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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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haben Sie mit mir angestellt?“
    „ Durch den Aufprall Ihres Kopfes auf der Straße ist Ihr Hirn angeschwollen. Deshalb mussten wir Sie eine Zeit lang bewusstlos halten, damit es ruhen und heilen konnte, außerdem war eine ganze Reihe von Wunden zu nähen und zu kleben. Aber Sie sind jung und gesund und wie wir sehen, ist die Schwellung schnell zurückgegangen.“
    „ Kruzitürken, so war das nicht geplant. Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte. Ich wollte doch zum Grünen Markt und dort fahren keine Autos. Das Letzte, woran ich mich entsinne, ist … Ein weißes Kleid? Nein, noch was … Sirenen … da waren Sirenen und ein … Gütiger Gott, was für Blau“, entfuhr es ihr bei dieser urplötzlich auftauchenden Erinnerung. In Gedanken ging sie ihre Farbpalette durch, ohne auf Anhieb den passenden Vergleich zu finden. „So etwas habe ich nie zuvor gesehen. Aber dann … Filmende. Was war das? Ich wollte Cat und mir eigentlich bloß ein Frühstück vom Markt holen.“
    Das Reden hatte Susann sichtlich angestrengt. Feine Schweißtröpfchen perlten auf ihrer Stirn und erschöpft schloss sie für einen Moment die Augen. Sie hatte das Gefühl, als müsste sie sich unter allen Umständen etwas ins Gedächtnis zurückrufen. Etwas Wichtiges. Entscheidendes. Etwas … irgendetwas. Sie suchte angestrengt in ihrem lädierten Kopf danach und fand nur Trümmer. Dafür meldeten sich umso heftiger quälende Schmerzen und sie beschloss, das Nachdenken auf später zu verschieben.
    „Können Sie sich daran erinnern, dass unser Neurologe Sie untersucht hat? Sie haben sich mit ihm unterhalten.“
    „Ah … Tatsächlich? Wann? Wann soll das gewesen sein? Ich glaube …“ Sie wagte nicht, den Kopf zu schütteln, sondern ließ lediglich die Schultern hängen. „Nein.“
    Kam daher ihre Erinnerung an blaue Augen und sanfte Hände? Und ein e Stimme, die mindestens ebenso zärtlich streichelte?
    Hilfe , was faselte sie da? Sie war auf den Kopf gefallen, hatte sie das etwa schon vergessen? Und dabei war irgendetwas in ihrem Hirn durcheinandergeraten. Außerdem gab es kaum jemanden, der über mehr Fantasie als sie verfügte. Sie hatte sich schon immer gerne zusammengesponnen, was ihr gerade in den Kram passte – der geborene Märchenerzähler, wie sich ihre Eltern oft beklagt hatten. Sie sollte endlich erwachsen werden und damit aufhören, nach dem Frosch zu suchen, der sich nach ihrem Kuss in einen Prinzen verwandelte.
    „Cat hüpft sicher im Quadrat, weil ich noch nicht zu Hause bin. Hat sie schon jemand benachrichtigt? Wie spät ist es eigentlich? Die Lütte wird in der Zwischenzeit verhungert sein.“
    Sie hatte sich eingebildet, ihr Herz könnte nicht noch tiefer rutschen. Aber es konnte. Und das tat es , als sie das betretene Gesicht der Schwester fixierte. Sie blickte aus dem Fenster und wieder zurück zur Oberschwester.
    „Oh . Mein. Gott! Wann … Nein, sagen Sie es nicht.“
    „Der Unfall ereignete sich vor zwei Tagen.“
    Ein spitzer Schreckensschrei entrang sich ihrer Brust. „Vor zwei Tagen? So lange schon? Bin ich hier! Aber ich kann mich nicht erinnern. Wann habe ich mich mit diesem Neurologen unterhalten? Was hat er gesagt? Und noch wichtiger: Was habe ich gesagt?“
    „Beruhigen Sie sich, Frau Seiler. Alles halb so schlimm, vertrauen Sie mir. Gedächtnislücken sind nichts Außergewöhnliches nach einer Gehirnprellung. Wir nennen so etwas posttraumatische Amnesie. Glücklicherweise hielt sich einer unserer Ärzte in der Nähe des Unfallortes auf. Er hat dafür gesorgt, dass Sie unverzüglich in unser Krankenhaus gebracht wurden, wo er sie in besten Händen wusste. Leider haben Sie eine nicht unerhebliche Gehirnerschütterung, Prellungen, Hämatome und einige größere Schnitt- und Platzwunden abbekommen, doch Sie werden bald wieder auf dem Posten sein. Und ich kann Sie beruhigen, Sie haben dem Neurologen keins ihrer geheimsten Geheimnisse verraten und auch keine schmutzigen Witze erzählt.“
    Ihr Mund formte e in klägliches „Oh“. Und das war schon alles, was Susann dazu einfiel.
    „Bis zur Hochzeit ist es wieder gut“, versicherte die alte Schwester mit einem milden Lächeln und tätschelte Susann begütigend die Hand. „Ich gebe Ihnen etwas gegen die Kopfschmerzen, dann geht es Ihnen gleich besser. Sie müssen sich eine Weile ausruhen und während der nächsten Tage viel schlafen.“
    „Noch länger? Ich brauche nie mehr als fünf, sechs Stunden.“ Unbewusst drehte Susann den kleinen, silbernen
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