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Zwienacht (German Edition)

Zwienacht (German Edition)

Titel: Zwienacht (German Edition)
Autoren: Raimon Weber
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seines sich in panischer Auflösung befindenden Verstands die Frage, wie er nur so töricht gewesen sein konnte, sich hierher zu wagen. Mit einem Feuerzeug.
    Das Stilett!, fiel ihm ein.
    Ehe er auch nur den Versuch starten konnte, danach zu greifen, traf ihn etwas mitten ins Gesicht. Hart. In seinem Kopf war ein Splittern, als würde Porzellan mit einem Hammer zerschlagen.

In deiner Nähe

    Er war nicht bewusstlos. Konnte nur seine Bewegungen nicht koordinieren. Konnte nicht richtig atmen. Die Nase war völlig verstopft und fühlte sich merkwürdig taub an. Sein Mund war voller Blut. Er lag auf dem Rücken und versuchte sich auf die Seite zu drehen, um besser Luft zu bekommen. Das Blut lief ihm die Kehle hinab.
    Allein bei dem Versuch, sich zu bewegen, schoss ein schmerzhaftes Schwindelgefühl durch seinen Kopf.
    Ein greller Lichtstrahl wurde direkt auf sein Gesicht gerichtet. Gleichzeitig war die Erinnerung da. Jemand hatte auf ihn eingedroschen.
    Mit einem Spaten. Der lehnte jetzt an der Wand.
    Daneben lag seine Lederjacke. Man hatte sie ihm ausgezogen.
    Seine Brille war weg.
    Als Richard etwas sagen wollte, brachte er nur ein nasses Schlürfen zustande.
    Er wurde an den Haaren gepackt, wollte sich wehren und stellte erst jetzt fest, dass seine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Eine Schlinge legte sich um seinen Hals und dann wurde er wie ein ungezogener Hund über den Boden gezerrt. Auf den Knien rutschend, versuchte er Schritt zu halten.
    „Krüger ... nicht“, brachte er zustande, während sich Steine und Scherben in seine Kniescheiben bohrten. Die Gestalt wandte ihm den Rücken zu und zerrte nur fester an ihm. Er bekam kaum noch Luft. Der Mann war nur ein Schattenriss vor dem tanzenden Strahl der Taschenlampe. Aber Richard erkannte an der Größe, den breiten Schultern, den kraftvollen Bewegungen, dass er es hier nicht mit Krüger zu tun hatte.
    Der Mann öffnete eine Türe, zog Richard in den dahinterliegenden Raum und versetzte ihm einen gezielten Tritt in die Nierengegend. Der Schmerz löste spastische Zuckungen aus. Richard zappelte wie eine verrückt gewordene Gliederpuppe, kugelte sich beinahe die gefesselten Arme aus, bis er schließlich zusammengekauert liegen blieb. Über seiner rechten Niere blieb eine heiße Stelle zurück. Er spuckte Blut.
    Die Tür fiel ins Schloss. Das laute Geräusch riss Richard aus dem Nebel, der damit begonnen hatte, sein Bewusstsein zu verschleiern.
    Er öffnete die Augen zu schmalen Schlitzen. Einige Sekunden lang sah er den Raum – die Schreibtischlampe, deren Schirm gegen die Decke gerichtet war, den Stuhl, einen Koffer, ein paar Säcke – doppelt, dann fügten sich die Bilder zu einem.
    Schwere Stiefel tauchten vor seinem Gesicht auf und nahmen ihm die Sicht.
    „Hoch mit dir“, knurrte eine Stimme, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Richard spürte den Ruck an der Leine und beeilte sich aufzustehen. Er stolperte ein paar Meter durch den Raum und wurde dann auf den Stuhl gedrängt.
    Richard hob den bleischweren Kopf und blickte sich um.
    Es war ein Raum zum Töten.
    Links von ihm stand ein großer Tisch aus Metall, eigentlich mehr Arbeitsplatte als Tisch. Darauf lag eine zierliche Gestalt. Gefesselt und mit einem bizarren Rahmen um den Kopf. Dort war der Boden mit einer Plastikplane abgedeckt.
    Maria!
    Zuerst dachte er, sie wäre tot, aber dann bemerkte er, dass sich ihre Brust hob und senkte. In einem sehr hektischen Rhythmus. Sie versuchte jetzt sogar, den Kopf ein wenig anzuheben. Ihre Augen waren ganz groß. In ihrem Mund steckte ein Lappen, aber sie wollte sich trotzdem bemerkbar machen, brachte jedoch nur ein ersticktes Winseln zustande.
    „Wie gefällt dir das?“, fragte eine Stimme neben seinem Kopf.
    Ehe er antworten konnte, erhielt er einen Faustschlag. Wieder exakt auf die rechte Niere. Richard warf sich schreiend nach rechts. Hätte der Mann ihn nicht aufgefangen, wäre er auf den Betonboden gekippt.
    Richard hustete und spuckte mehr blutigen Schleim aus. Eine Hand riss seinen Kopf nach hinten.
    „Was hast du hier zu suchen?“ Die Stimme klang mühsam beherrscht. „So war das nicht vorgesehen!“
    Richard sah dem Mann zum ersten Mal ins Gesicht.
    Die Augen durchbohrten ihn, die Zähne waren zu einem sadistischen Grinsen gefletscht.
    Der Mann war älter als Richard ... und er kannte ihn. Er war ihm erst vor ein paar Tagen auf der Straße begegnet.
    Es war der Kammerjäger.
    „Erkennst du mich?“, fragte der Mann mit dem faltigen
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