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Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Zweimal Hölle und zurück (German Edition)

Titel: Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
Autoren: Mary Janice Davidson
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während Nick verächtlich schnaubte.
    »Es bedeutet, dass Abhängige, die von ihrer Sucht loskommen wollen, ganz genau wissen, was sie tun müssen, um abstinent zu bleiben. Und sie wissen auch, ob sie es tun oder nicht. Ermahnungen können sie jedoch nicht ausstehen.«
    »Bist du das?«, fragte Sinclair neugierig. »Ein Süchtiger auf dem Weg der Besserung?«
    »Nee.« Schlürf. »Leute, die sich auf dem Weg der Besserung befinden, gehen zu den Treffen. Ich bin ein unverbesserlicher Säufer.«
    Ich schlug die Hand vor den Mund, aber nicht schnell genug. Marc grinste, als er mein unsensibles Gekicher vernahm.
    Ich würde nie verstehen, warum er nicht einen Partner finden und sesshaft werden konnte. Marc war intelligent, er sah hinreißend aus, er hatte echt grüne Augen (wissen Sie, wie selten das ist? Grüngrüne Augen, nicht braungrün oder haselnussbraungrün?). Er hatte schwarze Haare, die allerdings derzeit, wie ich leider berichten muss, zu einem ultrakurzen Woody Harrelson geschnitten waren. Marc trug wie üblich seine Krankenhauskleidung und seinen iPod. Er war im ganzen Krankenhaus berüchtigt, weil er mit dem einen Ohr Herztöne abzuhören pflegte und mit dem anderen They Might Be Giants hörte.
    Ja, ich weiß. They Might Be Giants ? Eher One-Hit-Wonders .
    »Aber ihr kennt ja den alten Spruch«, fuhr Marc fort, »dass morgen wieder ein neuer Tag ist und so. Leider kann ich die Urheberschaft nicht für mich verbuchen … Ich glaube, diese Weisheit stammt von Stephen King.«
    »Nein, von Margaret Mitchell.«
    »Nicht das ›Morgen ist ein neuer Tag‹-Zitat. Sondern das ›Süchtige gehen zu den Anonymen Alkoholikern‹-Zitat.«
    »Als hättest du Vom Winde verweht überhaupt gelesen!«, brummelte ich. Habe ich bereits erwähnt, dass ich hoch erfreut war, über Nichtigkeiten zu quatschen anstatt über die Zukunft? Genau. »Ha!«
    Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde nicht, dass Sucht etwas sonderlich Lustiges ist, abgesehen vielleicht von Sandra Bullocks Darstellung in 28 Tage . Und ich will auch gar nicht verhehlen, wie erstaunt ich war, dass sie in 28 Tage später gar nicht mitspielte.
    Doch Marc, so offen er auch über seine Sexualität, seine Arbeit und sein Liebesleben sprach, wurde seltsam verhalten, wenn es um seine Trinkerei ging. Bisweilen ging er jeden Tag zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker. Dann wieder monatelang nicht. Er hatte uns allen klargemacht, dass er null Einmischung, Rat oder liebevolle Strenge wünschte.
    Das würde mich jedoch nicht abhalten! Aber ich hatte schon alle Hände voll zu tun mit diesem drohenden nuklearen Winter, meinem älteren bösen Ich, mit Jessica, die das Ding austrug, das sie zu Erdbeer-Bananen-Smoothies verleitete (sie hasste Bananen), mit dem Buch der Toten und nicht zuletzt mit Satan, die immer noch ihre Spielchen spielte. Aber Marc ungebetene Ratschläge zu erteilen stand auf meiner To-do-Liste, da können Sie sicher sein. Ich wiegte ihn in der falschen Sicherheit, dass er meinem Gequengel entronnen sei.
    Ja, ich weiß. Schon, als ich mir diesen Scheiß einredete, glaubte ich mir kein Wort. Ich sag’ Ihnen mal was: Wenn Sie sich selbst nicht hinters Licht führen können, dann können Sie auch keinen anderen täuschen.
    Ich sollte mir das in Kreuzstich auf den Jackenaufschlag sticken.
    »Hat er aber«, erklärte Nick. »Hat ’ne Wette verloren.«
    »Wie? Ach so, und Vom Winde verweht gelesen. Trotzdem ha! Bei dir, Nick, sollte es mich wundern, wenn du das Buch auch nur ange…«
    »Lass das!«, sagte er schaudernd. »Du weißt, dass ich das hasse.«
    »Dass du was hasst?« Denn die Liste dessen, was Nick verabscheute, war furchtbar lang. Vampire … obwohl jetzt augenscheinlich nicht mehr. Bananen … eine der Abneigungen, die er mit Jessica gemeinsam hatte. Böse Buben … immer mal angenommen, er war noch immer Cop. Schwer zu sagen, denn im früheren Zeitstrom war er Detective gewesen und trug daher keine Uniform. Er hing den ganzen Tag mit Cops und an Tatorten und auf Schießständen herum, deshalb roch er stets nach Schießpulver, also war auch dies kein sicherer Hinweis darauf, dass er immer noch Cop war. In dieser alternativen Realität hätte er ebenso gut der Putzmann auf dem Revier oder ein Waffenschmied sein können.
    Zum Glück redete Nick immer noch, denn ich brauchte dringend Aufklärung. »Hör schon auf, mich Nick zu nennen! Du weißt, dass ich das nicht ausstehen kann.«
    Ich starrte ihn nur an. Zum zweiten Mal in drei Minuten
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