Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
Energieausstoß gegeben. Nichts dergleichen geschah. Die Luft, die in der Kammer war, ist nicht mehr da – sie ist weg.“
    Behrens tauchte auf. Er strahlte und in der Hand hielt er eine Flasche Aquavit. „Jetzt haben wir uns einen Schluck verdient“, verkündete er dröhnend.
    „Aber dann – meinen Sie wirklich …“ sagte Lewine unsicher und zupfte Klement am Ärmel, „… wo ist sie denn jetzt?“
    „Sie hat sich zerstreut, irgendwo existiert sie jetzt zwischen vier- und fünfhundert Jahren in der Zukunft. Später werde ich Ihnen mehr sagen können.“
    Auf dem Monitor erkannte man, wie Klements Assistenten den Umwandler umschwirrten wie weiße Ameisen einen Käfer. Klement, immer noch die Befriedigung in Person, hob sein Glas. „Auf das erste erfolgreiche Zeitreise-Experiment!“ verkündete Behrens. Alle, außer Lewine, der auf sein Glas starrte und es langsam hin und her schwenkte, tranken. Im Gegensatz zu den Gläsern der anderen, war sein Glas mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit gefüllt, die penetrant nach Petroleum roch.
    „Soll das ein Scherz sein?“ fragte er Behrens mit zitternden Lippen. Das deutete den Beginn seiner Empörung an.
     
    Fritz saß in seinem Sessel und starrte geistesabwesend durch die gläserne Wand auf das schattiger werdende Zoogelände hinaus. Es war später Nachmittag, der Zoo würde bald geschlossen werden, die Wege waren schon fast leer. „Freundschaft braucht seine Zeit“, hatte Dr. Grück zu ihm gesagt und ihm dabei herzlich auf die Schulter geklopft. „Ruh’ dich erst mal aus, werde mit deiner neuen Umgebung vertraut. Morgen sieht die Welt bereits anders aus, Fritz. Auf Wiedersehen.“
    Alleine gelassen, neugierig und etwas erregt war er durch seinen Arbeitsraum gelaufen, hatte die Papiere geprüft, Schubladen geöffnet und war dann zu der Tür gegangen, durch die Emma verschwunden war. Aber kaum hatte er sich ihr genähert, als er schon ihre piepsende Stimme vernahm. „Geh weg! Geh weg! Geh weg!“
    Seitdem hatte er aus dem Nachbarzimmer keinen Laut mehr vernommen. Zur Fütterungszeit war Wenzel mit einem Karren erschienen und hatte zwei Tabletts für ihn und Emma abgestellt.
    Aber obwohl Fritz aufmerksam lauschte, hatte er nicht einmal das Klappern von Messer und Gabel vernommen, geschweige denn, daß ein Glas abgesetzt wurde. Es war aufregend für ihn, daran zu denken, daß da noch ein anderer Zweifüßler war, mit dem er sich unterhalten konnte. Es erschien ihm nicht richtig, daß sie ein Gespräch mit ihm zu vermeiden suchte.
    Weshalb legte Emma es darauf an, ihn mißmutig zu stimmen? Als er durch das Fenster starrte, traf sein Blick den eines dunkelhaarigen jungen Mannes. Der Mann trug eine Kamera und er kam ihm bekannt vor. Sicherlich war er einer der Reporter, die ihn kurz nach seiner Ankunft fotografiert hatten. Er war von schlankem Wuchs und seine Haltung war gebeugt. Der Mann war etwas blaß und besaß große, sanfte Augen. Als sie sich wortlos ansahen, fühlte Fritz, wie ein seltsames, gleitendes Gefühl sich seiner bemächtigte.
    Der Raum drehte sich um ihn. Er bemühte sich, wieder aufzustehen, nichtverstehend, was mit ihm geschehen war. Warum war es plötzlich so dunkel geworden, warum das Zimmer so groß? Er stützte sich auf Hände und Knie und entdeckte, daß er durch ein eisernes Gitter und ein dahinterliegendes Fenster in einen hellerleuchteten Raum starrte, in dem ein Zweifüßler halb auf ein Sofa niedergesunken war. Der Zweifüßler starrte ihn ebenfalls mit glänzenden Augen an und bewegte sich schwach.
    Die Nachmittagsbrise war frisch und wehte leicht über den Weg hinweg. Er roch die feuchte Erde und die Ausdünstungen von Tieren. Neben ihm im Kies knirschten Schritte und eine höfliche Stimme sagte: „Stimmt etwas nicht, mein Herr?“
    Der Zweifüßler, der sich im Inneren des erleuchteten Raumes befand, taumelte von einer Ecke in die andere. Dann schlug er mit beiden Händen gegen das Glas des Fensters, während sein Mund sich verzweifelt öffnete und schloß.
    „Sie haben Ihre Kamera fallen lassen“, sagte die Stimme jetzt. Er wandte sich um und sah in ein freundliches, bärtiges Gesicht. Etwas Glitzerndes wurde ihm übergeben, und es kam ihm wie ein unglaubliches Wunder vor, als seine Hände es automatisch umfaßten – seine rosigen, haarigen, fünffingrigen Hände mit den blassen Fingernägeln.
     

II
     
    Die Turbulenzzone im Raumzeit-Kontinuum, die durch Professor Klements unglückliches Experiment hervorgerufen wurde,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher