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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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Sie würden Ihre Unterwäsche nicht wieder erkennen, glauben Sie mir. Sie dürfen keine Uhren, keine Feuerzeuge, keine Diktiergeräte oder Ähnliches mit nach unter Tage nehmen. Ich nehme an, Sie haben noch keine Grubenfahrt unternommen?«
    »Doch. Ich schon. Vor einigen Jahren«, entgegnete der Hauptkommissar. »Aber er«, Brischinsky drehte seinen Kopf zu Baumann, »war noch nie da unten.«
    Humper ignorierte die unfachmännische Ausdrucksweise des Kriminalbeamten. »Wären Sie nun so freundlich und würden Ihre Größen…?«
    »Selbstverständlich. 56. Und 46 bei den Schuhen«, antwortete Brischinsky.
    »Meine ist 52. Schuhe auch 46«, verkündete Baumann.
    Sie gingen weiter und erreichten einen langen gekachelten Flur, von dem zahlreiche Türen abgingen.
    Der Kauenwärter öffnete zwei gegenüberliegende Türen und wies mit der Hand hinein. »Bitte.«
    Die Beamten betraten je eine Umkleidekabine, die ebenfalls vollständig gefliest waren.
     
    Baumann sah sich um. An einer Wand stand ein schmaler, grüner Metallspind mit drei Türen und ein Stuhl, daneben befand sich ein Waschbecken und darüber ein Spiegel. Auf dem Ablagebord unter dem Spiegel lagen mehrere Seifen und Salben, deren Zweck dem Kommissar verborgen blieb.
    An der gegenüberliegenden Wand waren eine Sitzbadewanne und eine Dusche installiert. Auf dem Rand der Badewanne lagen Badeschaum, Schwämme und eine Bürste mit einem langen Stiel.
    Jemand klopfte an die Tür. Bevor Baumann antworten konnte, öffnete der Kauenwärter und legte einen weißen Arbeitsanzug auf den Rand der Badewanne. Der Bergmann zeigte auf den Stuhl, auf dem weitere Kleidungsstücke lagen.
    Der Kommissar fügte sich in sein Schicksal und begann, sich auszuziehen. Als er die Unterwäsche, die groben Socken und das Bergmannshemd übergestreift hatte, wurde ihm angesichts der saunaartigen Temperaturen in der Kaue warm. Richtig zu schwitzen begann Baumann aber erst, nachdem er den schweren Arbeitsanzug angezogen hatte.
    Er öffnete die Tür, sah Brischinsky in gebückter Haltung mit Schuhen hantieren und stolperte fast über ein Paar schwere Arbeitsstiefel, die der Kauenwärter dort abgestellt hatte. Die Arbeitsschuhe waren so dick mit Reinigungsfett eingeschmiert, dass Reste davon an den Fingern kleben blieben. Baumann bemühte sich, die Stiefel beim Anziehen möglichst wenig zu berühren. Trotzdem waren seine Hände fast flächendeckend mit schwarzem Schmier bedeckt, als er fertig war. Mangels eines Taschentuches wischte er seine Hände verstohlen an einem Tuch sauber, das er unter der Unterwäsche gefunden hatte.
    Humper erschien im Gang.
     
    »Sind Sie fertig, meine Herren?«, fragte er und musterte seine Begleiter. »Sie«, er wandte sich an Baumann, »müssen noch das Halstuch anlegen. Darf ich Ihnen helfen?«
    Ehe der Polizeibeamte protestieren konnte, hatte Humper ihm das fettige, verdreckte Tuch aus der Hand genommen und es ihm mit geübter Bewegung um den Hals gelegt. Baumann spürte, wie sich das klebrige Schmierfett mit seinem Schweiß vermischte. Er war vollständig bedient. Polizist war ja schon ein mieser Beruf, aber Bergmann…
    Die Beamten folgten Humper an das Ende des Flures zu einer Bank, wo der Kauenwärter ihnen beim Anlegen der Schienbeinschoner, beim Anpassen der Innengröße des Sicherheitshelmes und der Befestigung des Filterselbstretters half. Humper stand neben ihnen und erläuterte den Gebrauch des Gerätes.
    »… und das Wichtigste ist, nicht in Panik zu geraten. Der Filter wird beim Atmen heiß, das ist normal. Wir bringen Sie im Falle eines Falles sicher nach über Tage. Allerdings musste noch kein Besucher der Bergwerks AG je Gebrauch von dem Gerät machen.«
    Baumann beruhigte das keineswegs, im Gegenteil. Und als ihnen Humper erklärte, dass jedes unter Tage eingesetzte Gerät wegen der Gefahr von Methan-oder Kohlenstaubexplosionen schlagwettergeschützt, das heißt explosionssicher war, rutschte dem Kommissar das Herz weiter Richtung Kniekehle.
    Schließlich steckte der Kauenwärter ihnen noch den Akku für die Helmbeleuchtung in die rechte Jackentasche, legte ihnen das Kabel mit der Lampe von rechts um den Hals und führte es dann wieder von links kommend in einer Schlaufe unter dem Kabel hindurch, so dass die Leuchte vor der Brust baumelte, ohne sich lösen zu können. Baumann fühlte sich wie ein Eishockeytorwart in der Sahara.
     
    Fünf Minuten später erreichten die Beamten und der Personaldirektor den Schacht, wo bereits der Förderkorb auf
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