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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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Humper.
    Baumann platzte heraus: »Kann denn das hier nicht einbrechen? Ich meine, über einen Kilometer Gebirge, das wiegt doch so einiges, oder?«
    »Da haben Sie Recht. Das wiegt sogar sehr viel. Der Ausbau ist noch nicht erfunden, der einem solchen Druck standhalten könnte. Nein, das Gebirge trägt sich selbst. Das, was Sie hier sehen«, der Direktor zeigte auf die Stahlprofile, »unterstützt lediglich diese selbsttragenden Eigenschaften und schützt vor Steinfall. Trotzdem gibt auch der beste Ausbau irgendwann nach. In der Regel jedoch nicht von einer Minute zur anderen, sondern langsam. Er verformt sich unter dem Druck und der Querschnitt der Strecken wird immer kleiner. Irgendwann muss das alles dann entweder erneuert werden oder die Strecke geht endgültig zu Bruch. Häufig quillt auch das Liegende…
    das ist der Boden, auf dein Sie stehen«, erläuterte Humper, als er die fragenden Blicke der Beamten registrierte, »häufig quillt auch die Sohle hoch und muss dann wieder abgetragen werden.
    Durchsenken nennen wir das.«
    Der Zug stoppte und Humper öffnete die Tür. »Jetzt müssen wir noch ein paar Minuten mit der Einschienenhängebahn Seilbahn fahren und dann haben wir es fast geschafft.«
    Sie kletterten aus dem Wagon.
    »Hier entlang«, sagte Humper und bewegte sich zu einer Tür, die eine andere Strecke abschloss.
    Der Bergmann stemmte sich gegen das Türblatt und wartete, bis die beiden Beamten die Öffnung passiert hatten. Ein starker Windsog zerrte an ihrer Bekleidung. Humper ließ die Tür knallend zufallen. Schlagartig versiegte der Luftstrom. »Das ist eine der Wettertüren, von denen ich Ihnen erzählt habe. Wir sind in der Wetterschleuse.«
    Etwa zwanzig Meter weiter befand sich die nächste Tür, auf die sie zusteuerten. Als die Gruppe auch diese durchschritten hatte, war kein Windsog mehr zu verspüren. Die Luft war warm und stickig. Baumann begann, stärker zu schwitzen.
    Die Strecke, durch die sie jetzt gingen, war im Durchmesser deutlich schmaler und auch nicht so gut ausgeleuchtet wie die, durch die die Grubenbahn fuhr. Vor ihnen hing an einer Schiene, die am Ausbau befestigt war, eine Art Sessellift, der allerdings nicht gepolstert war und über keine Rückenlehne verfügte. Vier dieser Stühle waren mittels eines Stahlbalkens miteinander verbunden, der wiederum mit Rollen wie ein Schwebebalken an der Schiene angeschlagen war. Gezogen wurde die Konstruktion von einer Dieselkatze; ein Gerät, das wie ein Bob aussah. Der Fahrer der Dieselkatze lag mehr in seinem Gefährt, als dass er saß.
    Brischinsky, Baumann und Humper kletterten auf die Stühle.
    Die Einschienenhängebahn setzte sich in Bewegung und verschwand im Dunkeln. Obwohl die Geschwindigkeit der Dieselkatze nicht sehr hoch war, schwenkten die Sitze in jeder Kurve, den Fliehkräften folgend, leicht aus.
    Baumann konnte erkennen, dass der Boden sehr uneben war.
    Je nach Zustand der Strecke betrug der Abstand zum Boden zwischen 20 Zentimeter und etwa 1,50 Meter. Der Beamte war froh zu sitzen. Besser schlecht gefahren als gut gelaufen, dachte er amüsiert.
    Nach etwa zehn Minuten stoppte ihr Transportmittel und Humper stieg ab. Die Polizisten folgten ihm in eine noch dunklere Strecke, durch die ein Förderband führte, das allerdings im Moment stillstand. Warme und etwas feuchte Luft wehte ihnen entgegen. Nach wenigen Schritten, die in der schwülen und stickigen Atmosphäre ziemlich anstrengend und schweißtreibend waren, machte der Weg einen deutlichen Bogen. Als sie die Kurve passiert hatten, konnten die beiden Beamten in der Ferne sich bewegende Lichter entdecken, die Humper als Kopflampen von Bergleuten identifizierte. Sie waren fast an der Fundstelle der Leiche von Heinz Schattler angelangt.
    Sie gingen an einer Gruppe Kumpel vorbei, die sich gedämpft unterhielten. Dann erreichten sie ein Absperrband, vor dem weitere fünf Bergleute leise debattierten.
    »Glück auf«, grüßte der Personaldirektor die Anwesenden.
    »Das hier sind Hauptkommissar Brischinsky und sein Mitarbeiter Kommissar Baumann von der Recklinghäuser Kripo.« Humper zeigte nacheinander auf die Wartenden und stellte sie vor: »Herr Bergrat Krafzik vom Bergamt Dortmund; Herr Doktor Pillu, unser Werksarzt; der Leiter des Sicherheitswesens, Herr Zaborsky; Herr Kälch vom Betriebsrat; Herr Kusche, Steiger auf der Frühschicht, und Herr Frühsee. Die letzten beiden Herren haben den Toten gefunden.«
    »Guten Tag«, grüßte der Hauptkommissar.
    »Glück auf«,
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