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Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Janet Chapman
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heraufzuschaffen
war keine leichte Aufgabe. Schließlich legte Ethan Bear über seine Schulter und machte sich daran, wieder die Leiter hinaufzusteigen. Auf halbem Weg hielt er inne.
    »Richte das Licht hierher«, bat er sie und wies mit dem Kopf auf die Steineinfassung des Brunnens zu seiner Rechten. »Hier, etwas tiefer, bitte.«
    Anna ging um die Brunnenöffnung herum und ließ den Lichtstrahl über die dunklen, bemoosten Steine spielen. »Was gibt es dort unten?« Sie bückte sich tiefer.
    Ethan lachte. »Ich glaube, ich sehe Samuels Geheimversteck vor mir. Eine große in die Brunnenwand eingelassene Vertiefung, feinsäuberlich mit Steinen ausgekleidet, darin ein großer Kanister. Dieser schlaue alte Fuchs.«
    Anna, die wieder weiterrückte, warf erst einen Blick an Ethan vorbei über den Brunnen, dann ging sie zurück und spähte direkt hinunter. »Von hier oben praktisch unsichtbar«, stellte sie fest.
    »Er brachte die Steine so an, dass man von oben nichts sehen kann.«
    Ethan verschob Bear auf seinen Schultern und stieg höher, bis er festen Boden unter den Füßen hatte und den alten Labrador behutsam auf sein Lager bettete. Anna rieb ihn mit den Deckenrändern trocken.
    »Den Kanister holen wir, nachdem wir ihn begraben haben«, erklärte Ethan und schlug die Decke über dem reglosen Körper des Hundes zusammen. »Hol die Schaufel«, sagte er, hob Bear hoch und ging mit ihm zu Gaylens Pick-up.
    Anna griff nach der Schaufel, als sie am Haus vorübergingen, und legte sie neben Bear. Sie fuhren die Viertelmeile zu der Anhöhe mit dem winzigen Waldfriedhof. Dort stieg
sie aus, griff zur Schaufel und ging durch das verfallene Tor zum Grabstein von Samuel und Mary Fox.
    Sie starrte auf die granitene Gedenktafel hinunter. »Im Sommer soll der Steinmetz kommen und Gramps’ Sterbedatum einmeißeln.«
    »Bears Name soll auch verewigt werden«, fügte Ethan hinzu und setzte den Hund sanft auf den Boden. Er richtete sich auf und legte den Arm um ihre Schulter. »Wieso hast du Samuels Beerdigung verpasst?«
    »Wir erfuhren von seinem Tod erst durch Tom Bishop, der zu uns nach Quebec kam. Als es geschah, benachrichtigte uns niemand.«
    »Nicht einmal Madeline?«
    Anna zog die Schultern hoch. »Laut Tom Bishop war sie ein wenig geschockt, nachdem sie festgestellt hatte, dass Gramps alles mir hinterließ.«
    »Die ist schon eine Nummer«, bemerkte Ethan trocken.
    »Ich empfinde für sie vor allem Mitleid.«
    Ethans Arm umschlang sie fester, als er sich zu ihr beugte und sie küsste. »Trotzdem laden wir sie nicht zur Hochzeit ein.«
    »Wir müssen. Sie ist meine Mutter.«
    Anna blickte hinunter, um ihr Lächeln zu verbergen, doch dann spürte sie, dass Ethan erstarrte. »Hier«, sagte sie auf eine Stelle neben dem Grab ihrer Großeltern deutend. »Wir wollen Bear neben ihnen zur letzten Ruhe betten.«
    Ethan rührte sich noch immer nicht.
    Anna schlüpfte unter seinem Arm hervor, um zur Schaufel zu greifen. Sie fing an zu graben. Ethan brauchte gute zwei Minuten, ehe er sie wortlos wegschob und sie ablöste.
Während er still an der Arbeit war, ging Anna daran, abgebrochene Zweige und anderes, was in den Wintermonaten auf die Grabstelle gefallen war, einzusammeln, dann ging sie zum windschiefen alten Tor und versuchte es aufzurichten.
    »Der Friedhof muss besser gepflegt werden«, äußerte sie mit einem Blick auf die schiefen alten Grabsteine und die eingesunkene Umzäunung. Nur das Grab ihrer Großmutter war in Ordnung, da Gramps sich jahrelang darum gekümmert hatte und Anna oft hier gewesen war, seitdem sie letzten Herbst zurückgekommen war. »Ich werde hier Blumenzwiebeln setzen, Tulpen und Narzissen, die nächstes Jahr blühen sollen. Ich erinnere mich, dass Grammy Tulpen liebte. Daddy und Claire kommen heute Abend.«
    Ethan hielt im Schaufeln inne und sah sie an.
    »Ich habe sie angerufen, als du unter der Dusche warst. Mich wundert, dass Daddys Gebrüll nicht bis ins Bad zu hören war.«
    »Kommen deine Brüder mit?«
    Sie nickte.
    Ethan machte sich wieder ans Graben.
    »Ich werde nicht zulassen, dass sie dich den Wölfen zum Fraß vorwerfen.«
    Er sagte nichts und schaufelte weiter, bis er schließlich die Schaufel in den Erdhaufen stieß, sich umdrehte und Bear hochhob. Er ließ sich auf die Knie nieder und legte den Hund in die Grube. Dann griff er wieder zur Schaufel.
    Anna zuckte zusammen, als die erste Schaufelladung Erde ins Grab fiel, und sprach ein stilles Gebet, weil Bear und Gramps nun wieder vereint
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