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Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Titel: Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.
Autoren: Mady Host
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unserem Zelt, als ein Parkwächter uns anspricht und darauf verweist, dass es verboten sei zu campen. Wir erklären ihm, dass wir Pilger sind und gar nicht im Zelt, sondern davor schlafen wollen. Er reagiert freundlich und bittet uns das Lager bis zur Dämmerung abzubauen und verabschiedet sich mit dem Hinweis, dass auch das Baden im See nicht gestattet sei. Da haben wir also den Grund, weswegen wir die einzigen freudig planschenden Badegäste waren!
    Zum Glück hat es auch Friedrun gerade noch so geschafft, Körperhygiene zu betreiben. Wie es sich nach dem Schwimmen gehört, gibt es erst einmal etwas zu essen. Die mitgebrachten Speisen gestalten sich als Festmahl in der Idylle des Naturschutzgebietes. Genüsslich knabbern wir an unseren Broten und lassen uns die zarten Meerestiere auf den Zungen zergehen. Mein neu ernanntes Lieblingsbier „San Miguel“ sorgt für die Erfrischung unserer — ausnahmsweise verwöhnten — Gaumen. Beim langsamen Einbruch der Dunkelheit dreht der freundliche Parkwächter noch seine Kontrollrunde und gibt uns zu verstehen, dass wir unser Nachtlager doch allmählich wieder aufschlagen sollen. Wir danken dem fürsorglichen Ranger, schieben unsere Zeltstangen in die schlaffe Zelthaut, werfen unser Gepäck hinein und bilden eine Schlafsackmauer um unser Camp und blicken gegen 22:00 Uhr eingekuschelt in den freien, sternenklaren Himmel über uns. Leider haben auch einige Mückenschwärme Einzug gehalten. Die Biester haben jedoch keine Chance, denn wir bekämpfen sie mit dem Insektenkiller „Anti-Brumm“. Allein der Name des Mördersprays muss den Viechern doch Angst einflößen. Tut er auch! Und wir haben die Gelegenheit noch sehr lange und lustige Gespräche mit Friedrun zu führen. Je später und sternenklarer die Nacht, umso nachdenklicher die Unterhaltungen.
    Conny schläft nach einiger Zeit tief und fest, während Friedrun und ich über Auren, Religiosität, die Evolution und über menschliche Wahrnehmungsfähigkeiten philosophieren. Es ist fantastisch! Ich fühle mich wie ein Kind, das zum ersten Mal lange aufbleiben darf und aufgeregt versucht die ganze Welt zu verstehen. Wir vergessen die Zeit, denken nicht an Morgen. Das ist etwas, das ich unbedingt mit in meinen Alltag nehmen sollte! Hier sind jegliche erwachsene Rationalität und Vernunft vergessen und wir stellen uns die verrücktesten Dinge vor; zum Beispiel malen wir uns aus, dass es vielleicht Außerirdische gibt, die wir gar nicht sehen können, weil es sowohl das menschliche Auge als auch unser Verstand nicht zulassen.
    Möglicherweise stehen sie ja hinter uns und beobachten sämtliche menschliche Geschehnisse und Alltagsabläufe.
    Friedrun hat ein hochgradig witziges Beispiel parat. Sie glaubt definitiv an die Existenz von Außerirdischen. So kam es, dass sie in ihrer Studienzeit am Vorabend einer wichtigen Prüfung auf das Lernen verzichtete und sich stattdessen lieber auf der Terrasse platzierte, in den Nachthimmel sah und ernsthaft auf die Ankunft eines Ufos hoffte. Sie stellte sich vor, wie sie von extraterrestrischen Lebewesen — ob diese nun klassisch grün oder doch eher menschlich aussehen sei dahingestellt — abgeholt wird und einen kleinen Ausflug macht, der gerade solange dauert bis die gehasste Prüfung vorüber ist und sie dann wieder abgesetzt wird, um im Nachhinein eine super Ausrede parat zu haben. Denn wer kann schon von sich behaupten, mit echten Außerirdischen um die Häuser gezogen zu sein? Unser Gespräch erhält einen spirituellen Touch, als ich Friedrun frage, ob sie an Gott glaube. Sie bejaht und erklärt, dass ein Gott für sie etwas Übermächtiges ist, das einfach da ist ohne eine konkrete Gestalt und Funktion zu besitzen. Auf meine Frage, wie sie die Evolutionstheorie von Charles Darwin und den festen Glauben an Gott in Einklang bringen würde, entgegnet sie, dass die Evolution für sie zweifelsohne naturwissenschaftlich begründbar ist und Gott derjenige war, der diese Entwicklung einfach zugelassen hat. Es gab, ihrer Ansicht nach, also kein allmächtiges Wesen, das mal spontan einen jungen Mann mit dem Namen Adam in die Welt gesetzt hat.
    Ich frage mich, warum Menschen überhaupt glauben und denke an etwas, dass ich vor meiner Abreise in einem interessanten Buch las. Demnach haben Hirnforscher im menschlichen Gehirn eine Art religiöses Zentrum, das sich am Schläfen- bzw. Stirnlappen befindet, entdeckt. Diese Hirnregion ist empfänglich für unerklärliche Dinge, die als gottgegeben
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