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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier
Autoren: Hilary Norman
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sauber zu machen.
    »Da unten muss man doch nicht putzen«, sagte Roz.
    »Das gehört alles zum Haus«, erwiderte Frankie. »Es ist sinnlos, oben zu putzen, wenn unten alles dreckig ist.«
    Roz lächelte, sagte, da habe sie wohl recht, und ließ Frankie tun, was sie tun wollte.
    Der Raum war mehr als groß genug.
    Sie wusste sofort, dass Roz die Richtige war; trotzdem zwang sie sich zu warten, bis sie vollkommen sicher sein konnte.
    Vollkommen sicher in jedem Sinne des Wortes.
    Immerhin würde sie hier leben, würde es zu ihrem Haus machen, zu ihrem neuen Leben. Sie würde so viel von Roz Baileys Welt übernehmen, wie sich als praktisch erwies – wenn auch nicht ihre Identität. Frankie wusste, dass das unmöglich war, doch wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, würde sie auch kein unnötiges Risiko eingehen.
    In fünf Monaten des Wartens geschah nichts, das Frankies Absicht hätte ändern können. Zweimal die Woche, Montags und Mittwochs, den ganzen Spätherbst und den Winter hindurch, war Frankie in dem alten silbernen Fiesta vorgefahren, den sie sich gekauft hatte. Stets war sie früh genug im Haus auf Winder Hill eingetroffen, um unten ein wenig Zeit für sich selbst zu haben, während die Dame des Hauses noch immer unter den Nachwirkungen des nächtlichen Spielens in Lansdowne litt und scheintot im Bett lag. Das war die Zeit, da Frankie in aller Ruhe die Papiere im Schreibtisch durchsehen und einen Blick auf den Computer in Mrs Baileys kleinem Arbeitszimmer werfen konnte (Frankie mochte das Design der Möbel nicht, doch sie nahm an, dass sie dort ohnehin nur wenig Zeit verbringen würde). Sollte die Hausherrin wider Erwarten einmal früher erscheinen – zum Beispiel, weil sie aufs Klo musste –, dann, so war Frankie überzeugt, würde sie es früh genug hören.
    Sie wurde immer selbstbewusster, je mehr Zeit verstrich und je überzeugter sie war, dass Mrs Bailey die richtige Kandidatin war, das ideale Ziel. Eine Frau, die niemand allzu sehr vermissen würde. Eine Frau, die nur wenig Besuch bekam und selten von jemandem eingeladen wurde. Eine Frau, die nichts mit irgendwelchen Ämtern zu tun hatte, nicht einmal mit dem Finanzamt.
    Letzteres hatte Frankie vor ein paar Monaten geklärt, als sie Roz bei einem ihrer Montagskaffees erzählt hatte, dass sie sich am Wochenende um ihre lange überfällige Steuererklärung kümmern müsse; schließlich sei eine Rückzahlung zu erwarten.
    »Machen Sie die wirklich?« Roz Bailey klang überrascht.
    »Macht das nicht jeder?«
    »Nicht jeder.« Roz hob schelmisch die Augenbrauen.
    Und es kam noch besser. Roz hatte Frankie erzählt, dass sie sämtliche Bankgeschäfte per Computer erledigte und sogar die Steuer übers Internet bezahlte.
    »Ich mag keine Schecks«, sagte sie, »und ich mag es noch weniger, mich irgendwo in eine Schlange zu stellen – vor allem nicht, wenn ich nur mein eigenes Geld haben will.«
    »Aber der Computer gibt einem doch kein Bargeld«, wandte Frankie ein.
    »Nein, aber ich muss mich auch nirgends anstellen«, entgegnete Roz. »Die Karte in den Geldautomaten zu schieben, ist das höchste der Gefühle. Bankschalter können mir gestohlen bleiben.«
    Frankie grinste. »Ich habe mal eine Werbeanzeige gesehen, in der es hieß, man könne auch mit einem Computer spielen. Bingo und so was alles.«
    »Dieser Versuchung bin ich noch nicht erlegen.« Roz lächelte. »Noch nicht.«
    Roz loggte sich nie in ihr Konto ein, wenn Frankie das Arbeitszimmer putzte; aber Frankie wusste, wo Roz das kleine Buch versteckte, in dem sämtliche Passwörter, Codes und Antworten auf Sicherheitsabfragen standen. Außerdem war ihr Gedächtnis recht gut, wenn es um solche Dinge ging. Also würde sie schon zurechtkommen, selbst wenn das Buch an einen anderen Ort gebracht werden sollte.
    Nicht dass Roz Bailey auf den Gedanken gekommen wäre, ihre Putzfrau könne mit einem Computer umgehen; dabei wusste Frankie ganz gut Bescheid. Computerkurse waren Teil ihrer Reha gewesen, als sie wegen ihres Problems an den Ort gekommen war. Außerdem gab es in den meisten Häusern von Chigwell Computer, entweder in den Kinderzimmern oder in den Arbeitszimmern der Ehemänner, und bei Calloway’s hatten die Büroleute die Geräte meist über Nacht eingeschaltet gelassen. Außerdem achtete Mrs B zwar darauf, nicht bei ihrer Bank oder Bausparkasse einzuloggen, wenn Frankie im Zimmer war; aber sie kaufte öfters über Internet ein.
    So. Keine Steuern. Ein Konto bei einer Bausparkasse mit mehr als
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