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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
Autoren: Mary Janice Davidson
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ich. »Klatschen ist das, was alte Damen nach dem Kirchgang tun.«
    »Klatschen ist das, was du jeden Tag tust. Und da du die Augen nicht von unserem Baby losreißen kannst«, sagte Nick, der neben meiner besten Freundin saß und locker den Arm um ihre Schultern gelegt hatte, »schätze ich, dass wir uns in einem veränderten Zeitstrom befinden.«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Jedes Wort, das ich von mir gegeben hatte, seit ich neunundzwanzig Monate alt war (sagen Sie jetzt nichts, ich habe spät mit dem Sprechen angefangen), rann sozusagen aus meinem Hirn. Es war mir deutlich bewusst, dass mein Mund offen stand, und ich betete, dass die meisten Fliegen in der Villa in diesem Moment tot auf einer der unzähligen Fensterbänke liegen und nicht auf der Suche nach einer Öffnung umhersurren würden, in die sie hineinfliegen konnten. »Ich … äh, also das spart jetzt echt Zeit. Ich geb’s offen zu. Ich hätte gedacht, es würde länger dauern, alles zu erklären.«
    Schweigend wiesen alle mit den Daumen auf Sinclair. Da mein Mund weiterhin offen stand, fragte Jessica: »Brauchst du die Studenten-Kurzversion?«
    »Seid ihr zwei endlich fertig? Sieht so aus. Gott sei Dank!« Ein weiterer Mitbewohner, Dr. Marc Spengler, drückte sich durch die Schwingtür der Küche und marschierte schnurstracks auf den Mixer zu, der vor Erdbeer-Bananen-Smoothie geradezu troff. Es war ein Lavastrom köstlich eisiger Erdbeer-Seeligkeit!
    Marc schenkte sich ein großzügig bemessenes Quantum ein und warf einen Blick auf den Kühlschrank, in dem Tina ihren Wodka hortete. Er überlegte offenbar, ob er zur Flasche greifen sollte, beschloss jedoch, noch ein Stündchen zu warten, wandte sich vom Kühlschrank ab und ließ sich auf einen der Stühle an unserem großen Holztisch fallen. Auf dem Teil hätte man einen Elch schlachten und dressieren können. Wir pflegten am Tisch Smoothies zu genießen.
    Ein Wort noch zu Tinas Wodka-Sammlung. Wie alle Vampire litt sie unter ständigem Durst. Doch anders als viele (wobei viele meine Bezeichnung für weniger als ein Dutzend ist) versuchte sie, besagten Durst mit geeisten Drinks aus Kartoffeln in Schach zu halten. Sie stand auf Abwechslung. Was man von ihrer Garderobe nicht behaupten konnte, die reichlich schulmädchenhaft daherkam. Moment mal … Zog sie sich so an, weil sie Schulmädchen anlocken wollte oder weil sie ein Köder für … argh, schweif nicht ab, Betsy!
    In unserem Kühlschrank gab es jedenfalls Wodka mit Zimtgeschmack und Wodka mit Speckgeschmack. Ebenso Chiligeschmack und Büffelgrasgeschmack und Kaugummigeschmack. Und jetzt viel Spaß beim Kotzen … mir ging es jedenfalls so.
    »Da ihr endlich mit eurem unheiligen Bespringen fertig seid«, setzte Marc wieder an und nahm einen gewaltigen Schluck, »kannst du mir vielleicht mal was über die Vergangenheit erzählen. Riecht sie schlecht? Ist das Essen gut? Sagen die Leute wirklich so Sachen wie ›Ich bitte darum‹? Und warum ist Laura nicht hier?«
    »Laura ist nicht mit mir zurückgekehrt.« Als ich es aussprach, merkte ich, wie seltsam das klang. »Sie hat für mich eine Pforte geschaffen, damit ich zurückkommen konnte, aber sie selbst ist in der Hölle geblieben. Oder hat auch für sich eine Pforte geöffnet, um direkt in ihre Wohnung zu gelangen. Oder beides. Oder keins von beidem.«
    »Ach, meine Liebste, was ich an dir ganz besonders schätze, ist die Aufmerksamkeit, die du den Details widmest.«
    »Ja, und ich würde es schätzen, wenn du die Klappe hieltest. Ich bin nicht die Hüterin meiner Schwester.« Doch wenn es jemanden gab, der einen Hüter brauchte, dann war es der Antichrist.
    Marc trank seinen Smoothie in großen Schlucken, während Jessica und Nick ihm einigermaßen fasziniert zuschauten. Marc hat mir einmal erzählt, dass er sich angewöhnt hatte, sein Essen in flüssiger Form zu sich zu nehmen, als er sein Praktikum machte. Er konnte einen knappen Liter Erdbeer-Smoothie in drei Riesenschlucken trinken. Wenn er gerade wieder an der Flasche hing, nahm er sämtliche Mahlzeiten in flüssiger Form zu sich.
    Es war schon bezeichnend, wie wenig Interesse ich daran hatte, über Vergangenheit und Zukunft zu reden, denn ich ließ mich auf ein Thema ein, das ich normalerweise voller Argwohn mied. »Äh, hallo, na, wie geht’s denn mit den Treffen der Anonymen Alkoholiker voran?«
    Marc zog eine Augenbraue hoch. »Mach keine Bestandsaufnahme von mir, Betsy!«
    »Ich weiß nicht, was das heißt«, gestand ich,
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