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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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sondern waren sogar erneut zu ungeheurer Macht erstarkt.
    Unwissentlich hatte der Expeditionstrupp eines der Siegel gebrochen und das Verderben damit ausgelöst. Plötzlich hatte sich das Volk der Zwerge mit einem schrecklicheren Feind als jemals zuvor konfrontiert gesehen; Abkömmlingen des einst mächtigsten Volkes der Welt, die nach ihrer langen Gefangenschaft nur noch von Rachsucht, Mordlust und dem Hass auf jegliches andere Leben beseelt schienen. Diese Dunkelelben, wie sie mittlerweile genannt wurden, waren nicht nur unglaublich starke Krieger, sie verfügten auch über magische Kräfte, die alles bisher Bekannte in den Schatten stellten. Vor allem verlieh diese Magie ihnen die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, wodurch es fast unmöglich war, sich gegen ihre scheinbar aus dem Nichts erfolgenden Angriffe zu verteidigen. Nur die ebenfalls magisch begabten Priesterinnen der Zwergengöttin Li’thil vermochten diese Unsichtbarkeit wenigstens teilweise aufzuheben.
    Am Tiefenmeer hatte sich das Volk der Zwerge den unheimlichen Angreifern zur Entscheidungsschlacht gestellt, aber weder die Unterstützung durch die Priesterinnen noch ausgefeilte Verteidigungsstellungen und -strategien, und auch nicht die unerwartet
zu Hilfe eilenden Goblins hatten eine vernichtende Niederlage gegen die nicht nur mächtigeren, sondern auch ungleich zahlreicheren Feinde aus der Tiefe verhindern können. Im Anschluss daran hatte es nur noch Rückzugsgefechte gegeben, um Zeit für eine Evakuierung des Zwergenvolkes an die Oberfläche, die Außenwelt, zu gewinnen. Weder tödliche Fallen noch die Sprengung eines Teils der Minen hatten das weitere Vordringen der Dunkelelben verhindern können, bis sie schließlich auch den Kern Elan-Dhors erreicht und erobert hatten - die Stadt mit den Wohnbereichen.
    »Barlok wusste ganz genau, was er tat«, behauptete Thilus. »Jedes weitere Blutvergießen wäre völlig sinnlos gewesen und hätte die Erstürmung der Stadt nicht verhindern können.«
    »Barlok, der große Heerführer«, sagte Dulon verächtlich. »Er war einst ein gewaltiger Krieger, das will ich gar nicht bestreiten, vielleicht einer der größten Helden, die unser Volk je hervorgebracht hat. Aber mittlerweile steht offensichtlich auch er unter dem Bann dieser Priesterin, die die Macht an sich gerissen hat. Die Hexe hätte niemals den Thron besteigen dürfen, damit hat doch das ganze Unheil begonnen«, ereiferte er sich und gestikulierte dabei wild mit den Händen.
    »Das Unheil begann mit dem Brechen der Siegel, die die Dunkelelben gebannt hatten«, korrigierte Thilus und zwang sich, ruhig zu bleiben. Obwohl die Ereignisse gerade erst drei Monate zurücklagen und die Tatsachen jedem noch gut im Gedächtnis hätten sein sollen, wurden sie schon demagogisch verfälscht und uminterpretiert, was ihn zornig machte. »Und das geschah noch unter König Burian, weil er zu gierig seine Hände nach dem in der Tiefe ruhenden Gold ausstreckte. Das wurde zu unserem Fluch, und dafür wurde er abgesetzt. Tharlia hat nur sein Erbe übernommen, und sie hat es immerhin geschafft, unser Volk erst einmal vor dem drohenden Untergang zu retten.«
    »Aber zu welchem Preis! Sie hat den Dunkelelben einen einzigen halbherzigen Kampf geliefert, dann hat sie unsere Heimat
diesen Bestien preisgegeben und uns in die Verbannung geführt, ins Exil.« Verachtung mischte sich in Dulons Stimme. »Wenn du mich fragst, dann muss sie den Hohen Rat mit ihren Zauberkräften beeinflusst haben, nur so ist zu erklären, dass man ausgerechnet eine Hexe zur Königin gewählt hat. Elan-Dhor besteht seit Jahrtausenden, aber kaum hat sie den Thron bestiegen, fällt die Stadt. Das kann doch kein Zufall sein! Ich jedenfalls sehe darin ein Zeichen der Götter, vielleicht sogar Li’thils selbst, weil ihre Hohepriesterin sich von ihr abgewandt hat, um die Herrschaft zu übernehmen. Aber da ist noch etwas.« Dulon warf einen raschen Blick zu der meditierenden Priesterin neben sich und senkte seine Stimme, als er hinzufügte: »Wer weiß, vielleicht macht diese Tharlia ja sogar gemeinsame Sache mit den Dunkelelben. Diesen Hexen ist alles zuzutrauen, das habe ich schon immer -«
    »Jetzt reicht es aber mit diesem Unsinn!«, zischte Thilus scharf, funkelte ihn an und bemühte sich noch stärker, seinen Zorn nicht allzu sehr hochkochen zu lassen. Wie die meisten Zwerge besaß er ein aufbrausendes Temperament, das bei ihm jedoch besonders ausgeprägt und neben seiner verkrüppelten Hand einer
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