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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe
Autoren: Cecelia Ahern
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überhaupt nichts Eingebildetes an ihm.
    Sie konnten ihn nur nicht sehen.

Drei
    Es war echt nett von Luke, dass er mich an dem Tag damals zum Essen eingeladen hat. Als ich ihm sagte, dass Pizza mein Lieblingsessen ist, hatte ich eigentlich nicht vor, damit eine Einladung zu provozieren. Aber wie kann man so was Leckeres wie
Pizza
an einem
Freitag
ablehnen? Das ist doch ein Grund zum Doppelfeiern.
    Nach dem Vorfall im Spielzimmer hatte ich den Eindruck, dass Lukes Tante mich nicht besonders mochte, aber das überraschte mich nicht, weil das meistens so geht. Eltern denken immer, es ist Verschwendung, für mich Essen zu machen, weil sie es am Schluss sowieso wegschmeißen müssen. Aber das ist ganz schwierig für mich – ich meine, versucht doch mal zu essen, wenn man euch kaum Platz lässt am Tisch und alle euch anstarren und sich fragen, ob das Essen auch wirklich vom Teller verschwindet. Irgendwann packt mich so der Verfolgungswahn, dass ich nichts mehr runterkriege und mein Essen stehen lassen muss.
    Natürlich will ich mich nicht beklagen, es ist nett, zum Essen eingeladen zu werden, aber die Erwachsenen tun mir auch nie die gleiche Menge auf den Teller wie allen anderen. Normalerweise nicht mal die Hälfte, und dann sagen sie Sachen wie: »Oh, bestimmt ist Ivan heute nicht so hungrig.« Ich meine, woher wollen sie das denn wissen? Sie fragen ja nicht mal. Normalerweise werde ich zwischen meinen derzeit besten Freund und irgendeinen blöden großen Bruder oder eine doofe große Schwester gequetscht, die mein Essen klauen, wenn grade keiner guckt.
    Meistens vergisst man auch, mir eine Serviette oder Besteck zu geben, und auch mit dem Wein ist man mir gegenüber alles andere als großzügig. (Manchmal stellt man mir auch einfach nur einen leeren Teller hin und sagt meinem besten Freund, unsichtbare Leute würden unsichtbares Essen essen. Also wirklich. Ich meine, schüttelt der unsichtbare Wind etwa unsichtbare Bäume?) Meistens kriege ich ein Glas Wasser, aber auch nur, wenn ich meinen Freund höflich darum bitte. Die Erwachsenen finden es schon sonderbar, wenn ich ein Glas Wasser zum Essen möchte, aber wenn ich dann auch noch Eiswürfel will, dann geht echt die Post ab. Ich meine, Eiswürfel gibt’s doch umsonst, und wer möchte an einem heißen Tag nicht gern was Kühles zu trinken?
    Normalerweise sind es die Mütter, die sich mit mir unterhalten. Allerdings stellen sie Fragen und hören bei den Antworten nicht zu, oder sie tun so, als hätte ich etwas ganz anderes gesagt, nur wegen des Lacherfolgs. Wenn sie mit mir sprechen, dann glotzen sie mir auf den Brustkorb, als wäre ich nicht mal einen Meter groß. Das ist so ein Klischee. Damit das mal klar ist: Ich bin eins achtzig, und da, wo ich herkomme, spielt das Altersding keine Rolle – wir fangen an zu existieren und wachsen eher geistig als körperlich. Für das Wachstum ist das Gehirn verantwortlich. Sagen wir mal, mein Gehirn ist inzwischen ziemlich groß, aber es kann immer noch weiterwachsen. Ich mache meinen Job schon eine lange, lange Zeit, und ich mache ihn gut. Ich habe noch nie einen Freund im Stich gelassen.
    Die Väter murmeln leise vor sich hin, wenn sie glauben, dass keiner mithört. Als ich mit Barry in den Sommerferien nach Waterford gefahren bin, lagen wir eines Tages beispielsweise mit seinem Vater am Strand von Brittas Bay, und da kam eine junge Frau im Bikini vorbei. »Na, wie wär’s denn damit, Ivan?«, meinte Barrys Papa ganz leise. Die Dads sind auch immer fest davon überzeugt, dass ich mit ihnen einer Meinung bin. Dann erzählen sie meinen besten Freunden Dinge wie: »Gemüse ist gesund, und ich soll dir von Ivan ausrichten, du sollst deinen Brokkoli aufessen«, und lauter so blödsinniges Zeug. Zum Glück wissen meine besten Freunde ganz genau, dass ich so was nie sagen würde.
    Aber so sind halt die Erwachsenen.
    Neunzehn Minuten und achtunddreißig Sekunden später rief Elizabeth Luke zum Essen. Mein Magen knurrte, und ich freute mich echt auf die Pizza. Also folgte ich Luke durch die lange Halle in die Küche und warf unterwegs einen Blick in die Zimmer, an denen wir vorbeikamen. Im Haus war es total still, und unsere Schritte machten ein richtiges Echo. Die Zimmer waren alle weiß oder beige gestrichen und so sauber und ordentlich, dass ich schon ganz nervös wurde wegen der Pizza. Ich wollte ja keine Sauerei machen. Soweit ich sehen konnte, gab es keine Anzeichen dafür, dass in diesem Haus ein Kind wohnte. Genau genommen
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