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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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entrichten. Ein Goldstück, bitte.«
»Ein Goldstück?« fragte der Zauberer. Dies erschien ihm eine reichlich hohe Gebühr für das Betreten einer öffentlichen Straße, die zu einer Sehenswürdigkeit führte.
»Ja, ja«, antwortete der andere Mann ungeduldig. »An Eurer Kleidung kann ich erkennen, daß Ihr ein Zauberer seid, ein Mann der Wissenschaft. Aber ich muß diese Gebühr eintreiben. Es sei denn, Ihr wollt einen Besen beschwören und von dieser Straße davonfliegen.« Der Gebühreneintreiber erlaubte sich den leisesten Anflug eines Lächelns.
Der Zauberer seufzte. Fremde Länder, fremde Sitten – man mußte wohl schon mit kleinen Unannehmlichkeiten hier und dort rechnen. Er löste seinen großen und gewichtigen Geldsack vom Gürtel und gab dem anderen Mann sein Goldstück.
»Ihr seid ein weiser Mann«, bemerkte der Gebühreneintreiber, »denn wenn Ihr nicht bezahlt hättet, hätte ich die Armee aus den Wäldern herbeigerufen und ihr befehlen müssen, Euch zu töten.«
So läuft das also hier, dachte sich der Zauberer. Natürlich konnte er keine Armee entdecken. Aber die Bäume waren so groß und standen so dicht beieinander, daß sie alles mögliche verbergen mochten. Der Zauberer lockerte seinen Gürtel und wollte den Geldsack wieder befestigen.
»Nicht so schnell!« befahl der andere Mann. »Bei Eurem Eifer, die Benutzungsgebühr zu zahlen, ist es Eurer Aufmerksamkeit völlig entgangen, die Reinigungsabgabe zu entrichten!«
»Reinigungsabgabe?« wunderte sich der Zauberer.
»Noch ein Goldstück«, sagte der Gebühreneintreiber und grinste. »Es sei denn, Ihr wollt einen Sturm beschwören, der die Straße säubert.«
»Ich verstehe«, sagte der Zauberer und erinnerte sich traurig seines Eifers, mit dem er vor Beginn seiner Reise die lokalen Sitten und Gebräuche kennenzulernen gewünscht hatte. Er griff wieder in seine große und immer noch gewichtige Börse.
»Ah, Ihr seid erneut den Fängen der Armee entronnen«, kicherte der feuerrot gekleidete Amtsträger. »Oh, hatte ich es schon erwähnt? Das macht zwei Goldstücke. Die Reinigungsabgabe ist für Zauberer doppelt so hoch.«
»Doppelt so hoch für Zauberer?« fragte der Zauberer ungläubig. Er mußte sich bei allem touristischen Eifer eingestehen, daß er langsam der lokalen Sitten und Gebräuche überdrüssig wurde. Andererseits wollte er unbedingt den wundervollen Anblick am Ende der Straße genießen. Und so griff er erneut in seine Börse.
»Was habt Ihr vor?« meckerte der andere Mann. »Mich in einen Frosch verwandeln? Aber vergeßt nicht, da hinten wartet die Armee’.« Er versetzte dem Zauberer einen heftigen Stoß. »Und das bedeutet natürlich, daß Ihr uns alle in Frösche verwandeln müßt, nicht wahr? Oh, ich vergaß. Da Eure Börse gerade offen ist, da wäre noch eine weitere Gebühr zu…«
Es trat eine Gesprächspause ein.
»Quack, quack«, bemerkte der Gebühreneintreiber gegen Ende.
Und der Zauberer ging weiter und bewunderte in aller Ausgiebigkeit die Sehenswürdigkeit, stolz darauf, alles über die lokalen Sitten und Gebräuche gelernt zu haben. Er genoß die wiedergefundene Stille, die erst bei Einbruch der Dämmerung aus Richtung der Tümpel unterbrochen wurde.
    aus: – DAS HAUS AN MAGIERS ECKE, von Ebenezum, dem größten Zauberer der Westlichen Königreiche, vierte Auflage
     
    Ich bog um die Ecke in die kleine Straße, die ins Zentrum von Vushta führte.
    Doch mein Weg wurde von drei jungen Burschen blockiert. Zwei von ihnen waren groß, vielleicht sogar größer als Hendrek oder der Händler des Todes. Einer der beiden großen grinste in meine Richtung, wobei das Fehlen einiger Zähne zu sehen war. Der andere schien mich nicht zu bemerken, denn seine ganze Aufmerksamkeit galt der Schneide seines langen, gebogenen Dolches, deren Schärfe er geistesabwesend mit dem Daumen prüfte.
    Der kleinste der drei trat vor. Erschrocken bemerkte ich, daß er so klein nun wieder auch nicht war – vielleicht zwei oder drei Zentimeter kleiner als ich. Das warf die beunruhigende Frage auf, wie groß seine Gefährten wohl tatsächlich sein mochten.
    »Verzeihung, mein Freund«, sagte der Kleinste. »Du weißt nicht zufälligerweise, wo wir jemanden namens Wuntvor finden können, oder?«
    »Ja«, lachte einer der großen Burschen, »Wuntvor!«
    »Aber, natürlich«, begann ich etwas zögernd. Meine Kampfinstinkte waren schlagartig geweckt. Meine Handflächen wurden feucht, als ich den Eichenstab fester packte. Ich versuchte mir dieses
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