Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Zwei wie wir: Roman (German Edition)

Titel: Zwei wie wir: Roman (German Edition)
Autoren: Philip Tamm
Vom Netzwerk:
eigentlich ganz zufrieden sind. Ich kann es. Ich muss nicht mit irgendwelchen Ketten rasseln, weil es sie nicht gibt. Es war ein Experiment, damals Ja zu sagen. Und es ist gut gegangen.
    Es liegt an Innas Grübchen, klar. Und an der Tatsache, dass die zurückliegenden fast dreizehn Jahre alles in allem eine ziemlich gute Zeit waren. Wir haben eine Tochter bekommen, haben dieses Haus gekauft, und vor allem haben wir die Zeit ohne nennenswerte Krisen überstanden. Wir sind am Ball geblieben.

2
    N a chdem ein starker Kaffee meine Lebensgeister geweckt hat, fahre ich mit Julian zum Supermarkt, wo wir uns für den Abend mit Vorräten eindecken wollen. Einkaufen findet er zwar eine Qual, aber er fährt einfach gerne in unserem Quashqai durch die Gegend.
    Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander, obwohl Julian mit seinen siebzehn Jahren so tief in der Pubertät steckt wie ein unvorsichtiger Sumpfwanderer im Treibsand. Je mehr er strampelt, desto tiefer versinkt er.
    Dabei ist die Pubertät zweifellos eine ausgesprochen wichtige Lebensphase, in der man prägende Erfahrungen macht: Komasaufen, in der Schule sitzen bleiben, den Unterschied zwischen FHM -Magazin-Frauen und echten Mädchen entdecken.
    Erst neulich zum Beispiel klingelte es abends an der Tür, und als ich öffnete, stand Julian vor mir, eingerahmt von zwei uniformierten Polizisten.
    »Ist das Ihr Sohn?«, fragte der eine Polizist.
    »Kommt drauf an, was er getan hat«, antwortete ich.
    »Beantworten Sie bitte die Frage.«
    »Ja, das ist mein Sohn. Nicht leiblich, aber ich bin der Erziehungsberechtigte.«
    Julian schüttelte daraufhin den Kopf und sagte: »Ich kenne den Mann nicht, Officer. Bringen Sie mich weg von hier.«
    Die Polizisten schütteten sich aus vor Lachen. Dann wurden sie wieder ernst, und der eine sagte: »Wenn überhaupt, dann heißt das Polizeihauptmeister, mein Junge. Du siehst zu viel Fernsehen. Außerdem schlage ich vor, dass du deinen Eltern selbst erklärst, warum wir dich nach Hause begleiten.«
    Julian hatte gemeinsam mit seinem Freund Malte bei einer Reihe geparkter Autos die Rückspiegel abgetreten. Inna flippte total aus. Ich blieb locker. Es war ja nicht so, dass ich so etwas früher nicht getan hätte. Und selbst heute juckt es mich gelegentlich in den Fingern, wenn ich die immer fetteren SUV s sehe, die von Leuten gefahren werden, die die USA für ihre schädliche Klimapolitik anpissen. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, dass er mein Sohn ist. Auch wenn ich wie gesagt nicht wirklich sein Vater bin.
    Wir schieben unseren riesigen Einkaufswagen durch die Gänge des Vorstadt-Supermarktes, und ich versuche, ein Gespräch in Gang zu bringen. »Und, warst du heute schon online? Irgendetwas Neues auf Facebook?«
    »Oh, Alex, bitte … «, sagt Julian daraufhin. Die Worte enden in einem Zischen, das heftige Schmerzen ausdrücken soll.
    »Ist die Frage so dämlich?«, erkundige ich mich.
    »Danke, dass du es selbst sagst.« Er grinst.
    Pubertät. Stimmt, dazu gehört auch, dass man seine Eltern peinlich, nervig und auf jeden Fall überflüssig findet.
    »Okay«, sage ich. »Was ist mit deinem Training? Wie viel drückst du eigentlich im Moment? Bist du bei über hundert Kilo?«
    »Oh, Alex, bitte … «
    »Komm schon.«
    »Es interessiert dich doch gar nicht wirklich, oder?«
    »Stimmt. Es ist mir ziemlich egal«, gebe ich zu.
    »Siehst du.«
    »Willst du wissen, warum? Als ich jung war, haben wirklich nur Vollidioten Gewichte gehoben.«
    »Sieht man«, gibt Julian trocken zurück.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Würde dir guttun, mal was zu tun. Dein Shape ist unterirdisch, Alex.«
    Wir stehen gerade vor den Tiefkühlregalen, und mein Blick fällt auf mein Spiegelbild in der Scheibe. Was Julian sagt, ist natürlich übertrieben. Andererseits stimmt es, dass ich meine sportlichen Aktivitäten in letzter Zeit mal wieder vernachlässigt habe. Ich habe einfach keine Zeit, da ich mich von früh bis spät um Dinge wie Geld verdienen, Kinder erziehen, das Haus, den Wagen, die Steuererklärung und was weiß ich sonst noch alles kümmern muss.
    »Gut, was hältst du davon, wenn wir morgen miteinander joggen gehen?«, frage ich Julian.
    »Im Ernst?«
    »Klar.«
    »Okay.«
    Wir sehen uns an und grinsen. Wir mögen uns. Familie. Verdammt gut.
    A m frühen Abend sitzen wir zu viert am Tisch und essen Salat, Grillsteaks und verbrannte Würstchen mit Curry-Ketchup. Julian, der schlechtere Tischmanieren als Poggy, unser Hund, hat, sagt mit vollem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher