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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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Tiefenwelt reichen. Öffnungen, durch die die Dunkelelben ins Freie gelangen könnten. Dieses Risiko dürfen wir nicht unterschätzen.«
    Dulon rang einen Moment lang mit sich, nickte dann aber, als er erkannte, dass diese Gefahr keineswegs an den Haaren herbeigezogen war.
    »Du hast recht, wir müssen unsere Pflicht erfüllen«, murmelte er widerstrebend und schauderte, anscheinend weil ihm bewusst wurde, welche schrecklichen Folgen ein ohne Vorwarnung erfolgender Überfall der Dunkelelben auf den nur schwach befestigten Militärstützpunkt am Fuße des Tharakol hätte. Wenn die Garnison fiel, weil sie oder die anderen auf den Berghängen verteilten Wachen ihre Posten verließen und ein Entkommen der Dunkelelben deshalb nicht rechtzeitig bemerkten, dann stand dem Feind der Weg zur Stadt offen, die rund einen Tagesmarsch weiter nördlich im Entstehen begriffen war und dem Zwergenvolk zumindest vorübergehend eine neue Heimstatt bieten sollte.
    Er warf einen Blick zu den fernen, winzig kleinen Lichtern unten im Tal, nickte noch einmal und zog sein Schwert, dann ließ er seinen Blick an der Flanke des Berges emporwandern. »Aber wo sollen wir anfangen?«
     
     
    »Bei den Dämonen der Unterwelt, das bringt doch überhaupt nichts«, murrte Dulon, lehnte sich gegen einen Felsen und stellte die Laterne vor sich auf den Boden. Gut eine Viertelstunde war seit ihrem Aufbruch aus der Mulde verstrichen, in der sie den ersten Teil ihrer Wache verbracht hatten, aber sie hatten sich bislang kaum mehr als zwei Dutzend Schritte davon entfernt. »Hier können wir suchen, bis wir schwarz werden.«
    Thilus musste sich widerwillig eingestehen, dass sein Begleiter nicht ganz unrecht hatte. Ihre Suche glich der nach einem
Goldkörnchen in einer riesigen Geröllhalde. Der Felshang war zerklüftet und von unzähligen Rissen und Schründen durchzogen. Selbst wenn die gesamte Kriegerkaste dazu eingeteilt würde, würde es Monate dauern, jeden Spalt zu untersuchen, der groß genug war, dass ein Dunkelelb möglicherweise hindurchschlüpfen könnte.
    »Und was schlägst du stattdessen vor?«, fragte er und lehnte sich ebenfalls an einen Felsen. Um ein Haar wäre es seine letzte Bewegung gewesen. Der massive Brocken stand so wackelig, dass das zusätzliche Gewicht ausreichte, ihn über eine Felsnase stürzen zu lassen. Wild begann Thilus mit den Armen zu rudern und konnte mit knapper Not das Gleichgewicht halten. Dulon sprang hinzu und wollte ihn packen, aber da hatte Thilus bereits wieder festen Stand gefunden. Schaudernd blickte er dem in die Tiefe polternden Felsen nach, der auf seinem Weg weiteres Gestein zermalmte und mit sich riss.
    »Da hast du es! Wenn wir weiter ziellos hier herumirren, werden wir uns noch alle zu Tode stürzen«, behauptete Dulon. »Das hat doch alles überhaupt keinen Sinn. Unter der Erde dürften die Auswirkungen des Bebens noch viel schlimmer als hier sein. Wahrscheinlich haben diese Elbenmonster zurzeit ganz andere Sorgen, als sich einen Weg an die Oberfläche zu suchen.«
    »Wir werden uns trotzdem weiter umsehen«, ergriff erstmals seit ihrem Aufbruch die Priesterin mit fester Stimme das Wort. Von der Panik, die sich ihrer während des Erdbebens bemächtigt hatte, war nichts mehr zu merken, sie sprach mit ruhiger, selbstbewusster Stimme. »Ich werde spüren, wenn sich Dunkelelben in der Nähe befinden oder es einen offenen Durchgang gibt, der bis zu ihnen führt.«
    »Aber …« Dulon brach ab, schüttelte den Kopf und warf noch einmal einen fast sehnsüchtigen Blick zu den Lichtern unten im Tal, verzichtete aber auf jeden weiteren Protest.
    Auch Thilus war sich nicht sicher, was er von der Behauptung der Priesterin halten sollte. Er hatte selbst erlebt, dass die Hexen,
wie man sie im Volksmund abwertend nannte, die Gegenwart der Unsichtbaren spüren und sie sogar zumindest teilweise sichtbar machen konnten, allerdings nur, wenn diese sich in unmittelbarer Nähe befanden. Insofern zweifelte er nicht daran, dass auch ihre Begleiterin über diese Fähigkeit verfügte, schließlich befand sie sich aus genau diesem Grund bei ihnen. Zweifel hegte er lediglich daran, ob sie tatsächlich auch eine bis in die Tiefenwelt hinabreichende Verbindung erkennen könnte, solange sich keine Dunkelelben in der Nähe befanden.
    Dennoch behielt er seine Skepsis für sich. Ob die Priesterin ihre Fähigkeiten überschätzte oder nicht, sie boten in jedem Fall die größte - vielleicht einzige - Aussicht auf einen Erfolg.
    Weiter ging
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