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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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sie wartete. Nachdem Humper, Baumann und Brischinsky den Korb betreten hatten, ließ der Anschläger das Gitternetz herunter und gab mit drei Glockenschlägen das Signal zur Seilfahrt. Momente später setzte sich das Gefährt rumpelnd in Bewegung.
    »Wie tief fahren wir eigentlich?«, wollte Baumann wissen.
    »Flöz Sonnenschein ist auf der siebten Sohle, in einer Teufe von rund 1.200 Metern«, erwiderte Humper. »Aber Sie sollten sich sicherheitshalber hier fest halten…« Der Bergmann richtete den Lichtstrahl seiner Kopflampe auf Ketten, die links und rechts an den Seitenwänden des Korbes angebracht waren.
    »Der Korb wird in den Spurlatten nicht immer ganz ruhig geführt. Und wer das nicht kennt…«
    Wie zur Bestätigung gab es einen Schlag, begleitet von einem leichten Knall, der Baumann stolpern ließ. Hektisch griff der Kommissar zur Haltekette.
    »Steigen wir eigentlich noch einmal um?«, fragte Baumann verunsichert.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Humper zurück.
    »Na ja, ich meine, der Schacht hier, der geht doch nicht bis ganz nach unten…?«
    »Doch, natürlich. Bis auf eine Teufe von tausendfünfhundert Metern.«
    »Sie meinen, unter uns ist ein Loch von tausendfünfhundert Metern?«, erkundigte sich Baumann verängstigt.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Da bin ich aber beruhigt. Ich dachte schon…«
    »Jetzt sind es selbstverständlich nur noch etwa tausend Meter. Fünfhundert haben wir schon hinter uns«, grinste ihn der Personaldirektor an.
     
    Baumann schluckte und versuchte, nicht daran zu denken, welche Folgen es für sie haben würde, wenn sie den Rest der Strecke im freien Fall zurücklegen würden. Zu seinem tiefsten Bedauern gelang ihm das nicht.
    Als der Förderkorb dann endlich auf der siebten Sohle auspendelte, hatte sich der Beamte schon dreimal geschworen, solche Abenteuer wie Grubenfahrten künftig zu unterlassen.
    Endlich stiegen sie aus und Baumann holte erstaunt Luft. Das hatte er nicht erwartet: Vor ihnen erkannte er eine Art Bahnhofshalle von etwa zwanzig Meter Breite und gut fünfzehn Meter Höhe. Das Ende der Halle lag im Dunkeln, so dass Baumann die Längsausdehnung nicht schätzen konnte. In der Firste, sozusagen der ›Decke‹ der Strecke, gaben Neonröhren ihr fahles Licht ab. Ein starker, recht frischer Wind blies ihnen, aus dem Förderschacht kommend, in die Rücken.
    Als Humper bemerkte, wie sich Brischinsky das Halstuch fester zog, erklärte er: »Das ist die Frischluftversorgung unter Tage, von den Bergleuten Wetter genannt. Durch den Schacht hinter uns strömen frische Wetter in das Grubengebäude und werden durch Wettertüren, das sind, wenn Sie so wollen, Luftschleusen, an die gewünschten Stellen unter Tage gebracht. An anderer Stelle stehen so genannte Wetterschächte, auf denen riesige Ventilatoren die verbrauchte Luft aus dem Grubengebäude herausziehen. Der so entstehende Unterdruck lässt dann hier die frischen Wetter einziehen.«
    Brischinsky nickte anerkennend, während Baumann sich mit der Frage beschäftigte, was passieren würde, wenn jetzt 1.200
    Meter Gestein über ihm einbrächen. Das Ergebnis seiner Überlegungen gefiel ihm nicht, gefiel ihm überhaupt nicht.
    Auf fünf schmalspurigen Gleisen standen unterschiedlich lange Züge nebeneinander, deren Wagons mit den verschiedensten Materialien und Geräten gefüllt waren. Einige Bergleute waren damit beschäftigt, Wagons ab-und andere zusammenzukuppeln.
    Auf dem äußersten rechten Gleis wartete mit laufendem Motor eine Diesellokomotive mit zwei gelben, etwas verschmutzten Wagen.
    »Das ist unser Zug«, informierte Humper. »Bitte steigen Sie ein.«
    Baumann und Brischinsky zwängten sich in den Ersten der Wagons, der Personaldirektor folgte ihnen und schloss die Tür.
    Mit einem Ruck setzte sich die Lok in Bewegung.
    Baumann, der nicht mit einer so abrupten Anfahrt gerechnet hatte, wurde zur Seite geschleudert und knallte mit seinem Helm gegen eine der Verstrebungen des Wagons.
    »Scheiße«, rief er und ergänzte, nachdem er durch einen Schwenk seiner Kopflampe auf Humper dessen besorgtes Gesicht erkennen konnte: »Nichts passiert. War nur der Schreck.«
    Humper bemerkte trocken: »Jetzt wissen Sie, warum wir unter Tage immer einen Helm tragen.«
    »Fahren die Züge hier eigentlich nach Plan?«, fragte Brischinsky neugierig, während er sich mit beiden Händen abstützte.
    »Zum Teil. Bei Schichtwechsel beispielsweise. Aber sonst, wie auch dieser hier, nur auf besondere Anforderung«, antwortete
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