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Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Titel: Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)
Autoren: Filomena Nina Ribi
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durchströmte meinen ganzen Körper. „Das hat mir noch gefehlt!“, dachte ich. „Was ist denn jetzt los?“
    Ich wurde zunehmend nervös und plötzlich hatte ich diese furchtbare Angst, zu ertrinken: Ich hatte das Gefühl, ich hätte Wasser eingeatmet. Ein starker Hustenreiz machte sich bemerkbar – schrecklich. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, war verwirrt und verstand nicht, was geschah.
    In einem flüchtigen Moment der Klarheit fühlte ich eine enorme Hitze in meinem Körper, als ob ich innerlich lichterloh am Brennen wäre. „Aber ich befinde mich doch in eiskaltem Wasser“, dachte ich. „Oder etwa doch nicht?“ Bald konnte ich meine Umwelt nur noch verschwommen erkennen, alles wurde unscharf. „Wo bin ich?“ Dies war mein letzter Gedanke, bevor es dunkel um mich wurde.

Freundschaften
    M it Anfang zwanzig hatte ich diesen absurden Traum, während ich im Schwimmbad meiner Stadt nachts heimlich duschte. Zusammen mit meiner besten Freundin Sara war ich dort eingebrochen, über einen Zaun geklettert, und wir hatten gebadet, bis wir schließlich in den Duschen verschwanden, um uns aufzuwärmen. Das ist jetzt schon mehr als zwanzig Jahre her.
    Sie duschte in der einen Kabine, ich in der anderen, und als ich nach langer Zeit fertig war, wartete sie bereits draußen. Inzwischen, in diesem „Wachtraum“ in der Dusche, hatte ich aber ein ganzes Leben gelebt, in dem Sara verschwunden war und andere Personen hinzugekommen waren. Ich war auf dem Kilimandscharo in Afrika gewesen und auch auf dem Gunung Agung in Indonesien. Auf der Suche nach Sara hatte ich Christoph kennengelernt und geheiratet – und dann war David erschienen, meine Zwillingsseele.
    Aber das ganze Abenteuer war anscheinend nur ein Traum gewesen, das Leben ging danach einfach weiter: Sara war wieder anwesend, aber David nicht – er blieb eine Traumerscheinung. Im Traum hatte er sich so echt angefühlt, dass ich lange davon überzeugt war, dass er irgendwo tatsächlich existierte. Eine tiefe Unruhe plagte mich. Ich fühlte mich, als ob ein Teil von mir fehle, als ob ich unvollkommen wäre, sodass ich stets nach ihm Ausschau hielt.
    Es war zwecklos. Die Zeit verging und ich begegnete David nicht. Meine Erinnerungen fingen an, zu verblassen und mein Traum drohte zu verschwimmen – letztendlich begann ich sogar, an meinen Erinnerungen zu zweifeln: Hatte mein Abenteuer überhaupt jemals stattgefunden? Gab es die Zwischenwelt tatsächlich? Und wenn ja, wo war sie? Aber vor allem: Wo war David?
    Zusammen mit Sara war ich damals unzählige Male den Berg hinauf durch den Kastanienwald gestreift und von dem steilen Felsen in das Wasserbecken gesprungen, das über die Jahrtausende von dem Wasserfall zu einem glatten Granit-Bassin geschliffen worden war. In meinem Wachtraum konnte ich nämlich in die Zwischenwelt gelangen, indem ich dort ins tiefe Wasser tauchte – aber nichts geschah.
    Eine einsame Regenbogenforelle lebte mehr als ein Jahrzehnt in diesem natürlichen Schwimmbecken, bis sie eines Tages plötzlich spurlos verschwand. Wahrscheinlich war sie aus Altersgründen gestorben, denn Fischer verirrten sich kaum zu Fuß bis dorthin. „Was hat sie wohl darüber gedacht, dass ich jedes Jahr erneut wie eine Wahnsinnige unzählige Male vom Felsen ins Wasser sprang und auf dem Grund vergeblich darauf wartete, dass irgendetwas geschah?“, frage ich mich manchmal. „Darüber, dass ich dann immer mit letzter Kraft doch noch an die Oberfläche zurückschwamm, um zu atmen und zu leben?
    Ich lernte endlich einen Mann kennen und hörte auf, von dem Felsen zu springen. Ich besuchte mit ihm die Plattform im Kastanienwald, aus der man eine weite und atemberaubende Aussicht auf das ganze Tal genießen konnte. Ich heiratete diesen Mann namens Eusebio und bekam ein Kind. Viel freie Zeit blieb mir nun nicht mehr übrig und so geschah es, dass ich die Zwischenwelt und den Wunsch, dorthin zurückzukehren allmählich vergaß. Mein Leben veränderte sich.
    Durch die Geburt des Kindes, stellten sich mein ganzer Freundeskreis und mein ganzes Leben vollkommen um – genau wie es alle im Voraus prophezeit hatten: „Du wirst sehen! Alles verändert sich, wenn du Mutter wirst!“ Nur hatte ich vorher nicht gewusst, was ich mir unter diesem Satz genau vorstellen musste und was ich mit dieser Information überhaupt anfangen sollte. Ich hatte schon immer Freundschaften mit den unterschiedlichsten Leuten gepflegt: mit kinderlosen Künstlern, Familien mit Kindern,
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