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Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zum Glück verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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auf ihn. »Nein, Les. Es gibt kein dunkles Geheimnis. Mag sein, dass das der Grund ist, weshalb ich unserem Job inzwischen kritisch gegenüberstehe. Du suchst die Sensation. Ich nicht. Du witterst hinter jedem eine potenzielle Story, die deine Karriere forcieren kann. Ich hab genauso gedacht und fühlte mich nie wohl dabei. Mittlerweile sehe ich den Menschen hinter der öffentlichen Person, mit seinen Schwächen und dem Recht, seine Fehlbarkeiten für sich zu behalten.«
    Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Ich mag dich sehr, Les. Für mich warst du immer ein guter Freund. Ich hoffe, das bleibt auch so. Aber für eine Weile mag ich dich erst mal nicht mehr sehen. Auf Wiedersehen.«
    Sie verließ das Motelzimmer und ging zu ihrem Mietwagen. Der Motor lief bereits, als er in die Tür trat. »Andy«, rief er, »wo willst du denn hin?« So niedergeschlagen hatte sie ihn noch nie erlebt. Es zerriss ihr fast das Herz, dennoch hatte sie ihre Entscheidung getroffen und würde dabei bleiben.
    »Keine Ahnung«, rief sie schließlich zurück, mit unsicherer Stimme.
     
    Zunächst fuhr sie nach San Antonio und checkte im Palacio del Rio ein, dem Hotel an der berühmten Riverwalk-Promenade. An der Rezeption steckte sie einige
Ausflugsbroschüren ein. Eine Woche in völliger Anonymität zu verbringen, das ließ sich doch himmlisch an, oder? Sie würde Kurztrips machen, am Strand liegen, gut essen und sich blendend erholen. Irgendwann den Scherbenhaufen ihres Lebens kitten und wieder neu anfangen. Wo? In Mexiko? Irgendwo in der Karibik?
    Spielte das eine Rolle?
    So oder so – sie wäre ohnehin allein. Sie hatte Lyon verloren, ihren langjährigen Freund vergrätzt und ihren Job eingebüßt. Eine Katastrophe jagte mit schöner Regelmäßigkeit die nächste, sinnierte sie mit einem Hauch von Sarkasmus. Aber irgendwo hatte sie einmal gelesen, dass man mit den Herausforderungen wuchs. Wenn das zutraf, dann musste sie irgendwann vor Selbstvertrauen platzen.
    Sie versagte sich den Wunsch, im Hotelzimmer zu bleiben und Trübsal zu blasen. Stattdessen wählte sie ein leichtes Sommerkleid, zog sich um und frischte ihr Make-up auf. Sie nahm den Hotelausgang an der Uferseite und schlenderte über den Riverwalk, entschied sich schließlich für eines der belebten Straßencafés, um dort allein zu Abend zu essen.
    Nicht wenige Passanten, die an ihrem Tisch vorübergingen, musterten sie anerkennend. Es waren in der Hauptsache Männer, und sie wandte jedes Mal desinteressiert den Blick ab, ein stummes, unmissverständliches Nein auf jegliche Avance. Einige starrten sie nachdenklich an, als überlegten sie, woher
sie sie kannten. Das war sie gewöhnt. Manche Leute erkannten sie auf Anhieb wieder. Andere musterten sie perplex, bis die Erleuchtung kam. Spätestens, wenn sie sie auf dem Bildschirm wiedersahen. Dann würden sie sich mit der Hand vor die Stirn schlagen und rufen: »Aber natürlich, das war doch Andy Malone!«
    Sie stocherte lustlos in ihrem Salat und pickte sich die Melonenscheiben heraus. Der Cheeseburger, den sie sich bestellt hatte, war dick und saftig, erinnerte sie aber unwillkürlich an den Riesenburger, den Lyon im Gabe’s verdrückt hatte. Prompt bekam sie kaum einen Bissen hinunter. Außerdem war das Hackfleisch für ihren Geschmack nicht genug durchgegart. Immerhin war es ein guter Vorwand, um den Burger kaum angerührt auf dem Teller liegen zu lassen.
    Nachdem sie ein paar Happen gegessen hatte, schlenderte sie über den Riverwalk, auf dem sich Händler und Touristen tummelten. Was sollte sie bloß den lieben, langen Abend machen, grübelte sie insgeheim.
    Unterwegs lauschte sie den Rhythmen einer Folklore-Band. Kaufte sich ein Eis und warf es kurz entschlossen in den nächsten Müllbehälter. Vor einer Kunstgalerie blieb sie unschlüssig stehen, konnte sich aber beim besten Willen nicht dazu aufraffen, hineinzugehen und sich die Ausstellung anzusehen.
    Eines der Touristenschiffe, die jede halbe Stunde eine Flussrundfahrt machten, nahm am Kai die
nächsten Passagiere auf. Sie kaufte sich schnell ein Ticket, woraufhin ihr ein Halbwüchsiger an Bord half. Um sein weites, ausgebleichtes Baumwollhemd hatte er in der Taille einen bunten mexikanischen Gürtel geknotet.
    »Bitte gehen Sie bis ganz nach vorn durch«, wies er sie in seinem gelangweilten Singsang an.
    Sie setzte sich auf die harte Holzbank und starrte auf den San Antonio River. Bunte Lichterketten, dezent drapiert in den üppigen
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