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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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sich nicht auf Angels Extravaganzen einlässt? Ich hatte mir eingebildet, Sie würden sich von ihm nicht um den Finger wickeln lassen wie all diese Gänschen da draußen.“ Mit einer unwirschen Geste deutete er zur Tür. „Dabei hätte ich es besser wissen müssen. Angel hatte Sie schon als kleiner Bengel völlig unter seiner Fuchtel. Er hat sie bloß einmal mit seinen blauen Äuglein anblinzeln müssen und Sie haben alles für ihn getan.“
    Er unterbrach sich und kratzte sich betreten am Hinterkopf. Genau wie er sich selber ins Zeug gelegt hatte, um Angel jeden Wunsch von den Augen abzulesen und nach Möglichkeit zu erfüllen. Sie kannten beide viel zu gut den Grund für ihre ständige Nachsicht und grenzenlose Geduld, wenn es um Angel ging. Er durfte Erika keinen Vorwurf machen. Niemals ihr!
    „Wir beide haben ihn wohl etwas … mmmh, verwöhnt.“
    Und obwohl der Chefarzt seine Erwartungen an die Oberschwester in Punkto Bestechlichkeit enttäuscht sah, meinte er nach einem letzten tiefen Seufzer freundlich: „Nun tun Sie mir den Gefallen und sehen nach dieser Frau. Hoffen wir, dass sie vernünftiger ist als Angel und ihre Gesundheit nicht dermaßen leichtfertig aufs Spiel setzt. Versuchen Sie, aus ihr herauszukitzeln, woher sich die beiden kennen. Ob es da wirklich etwas zwischen ihnen gibt. Denn wenn nicht …“
    Er unterbrach seine Wanderung und machte erneut vor Erika Halt , beugte sich zu ihr und nahm die zittrigen Finger der Oberschwester zwischen seine Hände. Seine grauen Augen strahlten eine beruhigende Wärme aus, als er Erika ins Gesicht blickte.
    „Angel ist stark und wir kennen seinen unglaublichen Dickschädel. Ich habe keine Ahnung, wie viele Leben er hat, aber er wird sich dieses Mal ebenso durchsetzen wie all die Male zuvor. Sie wissen selbst, wenn er erst einmal etwas angefangen hat, bringt er es auch zu Ende. Unter allen Umständen. Er hat die Kraft und den Willen, um Mittel und Wege zu finden, sein Ziel zu erreichen. Und wenn ihm dieses Mädchen so viel bedeutet, dass er wider besseres Wissen alles Denken vergisst, dann wird er sie wiedersehen wollen und nicht einfach aufgeben … und sterben.“
     
    Als Oberschwester Erika das Zimmer der jungen Frau betrat, hatte diese die Augen aufgeschlagen und blickte sie erwartungsvoll an.
    „Ah, wie schön! Sie sind wach. Wie fühlen Sie sich?“
    „ Weiß nicht. Bevor ich mir Gedanken darüber mache, darf ich vielleicht fragen, was ich hier zu suchen habe?“, erkundigte sich Susann vorsichtig. „Wo bin ich?“
    „Sie hatten einen Verkehrsunfall, Frau Seiler , und wurden deswegen in ein Krankenhaus gebracht. Können Sie sich an irgendetwas erinnern?“
    „Ein Unfall? “, echote sie noch leiser. „W-wie … wie schlimm?“
    „ Durch Ihr beherztes Eingreifen haben Sie vermutlich viel Schlimmeres verhindert, indem Sie zwei kleinen Geschwisterkindern das Leben retteten. Leider sind Sie dabei selber von dem Auto angefahren worden.“
    „Ein Unfall. Dann ist es wohl kein Wunder, dass ich mich so … zermatscht fühle. Gerädert und gevierteilt. Als wäre ein Trecker über mich gekommen. Als ob ich mit einer Boeing kollidiert wäre. Ich habe einen Brummschädel wie nach einer fürchterlichen Ziehung. Dabei haben wir gestern nicht mehr getrunken als sonst.“
    Susann presste die Fingerspitzen ihrer linken Hand gegen die Schläfe, als könnte sie damit das lautstarke Hämmern und Klopfen einer allzu fleißigen Handwerkerbrigade unter ihrer Schädeldecke unterdrücken.
    Unwillkürlich musste Erika schmunzeln, weil ihr Angels besorgte Worte einfielen. Nein, Susann Seiler vermittelte nicht im Entferntesten den Eindruck einer Frau, die den Schreck ihres Lebens erfuhr, nur weil sie in einem fremden Bett aufwachte und sich nicht erinnerte, wie sie dorthin gelangt war. Du hast dich geirrt, Angel. Und doch hattest du Recht, sie ist etwas ganz Besonderes.
    „ Sie haben Kopfschmerzen, nicht wahr? Das sowie Übelkeit und Schwindelgefühle sind leider ganz natürliche Begleiterscheinungen bei einem Schädel-Hirn-Trauma und nach der Sedierung.“
    „ Ein Schädel-Hirn-Trauma“, wiederholte Susann mit einem etwas dümmlichen Ausdruck auf dem Gesicht und sie spürte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte – wenn sie denn eine angehabt hätte. Wie schlecht musste es um sie bestellt sein, dass sie jetzt obendrein von ihrem Gehör im Stich gelassen wurde? Und dieses andere hörte sich noch viel angsteinflößender an. „Und wieso mussten Sie mich sedieren? Was
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