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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
Autoren: Erin Kellison
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eine Gestalt mit gruseligen, entschlossen funkelnden Augen – die Inkarnation der Dunkelheit. Das konnte nur der Tod sein, der herzlose Teufel, der ihr Mutter und Tante genommen hatte. Er hatte die Gestalt eines Mannes und schien in völlige Abwesenheit von Licht gehüllt zu sein, sodass er für sie leicht zu erkennen war. Er ergriff eine blitzende gebogene Klinge. Schon wirbelte er die Sense durch die Luft und ließ sie nach unten sausen.
    Die Klinge war erbarmungslos. Das Metall schnitt mit Leichtigkeit durch das Paar, das in der grausamen Fratze eines Kusses erstarrt war. Grady fiel wie eine trockene, knochenlose Materie in sich zusammen. Eine Hülle. Melanie sackte nach unten. Sie sank mit weit geöffneten Augen und überraschtem Blick auf die Knie nieder und stürzte dann zur Seite, wobei sie lautstark die Luft ausstieß.
    Talia taumelte zurück und schrie doppelt so laut.
    Mit dem nächsten Schwung traf die Sense die Frau quer über dem Bauch. Sie kippte wie eine Vogelscheuche um. Bei dem Verwesungsgeruch, der augenblicklich von beiden Leichen aufstieg, als wären sie bereits lange tot, krampfte sich Talias Magen vor Übelkeit zusammen.
    Schließlich drehte sich der Tod zu ihr um. Sein schwarz verhüllter Körper wogte in einem Meer stürmischer Schatten. Die Sense lugte an der Seite heraus und fing Licht, wo keines sein durfte. Der Tod griff nach ihr. Seine dunkle Hand streichelte ihre Wange.
    Talias Schrei erstarb in ihrem Hals. Erstickte. Löste sich in einem Wimmern auf.
    Und der schwarz verhüllte Albtraum ebenfalls.
    t
    Talia schlang die Arme um ihren Körper, ihre Angst tauchte den Raum in Dunkelheit, aber sie konnte nicht aufhören zu zittern. Eine tektonische Verschiebung in ihrem tiefsten Inneren löste erdbebenähnliche Stöße aus. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, während das irre Heavy-Metal-Gekreische aus der Nachbarwohnung das weiße Rauschen zum Ausdruck brachte, das in ihr herrschte.
    Die Wohnungstür knarrte. Endlich Hilfe? Viel zu spät?
    Die Silhouette eines Mannes schob die Tür auf und stieß auf Widerstand. Eine der Leichen lag im Weg. Er drückte fester gegen die Tür, und als diese sich nicht bewegen ließ, stieg er einfach über das Hindernis hinweg. »Robin? Grady?«
    Nun, wohl doch keine Hilfe.
    Talia atmete weder ein noch aus. Offenbar war er einer von denen. Von den Monstern mit den Bärenzähnen.
    Er tastete an der Wand nach dem Lichtschalter. Es war zwar eine Lampe eingeschaltet, aber Talia hielt mit aller Macht die Dunkelheit darüber. Sie biss sich auf die Lippen.
    Egal, was passierte, sie würde nicht schreien. Nie wieder. Sie würde nicht zulassen, dass … der andere Teufel in die Welt herüberkam.
    Der Mann, groß, mit dunkler Haut und schwarzen langen Haaren, drang weiter in den Raum vor.
    »Robin?« Er ließ die Tür offen stehen.
    Talia entdeckte ihre Tasche auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Raumes. Unerreichbar. Darin befanden sich Geld, ihr Ausweis und das Flugticket. Nicht, dass sie noch nach Berkeley fahren wollte. Der Traum war zusammen mit Melanie gestorben.
    Stattdessen schlich sie leise zur Tür und aus der Wohnung hinaus. Dann floh sie durch den Betonflur, der zur Außentreppe des Hauses führte.
    »Hurensohn!« Explosionsartig drang der Schrei hinter ihr aus der Wohnung.
    Sie hatte die Dunkelheit mit sich genommen. Der Mann hatte gerade … alles entdeckt.
    Immer zwei oder drei Stufen auf einmal nehmend hastete sie die Treppe zum Parkplatz hinunter, von ihrer Haut stieg eine schwarze Rauchwolke auf.
    Vor dem Gebäude wartete mit laufendem Motor ein Mann am Steuer eines dunklen Geländewagens. Sie wandte sich von ihm ab und versteckte sich hinter einer niedrigen Mauer, die den Parkplatz des Gebäudes umgab.
    Die Stufen tönten metallisch, als jemand mit schnellen Schritten die Treppe hinunterlief.
    Das musste er sein. Sie versuchte, ihr rasendes Herz zu beruhigen, indem sie die Luft anhielt.
    In der Nähe surrte ein elektrischer Fensterheber.
    »Hast du das Mädchen gesehen?«, fragte ein Mann, nur sechs Fuß von ihr entfernt.
    »Nein. Niemanden«, erwiderte ein anderer Mann, gedehnt und matt.
    »Da oben hat ein verdammtes Gemetzel stattgefunden. Grady und Robin sind tot.« Seine Stimme war rau vor Wut und Fassungslosigkeit.
    Talia hockte in ihrem Betonversteck. Ihr Kopf pochte im Takt mit dem Blut in ihren Adern, und die Erinnerung an das Jaulen der Musik saß ihr noch in den Gliedern.
    »Das
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