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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
Autoren: Mary Janice Davidson
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WER HAT DICH ENTFÜHRT? ELIZABETH, KÄMPFE, KÄMPFE GEGEN SIE, BIS ICH KOMME UND FÜR DICH EINTRETE! )
    Das war wirklich ein guter Rat. Sie bekämpfen, bis er übernehmen konnte. (Manchmal war Sinclair ein rührend altmodischer Chauvi.) Ein guter Rat … Pech, dass er nicht auf meine Lage anwendbar war. Denn wie konnte ich mich selbst bekämpfen? Besonders dieses grausige Ich, das keinerlei Modegeschmack hatte und überhaupt so alt und eklig war?
    Halt! Darüber sollte ich mal einen Moment nachdenken. Wie konnte ich mich selbst bekämpfen? Vielleicht war das die falsche Frage. Vielleicht lautete sie vielmehr: Wie konnte ich mich nicht bekämpfen? Denn wer sollte sich besser dafür eignen, mich vor mir zu beschützen … als ich? War es wirklich die beste Vorgehensweise, sich zu verstecken und zu sterben? Oder würde mein Abtauchen es den bösen Kräften, die sich in unser Leben mischten, leichter machen?
    Oder wollte ich es mir nur selbst leichter machen? Ich gehe Auseinandersetzungen nun mal am liebsten aus dem Weg, das hatten der Antichrist und ich gemeinsam. War es das? War ich tatsächlich … so verdammt faul? Würde all dies über uns kommen, bloß weil ich mein Werk nicht vollenden wollte?
    Ich sag’ Ihnen was: Wenn ich wüsste, dass Sinclair sich für mich töten lassen wollte, dann würde ich ihm in seine untoten Hoden treten. Ich würde ihn anschreien, bis ich schiele. Ich würde seinen dummen Dickkopf gegen die Wand schlagen. Und, ja, ihn in seine untoten Hoden treten! Und ich wäre im Recht !
    Aber Sinclair hatte auch recht.
    Ich musste ihn retten. Ich würde uns retten, ich würde die Welt retten. Zwar hatte ich keinen Schimmer, wie ich das bewerkstelligen sollte und was es mich kosten würde, doch ich musste es versuchen. Nicht, weil es kein anderer tun konnte – obwohl es tatsächlich niemand anderen gab –, sondern weil es meine Aufgabe war. Oder hatte ich geglaubt, dieser Königin-der-Untoten-Job sei etwas, das ich in Teilzeit machen könnte, so wie man Extraschichten bei McDonalds schiebt?
    »Sie hat Sie gebissen?«
    »Ja. Und das war überhaupt das einzig Sinnvolle an der ganzen Geschichte. Verstehen Sie? Sie war ein Vampir. Es gibt sie. Die alten Geschichten sind wahr. Allerdings …« Er runzelte bei der Erinnerung die Stirn.
    »Oh, ich hab schon auf Ihr ›allerdings‹ gewartet. Raus damit. Was wollten Sie sagen?«
    »Allerdings hat sie ein Kreuz um den Hals getragen. Ein kleines goldenes Kreuz. Aber alles andere passte. Sie war wirklich tot , als sie sie brachten, und als die Sonne unterging … ist sie erwacht. Und hat gefragt, wo sie sich befinde. Ich hab gemerkt, dass sie versuchte, nett zu sein. Ich habe gespürt …«
    Carter zog in stummer Ermutigung die Brauen hoch. Graham hatte den stets gut gelaunten Chef der Pathologie noch nie so erstaunt gesehen.
    »Ich habe gespürt, dass sie versuchte, mir keine Angst einzujagen.«
    »Wie hat sie das gemacht? Wie kam sie Ihnen vor?«
    Graham grinste zum ersten Mal an diesem Abend. »Wütend und nackt. Und wie eine richtig heiße Frau.« Er stöhnte und ließ den Kopf wieder auf die Tischplatte sinken. »Es ist so unpassend, dass ich gerade jetzt an die tolle Figur einer Vampirin denken muss.«
    Das schrille Surren der Säge hing noch im Raum … Meine Überlegungen hatten ungefähr anderthalb Sekunden gedauert. Und das Surren wurde lauter, also kam er mit der Säge immer näher.
    Die Auszeit war vorbei. Ich brauchte mich nicht länger zu fragen: Soll ich oder soll ich nicht? Bu-huu, ich werde die Welt vernichten, also lege ich mich lieber hin und spiele tote Frau – auch das war vorbei, vorbei, vorbei .
    Ich schlug die Augen auf und erwischte das Handgelenk des Arztes ungefähr anderthalb Millimeter von meinem Haar entfernt. »Sie kriegen mein Gehirn nicht«, erklärte ich dem bleicher und bleicher werdenden Mann. »Ich muss meinen Mann retten. Und Sie auch, gewissermaßen.«
    Ich sah seinen Daumen zucken. Das Surren der Säge wurde leiser und stoppte schließlich ganz; es verklang mit einem metallischen Stöhnen. Sein Mund klappte auf, aber kein Laut drang heraus. Auch gut. Ich hatte ohnehin keine Lust auf Konversation.
    »Außerdem brauche ich was zum Anziehen«, fuhr ich fort. Ich setzte mich auf, schlug die Beine übereinander und legte den freien Arm schützend vor meine Brüste. Was ziemlich dämlich war, schließlich hatte der Mann mich schon nackt gesehen. Er hatte mich nackt und schutzlos gesehen, seit er den Leichensack geöffnet
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