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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an
Autoren: Damon Knight
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breitete sich von zwei Aus gangspunkten aus.
    Am 13. August 1970, etwa um sieben Uhr morgens, verschwand plötzlich ein ganzer Block von Appartementhäusern aus einer Stadt im Distrikt Omaha, Nebraska. Die Menschen in den angrenzenden Straßen wurden von der Implosion niedergestreckt, die zehn Häuserblocks weiter noch Fensterscheiben zum zerspringen brachte. Überfallkommandos rasten zum Schauplatz, aber es gab wenig für sie zu tun. Wider Erwarten fand man keinen Bombentrichter. Da war nur eine exakt quadratische Aushöhlung, die sich schnell mit Wasser aus den nun zerbrochenen unterirdischen Leitungen füllte. Als man das Wasser abgestellt und hinausgepumpt hatte, sah man, daß der verschwundene Häuserblock nichts als ein riesiges Loch hinterlassen hatte. Siebenhundert Menschen und dreißigtausend Tonnen Stahl und Mauerwerk waren verschwunden wie eine zerplatzte Seifenblase.
    Einige machten eine afrikanische Geheimwaffe dafür verantwortlich, und die Wall Street geriet in Panik; die Beziehungen zur Afrikanischen Union, die bereits seit Wochen angespannt waren, verschärften sich, und ein schwarzer Geschäftsträger wurde in Chicago auf offener Straße angefallen. Aber bis zum folgenden Ap ril sollte nichts mehr geschehen.
    Am frühen Morgen des 3. April fuhr der Schlepper Mary G. Beyers, dessen Heimathafen Atlantic City, N. Y. war, siebzig Meilen von Cape Mary entfernt, durch die ruhige See. Plötzlich wurde das Schiff von heftigen Strömungen erfaßt und legte sich zur Seite. Die Mannschaft eilte zur Reling und sah eine riesige Luftblase, die sich aus den Tiefen des Atlantiks erhob, Teile von zerbrochenen Möbeln, Kleidern und ein halbes Dutzend Leichen mit sich bringend.
    Die Mary G. Beyers holte eine davon an Bord. Es war der Körper eines Mannes in Arbeitskleidung. Papiere in seiner Brieftasche identifizierten ihn als Irwin Vogt aus Omaha …
    Auf dem Mond blühte im Jahre 1950 am Südrand des Kraters Hermann eine Blume. Es war eine ganz ge wöhnliche Geranie (Pelargonium domesticum), siesproß aus einem kleinen Stückchen brauner Erde. Eine Dampfwolke umgab sie augenblicklich. Die Blume ließ den Kopf hängen, verwelkte, verlor an Farbe und wurde schließlich so grau wie die Asche, die sie umgab.
    Dreißig Jahre später bemerkte ein Mann in einer Mondraupe auf seinem Weg von Neu-Washington nach Grimaldi die grauen Überreste, die er für eine ungewöhnliche Mineralformation hielt. Er notierte sich die Koordinaten seines Standortes und nahm sich vor, die Selenologen auf der Grimaldi-Basis darüber zu informieren. Aber er vergaß es dann doch.
    Die Turbulenzwelle breitete sich noch weiter aus. Der Ärger, den Klement verursacht hatte, war noch immer nicht vorbei.
    Dr. Grück war allein in seinem Büro. Einige Zettel, auf denen er sich seine vorläufigen Budgetzahlen notiert hatte, lagen auf seinem Schreibtisch. Auf einem kleinen Nebentisch lagen die fettigen Reste einer Mahlzeit. Grück trug eine Lesebrille, die ihm das Aussehen eines gutmütigen alten Onkels verlieh, der einem Buch von Charles Dickens entsprungen sein konnte. Seine kleinen blauen Augen blinzelten mild hinter den Brillengläsern, und wenn er mit dem Zählen begann, bewegten sich seine von der Mahlzeit noch fettigen Finger rhythmisch mit.
    Vor sich hinsummend wendete er ein Blatt. Die Melodie, die ihn derzeit beschäftigte, war ‚In Lauterbach hab ich mein’ Strumpf verlor’n.’ Der getäfelte Raum war warm, gemütlich und ruhig. Als Grück ‚Und ohne mein’ Strumpf geh’ ich nicht heim’ murmelte, flackerte sein Tischvisiphon. Ein Gesicht erschien auf dem kleinen Bildschirm Und eine Stimme sagte: „Herr Doktor, würden Sie bitte …“, was Grück die Stirn runzeln und auf einen Knopf drücken ließ. „Ja, Freda?“
    „Herr Wenzel möchte Sie sprechen. Er sagt, es sei dringend.“
    „Na gut, stellen Sie durch.“ Die Mattscheibe flac kerte wieder, dann erschien Wenzels blasses Gesicht.
    „Wir haben bereits den ersten Ärger mit dem neu en Zweifüßler“, sagte er sofort. Grück ergriff mit zitternden Fingern seine Brille. Dieser Störenfried. Laut sagte er: „Was soll das heißen? Was ist los, Wenzel?“
    „Vor zehn Minuten“, fuhr der Oberaufseher fort, „bemerkte ich, daß Fritz anfing verrückt zu spielen. Ich kam gerade noch zurecht, um ihn daran zu hindern, das Fenster mit einem Stuhl einzuschlagen.“
    „Was?“ schrie Grück aufgebracht. „Das ist ja furchtbar! Weshalb tat er das?“
    „Ich versuchte, ihn zu
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