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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
Autoren: Erin Kellison
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erregen.
    Es war eine gebende Kraft, und als der Sturm vorüber war, wusste er, dass er einen kleinen Teil von sich in ihr zurückgelassen hatte. Dennoch fehlte ihm nichts. Wenn überhaupt, war er gewachsen, denn er hatte etwas Lustvolles, Wundervolles erfahren. Nur ein einziger Gedanke brannte in ihm: Kathleen.
    Er legte sich auf den Rücken und zog sie in seine Arme: Sie schmiegte sich an seine Seite und legte ihr Bein locker um seines. Die Luft war von dem Geruch ihrer Lust erfüllt.
    Aber aus den finsteren Ecken des Raumes sickerte ein Schatten, um nach ihm zu greifen, ihn festzuhalten, ihn zurück über die Grenze zu holen. Kein Wunder, dass diese Welt in ihm ein Monster sah. Die tiefen Schatten – sein Ort der Macht – schienen jetzt ihn zu bedrohen.
    Etwas Feuchtes, Kaltes, Schwarzes glitt um seinen Knöchel. Mit seinem Geist stieß er den Schatten kräftig zurück. Doch er ließ sich nicht abschütteln und schob sich weiter sein Bein hinauf.
    Ihm und seiner Geliebten, die sanft auf dem Nachklang ihrer Lust trieben, blieb nur noch wenig Zeit.
    Aber sie waren nicht allein. Etwas war zum Leben erwacht und flackerte vor seinem geistigen Auge. Er griff zwischen ihre Körper und suchte nach der Ursache.
    Da. Ein aufkeimender Funke.
    »Irgendetwas geschieht hier drinnen.« Er strich über ihren Unterleib.
    Sie bekam runde Augen, hob den Kopf und blickte prüfend auf ihren nackten Bauch, dann sah sie ihn an. »Was meinst du?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ein Leben. Ich kenne mich damit nicht besonders gut aus.« Ein schwarzer Streifen wand sich sein anderes Bein hinauf. Er konnte spüren, wie er sich langsam auflöste. Es war so gut wie unmöglich, seine Gestalt länger in der Welt der Sterblichen zu halten. »Halt still, ich versuche es aufzuhalten. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »Nein«, flüsterte sie und legte die Hand schützend auf die Stelle. »Nein.« Sie machte sich von ihm los, glitt aus dem Bett und stand am Rand der bedrohlichen Dunkelheit.
    Er streckte die Hand nach ihr aus. »Ich weiß nicht, was es ist. Was daraus wird.« Ein Funke konnte sich in ein Feuer verwandeln, und ein Feuer konnte die Natur verändern. Als sie nicht von ihrem Entschluss abwich, fügte er hinzu. »Ich weiß nicht, ob es existieren darf .«
    »Wieso sollte es dann da sein?«
    »Indem ich hier bin, verstoße ich gegen das Gesetz. Und erst recht, wenn ich so mit dir zusammen bin. Das sind unzählige Verstöße, doch das ist mir egal. Aber das … das könnte die erste Folge sein.« Der Gedanke schnürte ihm die Kehle zu: Wenn er für die Konsequenzen seiner Übertretung geradestehen musste, war das eine Sache, aber die Vorstellung, dass seine geliebte Kathleen sie ganz allein auf sich nehmen sollte, erschien ihm unerträglich. Das musste er verhindern.
    »Nein«, erklärte sie.
    Die sich ausbreitende Dunkelheit schwärzte seinen Körper. Keine Zeit . »Kathleen, du kannst nicht wissen, was das ist. Oder wie hoch der Preis dafür ist.«
    »Das ist mir egal. Es gehört uns. Dir und mir«, entgegnete sie. Sie ergriff seine ausgestreckte Hand und legte sie auf ihren Unterleib.
    Er konnte den Funken jetzt auslöschen, und es wäre vorbei. Aber ihr Herz setzte aus und hielt ihn davon ab. Ihre Augen füllten sich mit neuer Hoffnung, unendlich kostbarer Hoffnung, und sie lächelte unter Schmerzen.
    »Du verstehst das nicht«, sagte er. Aber er hatte nicht die Zeit, sie zu überzeugen. Es würde etwas Schreckliches geschehen. Sie musste einen hohen Preis für ihr Glück bezahlen. Mit diesem schimmernden Funken würde zugleich etwas Finsteres entstehen. Er hätte nicht kommen dürfen, konnte es aber auch nicht bereuen.
    »Doch. Mehr als du.« Sie drückte seinen Handrücken. »Es entsteht etwas. Etwas aus uns.«
    Nie hatten ihre Augen mehr gestrahlt, und er konnte sich nicht überwinden, dieses Strahlen zu trüben. Er versuchte es auf andere Weise. »Wahrscheinlich bleibt dir nicht die Zeit, das bis zum Ende durchzustehen.«
    »Doch, das werde ich.«
    Ihre Überzeugung verunsicherte ihn. »Kathleen, selbst jetzt ist dein Herz schwach.«
    Sie sah ihm in die Augen, während sie tief und kontrolliert einatmete. »Ich brauche nur neun Monate. Neun Monate sind nichts. Man erzählt mir seit Jahren, dass ich nur noch sechs hätte.«
    »Kathleen, Liebes.« Seine Stimme klang rau, beinahe brach sie. Er zog sie an sich und sah ihr in die Augen. »Keiner von uns weiß, wie viel Zeit dir noch bleibt. Es ist besser, es jetzt zu beenden.
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