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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
Autoren: Mary Janice Davidson
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in Ordnung war, wenn man sich erst mal an seine unverwüstliche gute Laune gewöhnt hatte –, »aber aus anderen Gründen.«
    »Das ist die unheimlichste Nacht in meinem ganzen Leben, und ich bin ja schließlich kein Anfänger mehr, oder? Ich hab schon viele merkwürdige Dinge gesehen, wie jeder andere Pathologe auch. Scheiße, jeder Arzt hat genug merkwürdige Dinge gesehen. Doch was sie von sich gegeben hat und was sie danach getan hat, das war das Unheimlichste von allem, und ich sag das nicht nur so dahin.«
    »Soweit ich weiß, haben Sie noch nie etwas nur so dahingesagt.«
    »Und jetzt auch nicht. Eben noch war sie vollkommen tot. Und im nächsten Augenblick total lebendig. Was wäre gewesen, wenn sie gerade in dem Moment aufgewacht wäre, in dem ich ihre Rippen auseinanderbiege?« Er spürte förmlich, wie seine Vorstellungskraft vor dem Bild zurückschrak, stattdessen konzentrierte er sich darauf, wie gut die Frau doch ausgesehen hatte.
    »Aber das ist ja nicht passiert.« Carter hüstelte verlegen und wechselte das Standbein. Er war es nicht gewöhnt, dass Graham Bestätigung wollte. Und Graham war es nicht gewöhnt, Bestätigung zu brauchen. »Und so ist alles bestens.«
    »Das ist mein Blut«, entgegnete Graham Benson und berührte den Fleck auf seinem Hemd. Die Kleidung eines Pathologen ist dunkelbraun, aus offensichtlichen Gründen. Sein Chef hatte allerdings angenommen, dass das Blut von der Obduzierten stammen müsse.
    Doch diese Annahme war nicht korrekt.
    »Sie hat mich gebissen.« Er starrte auf den Tisch. Überreizung und Panik klangen allmählich ab und verwandelten sich in Ärger und Begehrlichkeit. »Sie hat gesagt, es täte ihr leid, danach.«
    »Sie hat was gemacht?«
    »Wir werden ziemlich lange brauchen, wenn Sie mir eine dämliche Frage nach der anderen stellen. Benötigen Sie ein Hörgerät? Können Sie mich verstehen? Soll ich einen Gebärdensprache-Übersetzer holen? Hallooooo?«
    »Ob ich eventuell ein Hörgerät oder einen Gebärdenübersetzer brauche, lassen Sie ruhig meine Sorge sein.« Carter entspannte sich zusehends. Mit einem reizbaren, jähzornigen Graham kam er klar. Es war der Graham der letzten fünf Minuten, der ihn beunruhigt hatte. »Erzählen Sie mir alles!«
    Und sein Untergebener erzählte.
    Antworte ihm nicht! Denk nicht an ihn!
    Als wäre das so einfach! Ich konnte es mir zwar verbieten, dem Vampirkönig zu antworten (dem einzigen Lebewesen, das sich auf telepathischem Weg mit mir verständigen konnte. Der Ärmste), aber konnte ich aufhören, an ihn zu denken? Weit gefehlt. So wenig, wie ich die neue Kollektion Manolo Blahniks vergessen konnte oder meinen immerwährenden Durst nach frischem Blut.
    Oder vergessen, dass ich eines Tages eine teuflische, kühle Tyrannin sein würde, die mehr an der Aufzucht von Zombies interessiert war als daran, ihre Ehe zu retten … und ihre Freunde.
    Ich wusste nicht, wie ich hierhergeraten war. Ich wusste nicht, was mit mir geschehen war. Da waren vage Erinnerungen an einen Streit … oder war es in Wirklichkeit ein Kampf gewesen? Etwas über den Teufel … und meine Schwester? War das wirklich passiert?
    Vermutlich stimmte es nicht, verdammt, und es war mir auch völlig egal. Ich wusste nicht, was geschehen war, und bei dieser Version würde ich bleiben. Und wissen Sie was? Auch das war mir verflucht egal. Mein Tod war eine ausgezeichnete Vorsorgemaßnahme gegen die Vernichtung der Welt.
    ( O meine liebste Elizabeth! Wo bist du? Hoffentlich bist du nicht verletzt! Oh, bitte, bitte, SEI NICHT VERLETZT! )
    Ich gab mir alle Mühe, weiterhin den Eindruck einer Toten zu erwecken. Ich war eine ganz gewöhnliche Leiche in einem eiskalten Raum. Bibbernde Vampire waren nicht in Sicht. Kein empfindungsfähiges Wesen auf diesem Tisch. (Es musste ja wohl ein Tisch sein, dieses große, breite, aus Stahl gefertigte Teil … und schweinekalt!)
    Wenn ich zuließ, dass sie mich aufschnitten, würde die Welt ein besserer Ort sein. Und mehr noch: Marc und Sinclair würden in Sicherheit sein.
    Nun ja. Vor mir wenigstens. Sobald ich wie ein Hacksalat in meine Einzelteile zerlegt worden war, würde der König sich mit den ganzen anderen Vampiren herumärgern müssen, die begierig darauf waren, das Machtvakuum zu füllen. Doch daran durfte ich jetzt nicht denken. Ich musste mich auf das Wesentliche konzentrieren: Wenn ich überlebte, war die Welt verdammt. Wenn ich überlebte …
    ( WO BIST DU? BITTE, BITTE, ANTWORTE MIR! WOHIN HAT ES DICH VERSCHLAGEN?
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