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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte
Autoren: Heinz G. Konsalik
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untersucht werden, damit Sie feststellen können, ob noch jemand LSD genommen hat!«
    Der Zeltwirt grinste breit, selbst Dr. Breuninghaus lachte über das ganze Gesicht. Ihm gefiel dieser Witz. Werner Ritter sah hinüber zu dem Lastwagen, in dem der Körper Schreiberts neben den Eisstangen lag. Der Feuerwehrmann, der davor Wache hielt, trank aus einer Flasche Limonade.
    »Ich möchte Herrn Boltenstern noch einmal befragen«, sagte er laut. Dr. Breuninghaus zog die Augenbrauen hoch.
    »Ritter, Sie überziehen!«
    »Ich tue nur meine Pflicht.«
    »Die Übererfüllung der Pflicht kann sogar strafbar sein. Andere hat man dafür aufgehängt!« Dr. Breuninghaus wedelte mit der Hand durch die Luft, als suche er Kühlung. Es war auch sehr heiß … hier hinter dem Zelt, zwischen den Budenwänden, sogar drückend und auf dem Herzen lastend. »Ich danke Ihnen für Ihre schnelle Hilfe, Herr Ritter. Den Fall wird ab sofort meine Staatsanwaltschaft in Zusammenarbeit mit der Nürnberger Staatsanwaltschaft bearbeiten.«
    Das war kurz und deutlich. Werner Ritter holte tief Atem. Die Wahrheit! schrie es in ihm. Mein Gott, ich will doch nur die Wahrheit haben! Recht ist Wahrheit … gilt denn dieser Satz nicht mehr?
    »Herr Oberstaatsanwalt …«, sagte er heiser. Aber Dr. Breuninghaus unterbrach ihn wieder schroff.
    »Ich betrachte die Angelegenheit als erledigt. Sie nicht, Herr Ritter?«
    »Die beiden Spuren …«
    »Himmel noch mal, sind wir bei Karl May?« schrie Dr. Breuninghaus. »Spielen wir Winnetou? Ich will kein Wort mehr hören, verstehen Sie mich?«
    Werner Ritter nickte stumm. Von irgendwoher hörte er den Aufschrei mehrerer Stimmen … dann gellte eine Sirene auf, wie sie geblasen wird, wenn Feuer in einer der Buden entsteht.
    »Ein verrückter Tag!« sagte Dr. Breuninghaus. Sein Herz schlug wie wild. Er ahnte plötzlich, daß das Treffen des BUNDES DEUTSCHER DIVISIONEN nicht bloß aus alten Erinnerungen bestehen würde. »Was ist denn das schon wieder?«
    Aus Richtung der Achterbahn, so schien es Werner Ritter, gellten neue Schreie. Das Trappeln Hunderter von Füßen übertönte die Stimmen. Sogar im Zelt brach die Musik ab.
    Bevor man Klarheit hinter dem Zelt hatte, erschien Major Konrad Ritter. Er sah schrecklich aus, verschwitzt, mit zerwühlten Haaren, bleich und mit hervorquellenden Augen. Er zitterte stark und lehnte sich gegen die Stapel Bierkästen, holte tief Luft, fuchtelte mit den Armen durch die heiße Luft und brauchte eine lange Zeit, um sprechen zu können. Und auch dann waren es nur Bruchstücke.
    »Auf der Achterbahn …«, stotterte er. »Kommt mit … es ist schrecklich … schrecklich …« Dann warf er sich herum und rannte wieder um das Zelt herum auf den Festplatz.
    Dr. Breuninghaus und Werner Ritter folgten ihm. Eine Woge aus Menschenleibern, die aus dem Zelt quoll, riß sie mit zur Achterbahn. Ihr blaugestrichenes Eisengefüge ragte gegen den Sommerhimmel wie ein riesiges Skelett.
    Mit Alf Boltenstern ging eine merkwürdige Veränderung vor.
    Nicht plötzlich kam sie, sondern langsam, schleichend, so wie ein Theatervorhang ganz langsam zugleitet, wenn die letzten Takte der Musik verwehen. Niemand bemerkte es … Petra war in ausgelassener Stimmung, scherzte mit dem General und verkündete kokett, daß man die Hochzeitsreise auf einem Schiff unternehmen wolle … auf einer Fahrt in die Karibische See sollte die große Liebe gefestigt werden.
    »Ich verstehe, Gnädigste«, schnarrte General v. Rendshoff, der im Geiste rekapituliert hatte, wo die Karibische See überhaupt lag, nahm die Hacken zusammen und prostete zackig zu. »Blauer Himmel, Salzwasser, Tropensonne, das Wiegen der Wellen, der Tanz der Delphine, wie sie mit dem Schwanz durch das Wasser schlagen … ungemein aufregend, ungemein …« Dann lachte er, wie andere hau ruck rufen, und freute sich über sich selbst. Toller Kerl, man selbst, dachte er. Beste Kasinolaune! Und tolle Frau, diese Petra Erlanger. Zwanzig Jahre jünger, und man hätte den Boltenstern strammstehen lassen. »Eine Frechheit, als Hauptmann solch eine Frau zu wollen! Die ist einen Oberst wert!« Haha! Zackiges Prösterchen, Gnädigste –
    Boltenstern saß auf den Stufen der Ehrenempore und starrte in den Saal. Die Musik nahm verwunderliche Gestalt an … er sah die Töne leibhaftig aus den Instrumenten kommen. Sie kletterten aus den Trompeten und Klarinetten, rutschten aus dem großen Trichter der Tuba, tanzten auf den Trommelfellen, kreiselten in den Waldhörnern,
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