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Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Titel: Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)
Autoren: Filomena Nina Ribi
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schelmisch an. Zuletzt entfernte ich meine Sichtbrille und verstaute sie in einer wasserdichten Box, die ich um meine Hüfte band. Dann setzte ich die Taucherbrille auf, die ich auf Exkursionen immer mitnahm und zog aus meinem Rucksack eine wasserdichte Taschenlampe.
    „Und tschüss!“ Ich winkte mit meiner Taschenlampe in der Hand und einem Grinsen im Gesicht, dann tauchte ich ab in die Pfütze.

Transit
    O bwohl ich eine sehr starke Taschenlampe dabei hatte, konnte ich in dieser Wolke aus aufgewirbeltem Sand fast nichts erkennen. Alles glitzerte, weil der Sand in den Tessiner Gebirgen aus Gneis besteht. Wenn man hier in einem Fluss oder See badet, sieht man diese kleinen silbrig glänzenden Partikel überall leuchten. Sie haben auch die Eigenschaft, lange am Körper kleben zu bleiben – vor allem dann, wenn man eingecremt ist –, sodass man sich nach dem Baden, dann glitzernd auf den Nachhauseweg machen kann.
    Ich konnte mich nur durch Abtasten orientieren, also streckte ich meine Arme aus und suchte das Loch. Schnell hatte ich es gefunden, es war ja auch eine kleine Pfütze. Ich drängte mich hindurch und konnte auf der anderen Seite sofort wieder auftauchen. Ich richtete mich auf, nahm meine Taucherbrille ab, beleuchtete die Umgebung und staunte: Diese Kammer war viel größer als die letzte und zudem war sie komplett weiß ausgekleidet! Eine feine Schicht von milchigen Kristallen bedeckte die Wände und die Decke der Höhle. Durch die Beleuchtung der Taschenlampe funkelte es überall wie frischer Schnee. Ich stieg aus dem Wasser und setzte meine Sichtbrille auf, um dieses Naturwunder besser zu betrachten.
    Der Boden war ockerfarben, strahlte aber genauso stark wie die Wände, da auch er mit der feinen Schicht aus Kristallen überzogen war. In der Mitte der Höhle lag etwas am Boden, das aussah wie eine Anhäufung von Steinen. Als ich mich dorthin begab, knisterte es bei jedem Schritt merkwürdig unter meinen Plastik-Schuhen. Bei dem Haufen angekommen stellte ich fest, dass es sich um Knochen handeln musste. Plötzlich hellte sich der Raum hinter mir auf. Ich drehte mich und sah das Wasser gelb schimmern – es war Rob.
    Rob war noch gar nicht vollständig aufgetaucht, als ich auch schon anfing, ihm aufgeregt meine Beobachtungen mitzuteilen.
    „Rob! Diese Höhle ist weiß, sie funkelt wie ein Sternenhimmel! Und dort drüben liegt ein Knochenhaufen!“
    „Was? Moment, lass mich erst mal aus dem Wasser steigen.“
    Rob kletterte aus dem Tümpel und blieb stehen wie angegossen. Von seinem mächtigen Körper floss das vom Neopren aufgesaugte Wasser wie ein Bach hinunter.
    „Fantastisch! So etwas habe ich noch nie gesehen!“, staunte er.
    Ich beobachtete ihn genau – es tat gut, ihn so begeistert und glücklich zu sehen. Nach all den Jahren, in denen er gelitten hatte, war es nun an der Zeit, dass auch er seinen Lebenswillen zurückerhielt.
    Ich zeigte auf die Knochen.
    „Pass auf!“, schrie er, als ich mich dorthin begeben wollte.
    „Wieso?“, fragte ich erschreckt.
    „Zerstör die Kristalle auf dem Boden nicht! Das sind Kalzit-Kristalle, die haben tausende von Jahren gebraucht, um diese paar Millimeter zu wachsen. Am besten, du gehst exakt denselben Weg wie vorhin, dann geht am wenigsten kaputt.“
    Ich prüfte den Boden. Er hatte recht: Meine Spuren waren bereits sichtbar, also schritt ich in genau denselben Fußstapfen wie vorher. Im Knochen-Haufen waren lange Stoßzähne erkennbar, aber ein Schädel zog meine besondere Aufmerksamkeit auf sich.
    „Rob! Das muss der Schädel eines Höhlenbärs sein!“
    Rob kam nun ebenfalls in meinen Spuren herüber und er schien dabei zu tanzen, da er ansonsten viel größere Schritte machte.
    „Sogar die Knochen sind kristallisiert! Das ist ja irre! Woran erkennst du denn, dass es sich um einen Höhlenbären handelt?“
    „Es ist dasjenige Säugetier, das am häufigsten in Höhlen gefunden wird …“
    „Ah – du weißt es also nicht.“
    „Doch! Er hat großflächige Zähne, weil er sich wahrscheinlich vorwiegend von Pflanzen ernährte. Und das hier ist der Schädel eines kleinen Elefanten. Das kannst du an diesen beiden eng beieinanderliegenden Löchern erkennen, hier in der Mitte des Gesichts. Das sind aber nicht die Augenhöhlen, die sind viel kleiner und befinden sich seitlich. Das ist die Nasenöffnung, auf der der Rüssel saß – das ist eine Wahnsinns-Entdeckung!“
    „Wie, hier im Tessin? Mitten in Europa?“
    „Sicher! Früher, im Miozän, also
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