben.« Luke nickte mit dem Kopf in Richtung Fenster, aber er nahm die Augen immer noch nicht vom Bildschirm.
    Elizabeth ging zum Fenster und schaute in den Garten hinaus. Dann verschränkte sie die Arme und fragte: »Versteckt er sich?«
    Luke drückte die Pausentaste und riss sich endlich von den Wrestlern auf dem Bildschirm los. Verwirrt verzog er das Gesicht. »Er sitzt doch direkt vor dir!«, sagte er und deutete auf den Sitzsack zu Elizabeths Füßen.
    Mit großen Augen starrte Elizabeth auf den Sitzsack. »Wo?«
    »Direkt vor dir!«, wiederholte Luke.
    Elizabeth blinzelte ihn an. Dann hob sie ratlos die Arme.
    »Neben dir, auf dem Sitzsack.« Lukes Stimme wurde lauter und nervös. Er starrte den Sitzsack an, als wolle er seinen Freund mit purer Willenskraft dazu bringen, in Erscheinung zu treten.
    Elizabeth folgte seinem Blick.
    »Siehst du ihn jetzt?« Er schob die Tastatur weg und stand schnell auf.
    Angespanntes Schweigen trat ein. Elizabeth spürte Lukes Hass wie eine körperliche Berührung. Sie wusste, was er dachte: Warum kannst du meinen Freund nicht einfach sehen, warum kannst du nicht ausnahmsweise mal mitmachen, warum kannst du nie mit mir spielen? Aber sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und blickte sich noch einmal um, ob ihr nicht doch etwas entgangen war. Aber da war nichts.
    Sie ging in die Knie, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein, und ihre Gelenke knackten. »Außer uns beiden ist niemand im Zimmer«, flüsterte sie. Irgendwie war es leichter, das leise zu sagen. Ob leichter für sie oder für Luke, das wusste sie allerdings nicht.
    Lukes Wangen röteten sich, und seine Brust hob und senkte sich schneller. So stand er mitten im Zimmer, umgeben von den Kabeln der Tastatur, ließ die Schultern hängen und sah total hilflos aus. Elizabeths Herz
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