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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten
Autoren: Alison Grey
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denn?«
    Nathalie ließ Julia los und strahlte mich an. »Sie ist die Jahrgangsbeste.«
    Mein Blick schnellte zu Julia. »Ist das wahr?«
    Auf ihre Füße schauend, nickte Julia.
    Ich ging einen Schritt auf sie zu und umarmte sie erneut. »Gott, ich bin so stolz auf dich. Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    »Ist doch nicht so wichtig.«
    Julia war unglaublich süß, wenn ihr etwas peinlich war. Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und ließ sie wieder los.
    Nathalie entkorkte unterdessen die Sektflasche und goss allen etwas ein. Anschließend reichte sie jedem ein Glas. Sie öffnete den Mund, als das Telefon klingelte.
    Julia stellte ihr Glas zur Seite und nahm den Anruf entgegen. »Liebknecht?« Julia hob beide Augenbrauen. »Hallo, wie geht es dir? … Ja, mir auch.« Ihre Gesichtszüge wirkten angespannt. »Danke. Woher …? Verstehe … Danke. Ja, okay … Du auch. Tschüss.« Julia legte auf und ließ sich auf die Couch fallen. Sie schaute ins Leere, während sie sagte: »Das war Oliver. Er hat mir gratuliert.«
    Der Raum war für einen Moment totenstill.
    Mein Herz raste. Wie sehr ich mir gewünscht hatte, dass Oliver endlich zu Verstand kam. Ich setzte mich neben Julia und stellte mein Glas auf dem Couchtisch ab.
    Sie umarmte mich ungestüm. Wären wir allein gewesen, hätte sie vermutlich geweint. Wir sprachen fast nie über Oliver, aber wenn, dann weinte Julia jedes Mal und sagte, wie sehr sie ihn vermisste. Doch mit Daniel und Nathalie hier wusste ich, sie würde sich zusammenreißen.
    Nach einer Weile küsste ich Julias Stirn, löste mich aus der Umarmung und reichte Julia ihr Glas. Ich stand auf, zog Julia zu mir hoch und erhob mein Glas. »Auf Julia.« Sie ansehend, ergänzte ich: »Eine wundervolle Ärztin und eine wundervolle Frau.«
    Julia strahlte mich an und für einen Moment vergaß ich alles um mich herum.
    »Auf Julia«, wiederholten Nathalie und Daniel und erinnerten mich daran, dass sie ja auch hier waren.
    Während wir tranken, schauten Julia und ich einander tief in die Augen.
    Ich war so stolz auf sie.
    Nach Olivers Anruf strahlte sie noch mehr. Sie war wunderschön, wie ihre funkelnden Augen mich ansahen und sich kleine Grübchen auf ihren Wangen abzeichneten.
    »Sollen wir euch beide allein lassen?«
    Julia und ich sahen fragend zu Nathalie.
    »Ihr scheint irgendwie etwas«, sie grinste, »beschäftigt miteinander.«
    Ich fixierte Nathalie mit zusammengekniffenen Augen, und Julia trank ihr Sektglas aus.
    »Lass die Scherze lieber, Schatz«, sagte Daniel.
    »Du gönnst mir auch gar nichts«, grummelte Nathalie.
    Daniel gab seiner Freundin einen Kuss und fragte dann in die Runde: »Sollen wir heute Abend feiern gehen?«
    Julia und ich sahen einander an.
    Eigentlich hatte Daniel ja recht: Das schrie geradezu nach einer Party.
    »Lasst uns doch am Freitag gehen«, sagte Julia. »Dann findet eh im ›Versteck‹ eine Karnevalsfeier statt. Also können wir da auch gleich den endgültigen Abschluss meines Studiums und den Doktortitel feiern.«
    Alle Beteiligten nickten zustimmend.
    »Ich geh dieses Jahr als Engelchen und mein Süßer hier als Teufelchen«, sagte Nathalie schmunzelnd. »Mal wieder passend, was?«
    Nathalie als Engel? Ha.
    »Und was ist mit euch?«, fragte Daniel.
    Julia begegnete meinem ratlosen Blick. Wir hatten noch gar nicht darüber gesprochen.
    »Schätze, ich geh passenderweise als Ärztin«, sagte Julia. »Hab ja alles, was ich dafür brauche, schon hier.«
    Wo sie recht hatte, hatte sie recht.
    Nathalie stupste meine Schulter mit ihrer an. »Und du?«
    »Bin für Vorschläge offen.«
    »Nicht schon wieder als Nonne«, sagte Nathalie. »Diesmal musst du mehr Haut zeigen.«
    Was scherte es Nathalie, wie viel oder wenig Haut ich zeigte?
    »Ich hab‘s«, rief Daniel und erinnerte mich mit seinem in die Höhe schnellenden Zeigefinger an Wickie den Wikinger. »Du gehst als Krankenschwester. Aber eine sexy Version.«
    Ich hob eine Augenbraue. »Eine sexy Version?«
    »Tolle Idee.« Nathalies Kopf wippte hastig auf und ab. »Ich weiß auch schon, wo wir das Kostüm herkriegen. Lass es mich für dich besorgen. Achtunddreißig oder vierzig?«
    »Hängt davon ab, wie es ausfällt.«
    »Dann achtunddreißig. Ein bisschen zu eng sieht nicht unbedingt schlecht aus.«
    Ich rollte mit den Augen. »Übertreib‘s nicht, okay?«
    »Wer? Ich? Nie. Oh, und du brauchst eine weiße Strumpfhose und weiße High Heels zu dem Kostüm.«
    »High Heels?« Ich stöhnte auf. »Du weißt, ich meide
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