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Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zum Glück verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Auseinandersetzung in vollen Zügen. Von der Ranch war sie direkt ins Haven in the Hills gefahren, zumal
ihr klar war, dass Les hektisch ihrer Rückkehr entgegenfieberte  – mit den Tapes und dem unterzeichneten Revers.
    »Bist du jetzt völlig übergeschnappt?«, brüllte er. »Überleg doch mal, was du da gemacht hast, Andy! Auf eine solche Chance haben wir jahrelang gewartet. Mühsam darauf hingearbeitet. Was zum Henker ist bloß in dich gefahren?« Er lachte abfällig. »Oder weiß ich womöglich schon, wer da die Fingerchen in meiner Andy hat? Ich tippe auf Lyon Ratliff.«
    »Behalt deine Unverschämtheiten für dich, Les, oder erzähl sie deinem Friseur.«
    »Warte, bis ich erst richtig loslege. Ich will diese Bänder, verdammt. Meinetwegen kannst du deine Chance wegwerfen, aber ich sehe das anders.«
    »Dann hol sie dir von Lyon zurück.«
    »Du erledigst das für mich oder du bist auf der Stelle gefeuert.«
    »Dass du’s weißt: Ich pfeif auf unsere weitere Zusammenarbeit.« Der verblüffte Ausdruck auf seinen Zügen war Andy eine tiefe innere Befriedigung. Soso, überlegte sie, viel heiße Luft und nichts dahinter. Ihr Bluff hatte funktioniert. »Ich kündige bei Telex.«
    »Mensch, red keinen Scheiß. Ohne die Arbeit beim Sender gehst du ein wie eine Primel.«
    »Meinst du? Das glaube ich kaum.«
    »Ich weiß es. Der Journalismus steckt in deinen Genen, Andy. Du bist super. Die Beste überhaupt. Und du liebst deine Arbeit. Sie ist dein Leben.«
    »Nein, Les«, gab sie mit Bestimmtheit zurück. »Sie ist dein Leben. Ich verspreche mir mehr von meinem Leben.« Sie überlegte, ob sie zu ihm gehen sollte, immerhin waren sie seit Urzeiten gute Freunde. Am liebsten hätte sie ihn nämlich bei den Schultern gefasst und geschüttelt, um ihn zu Verstand zu bringen. Aber das war vergebliche Liebesmüh. Er würde sie nie verstehen. »Danke für das Kompliment. Klar habe ich Talent, aber mir fehlt der nötige Ehrgeiz.« Sie trommelte sich mit der Faust auf den Brustkorb. »Ich möchte nicht an die Spitze dieses Haufens, indem ich mein gesamtes Privatleben dafür opfere.
    Mein Vater lag mir ständig in den Ohren – Robert im Übrigen auch –, und jetzt fängst du ebenfalls damit an, dass der Journalismus das einzig Wahre für mich sei. Mich hat nie einer gefragt. Okay, ich liebe meine Arbeit – sie bedeutet mir alles. Ich habe sonst nichts. Jetzt bin ich dreißig. In zehn Jahren bin ich vierzig und womöglich keinen Schritt weiter in meiner Karriere. Vielleicht bin ich aber auch die TV-Quotenkönigin, und was kann ich mir dafür kaufen? Nicht ausgeschlossen, dass eine jüngere, hübschere und talentiertere Kollegin mir irgendwann den Job wegschnappt, und was dann? Wo bleibe ich? Nimm es mir nicht krumm, Les, wenn ich dich hängen lasse, aber ich steige aus. Ich brauche eine Auszeit. Ich will endlich auch mal leben.«
    »Das klingt mir verdächtig nach Friede, Freude,
Eierkuchen, dabei ist es gequirlter Mist. Das leuchtet dir doch wohl ein, oder? Du hast dich in einen Typen verknallt und willst ihn nicht vergrätzen. Meinst du, ich raff das nicht? Was ist da draußen auf der Ranch vorgefallen? Hat er dich von jetzt auf gleich vor die Tür gesetzt?«
    »Ja, weil er zufällig die Ankündigung im Fernsehen mitbekommen hat, dass die Interviews heute Abend ausgestrahlt werden.«
    »Na und? Wieso haut ihn das dermaßen aus den Latschen? Er wusste doch, dass die Interviews an eine Sendeanstalt verkauft werden würden. Irgendwann wären sie sowieso gesendet worden. Weswegen …« Er legte den Kopf schief und beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. Andy wippte nervös auf den Absätzen. »Warte, ich hab’s. Du hast irgendetwas Spektakuläres herausgefunden, stimmt’s?« Als sie nicht antwortete, umklammerte er schraubstockartig ihren Arm und brachte sein Gesicht unangenehm dicht an ihres. »Stimmt’s? Los, antworte mir!«
    Gefasst hielt sie seinem Blick stand. Einschüchtern, demütigen oder kränken war bei ihr nicht mehr drin. Ihre Emotionen waren bei Lyon, genau wie die Tapes. Les konnte sie nicht mehr verletzen. Sie würde ihm ihr Geheimnis nicht preisgeben, sondern schweigen wie ein Grab. Gleichwohl war ihr langjähriger Freund und Vorgesetzter stinkwütend, weil er ihre Reaktion als Verrat an der Sache betrachtete.
    »Nein«, sagte sie ruhig und blickte vielsagend auf
die Hand, mit der er ihren Arm quetschte. Worauf er die Umklammerung löste und seinen Arm sinken ließ. Abermals heftete sie den Blick
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