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Zuhause in deinen Armen

Zuhause in deinen Armen

Titel: Zuhause in deinen Armen
Autoren: Sara Wood
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durchmaß das Zimmer mit wenigen großen Schritten und war schon halb draußen, ehe sie ihm nachrufen konnte: "Wenn es nicht zu viel Mühe macht, hätte ich lieber Kaffee, aber ... Ach, zum Teufel!"
    Morgan ging in die Küche und blieb dort in Gedanken stehen. Er musste sich sammeln, ehe er zu Jodie zurückkehrte. Er brauchte Abstand und Zeit, um zu entscheiden, wie er dieses Problem lösen wollte.
    Es gab zwei Möglichkeiten. Er konnte Jodie jeden Zutritt zu Matt verwehren, oder er konnte abwarten, bis sich Matts Zustand gebessert hatte, und ihm dann ein Treffen nahe legen.
    Morgan schloss die Augen, um besser nachdenken zu können. Wenn er Jodie dazu brachte, unverrichteter Dinge wieder abzureisen, würde das Leben weitergehen wie bisher, und Jack würde eines Tages ihm gehören. Wenn sie dagegen blieb und sich vielleicht sogar mit ihrem Vater aussöhnte, war es sehr gut möglich, dass er Jack für immer verlor.
    Jodie war Matts nächste Verwandte. Wenn Matt starb - was nach Ansicht der Ärzte innerhalb der nächsten zwei Jahre der Fall sein würde -, würde Jodie die Verantwortung für Jacks Zukunft übernehmen, und er, Morgan, war seinen Sohn endgültig los.
    Wie leicht war es für ihn, diese Gefahr für immer auszuschließen. Er brauchte Jodie nur die bittere, ungeschminkte Wahrheit zu sagen - dass sie für ihren Vater nicht mehr existiere und eine Versöhnung ausgeschlossen sei. Dann würde ihm Jack für immer gehören, und das war sein tiefster Herzenswunsch.
    "Sie ist wie ihre Mutter", hatte Matt heftig erklärt, als sich seine Hoffnung, von Jodie zu hören, nicht erfüllte. "Selbstsüchtig, flatterhaft und herzlos! Wenn sie wüsste, wie reich ich bin, wäre sie längst hier. Sie hat mir das Herz gebrochen, Morgan. Ich möchte sie nie wieder sehen ... sollte sie auch in Lumpen und mit zehn Kindern angekrochen kommen. Hast du gehört?"
    „Ja, Matt", hatte Morgan in der stillen Hoffnung geantwortet, ihn eines Tages umstimmen zu können. Da hatte er noch nicht gewusst, dass Jack sein Sohn war und Jodie herkommen würde ein Wirbelwind in Rot und Gelb, frech, leidenschaftlich und hartnäckig entschlossen, ihren Vater wieder zu sehen.
    Gib ihr ein Foto mit, und wirf sie nach dem Tee hinaus, flüsterte eine Stimme in ihm, aber hätte er sich dann je wieder ins Gesicht sehen können? Sollte er Matt um das Glück betrügen, die letzten Monate seines Lebens in der liebevollen Gesellschaft seiner Tochter zu verbringen?
    "Gott im Himmel", stöhnte er, "welche Entscheidung!"
    Morgan zwang sich dazu, Tee aufzubrühen, aber seine Gedanken waren bei Jodie. Was war das Besondere an ihr, das er sofort gespürt hatte? War es etwas von Matt? Seine Aufrichtigkeit oder seine Gute? Wäre sie doch so, wie Matt sie geschildert hatte selbstsüchtig, flatterhaft und herzlos. Aber Morgan dachte nur an die kindliche, unschuldige Freude, mit der sie fast mühelos sein Herz erreicht hatte.
    Wie ihre ungewöhnlich grünen Augen strahlen konnten, wenn Zorn oder Empörung sie nicht trübten. Wie offen und ehrlich sie über sich sprach, mit einem Eifer, der kaum ihre Verletzlichkeit verbarg.
    Mit welcher echten Hingabe hatte sie um ein Almosen gebeten, um ein Foto, weil sie ihren Vater nie gesehen hatte. Morgan kannte diese Verzweiflung, diese gähnende innere Leere, die immer da war, weil man Vater oder Mutter nicht kannte.
    Sein ganzes Leben lang hatte er sich gewünscht zu wissen, wer sein Vater war.
    Seine Wurzellosigkeit, seine Unfähigkeit, sich zu binden, sein verzweifelter Hunger nach Liebe - das alles entsprang aus dieser tiefen inneren Leere. Deshalb hatte er plötzlich Mitleid mit Jodie bekommen und war schwach geworden.
    Das mit den Briefen war natürlich eine Lüge, aber die Lüge eines unschuldigen Kindes, das keinen Fehler zugeben konnte. Vielleicht auch eines gierigen Kindes, das unbedingt etwas haben wollte. Nein, er durfte nicht zu nachsichtig mit ihr sein. Vielleicht hatte sie im Internet nachgeforscht und festgestellt, dass Matt Frazer einer der berühmtesten und reichsten Architekten Englands war.
    Morgan rieb sich das unrasierte Kinn. Das halbe Dorf gehörte Matt. Dazu das einträgliche Architektenbüro. Jodie würde ein üppiges Erbe antreten und obendrein das Sorgerecht für Jack erhalten.
    Morgans Hände zitterten, als er das kochende Wasser in die Teekanne goss.
    Was blieb dann für ihn übrig? Gelegentliche freundschaftliche Besuche, um die Fortschritte zu beobachten, die sein leiblicher Sohn bei Fremden
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