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Zuckersuesse Todsuenden

Zuckersuesse Todsuenden

Titel: Zuckersuesse Todsuenden
Autoren: Janet Evanovich
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protestierte ich. »Was soll das?«
    »Ich gebe dir meine Nummer. Ruf mich an, wenn du Wulf siehst.«
    »Wer bist du?«
    Er lächelte zu mir herunter und entblößte dabei weiße, perfekte Zähne. Um seine Augenwinkel bildeten sich winzige Fältchen, und mein Herz vollführte einen kleinen Sprung. »Ich bin Diesel«, antwortete er. »Wir sehen uns später.«
    Er überquerte die Straße und verschwand hinter einem an der Ampel wartenden Van. Als die Autos losfuhren, war er nicht mehr zu sehen.
    »Wow«, stöhnte Glo, als ich in den Laden zurückkehrte. »Der sah vielleicht gut aus! Pures Testosteron. Worum ging es?«
    »Er sucht nach einem Mann namens Gerwulf Grimoire. Und er dachte, ich sei ihm möglicherweise begegnet.«
    »Und?«
    »Bin ich.«
    »Der Name klingt wie der eines Hexenmeisters«, meinte Glo.
    »Du solltest dir nicht ständig die Wiederholungen von Verliebt in eine Hexe anschauen«, wies Clara sie zurecht. »Die einzigen Hexenmeister in Salem findet man im Salemer Hexenmuseum, und das sind bezahlte Schauspieler.«

KAPITEL

    2

    A ls die Chef-Bäckerin für Cupcakes und eine Reihe anderer Gebäckstücke bin ich schon immer früh bei der Arbeit – und darf dafür aber auch früh wieder gehen. Gegen halb eins also verließ ich die Bäckerei und fuhr mit meinem Wagen, einem hellbraunen Chevy Sedan, auf der Lafayette Street in südlicher Richtung. Ich kenne weder das Baujahr noch die genaue Modellbezeichnung meines Autos, aber ich muss wohl nicht erwähnen, dass es nicht neu war. Es hatte nicht viel gekostet und sah auch nicht mehr gut aus. Der linke hintere Kotflügel war eingedellt, und rechts lief ein Kratzer beinahe über die ganze Seite. Doch davon abgesehen war der Wagen fast perfekt. Ich überquerte die Brücke nach Marblehead, wo die Lafayette Street zur Pleasant Street wurde, die mich wiederum zur Weatherby Street brachte.
    Großtante Ophelias Haus ist ein kleines kastenförmiges Gebäude aus dem Jahr 1740. Es liegt auf einer Anhöhe dicht neben einigen anderen historischen Häusern, und von den Fenstern des hinteren Teils kann man den Hügel hinunter auf die kleine Flotte von Ausflugsbooten im Hafen von Marblehead blicken.
    Die Schindeln sind grau, die Verkleidung weiß, und neben der roten Haustür hängen zwei Zwiebellaternen. Irgendwann im späten 19. Jahrhundert wurden einige Räume angebaut. Danach wurde einiges renoviert und zusammengeflickt, so dass das Haus es irgendwie in das zwanzigste Jahrhundert geschafft hat. Die Decken sind niedrig, die Fußböden bestehen aus breiten Kiefernplanken und sind ein wenig schief. Wahrscheinlich musste ich das Fundament abstützen lassen, aber das würde warten müssen, bis wieder Geld auf meinem Konto war.
    Ich stellte meinen Wagen am Randstein ab und ging ins Haus. Als ich Diesel sah, schrie ich überrascht auf. Er hatte seine Stiefel ausgezogen und es sich auf meiner Wohnzimmercouch bequem gemacht.
    »Ich habe eine Waffe«, drohte ich ihm. »Und ich schrecke nicht davor zurück, sie zu benutzen.«
    »Schätzchen, du hast keine Waffe. Und selbst wenn, könntest du wahrscheinlich nicht damit umgehen.«
    »Na gut, aber ich habe ein Chefkochmesser, und damit könnte ich dich tranchieren wie einen Truthahn an Thanksgiving.«
    »Das glaube ich dir sogar.«
    Ich blieb mit einer Hand auf dem Türknauf stehen, bereit, loszulaufen und Hilfe zu holen. »Wie bist du hereingekommen?«
    »Ich habe eine Begabung für Schlösser«, erklärte Diesel.
    »Eine Begabung?«
    »Ja, ich kann sie öffnen.«
    Er stand auf, streckte sich und ging in Richtung Küche.
    »Warte!«, rief ich. »Wohin gehst du?«
    »Ich habe Hunger.«
    »Nein, nein, nein. Du musst von hier verschwinden.«
    »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht, und beide haben denselben Inhalt: Ich werde hierbleiben.«
    Keine Panik, beruhigte ich mich. Offensichtlich handelt es sich hier um einen Verrückten. Schleich dich einfach aus dem Haus und ruf die Polizei. Sie werden ihn abholen und irgendwo hinbringen, wo man ihn medikamentös einstellen wird.
    »Ich bin nicht verrückt«, verkündete Diesel in der Küche.
    »Natürlich nicht. Habe ich das etwa gesagt?«
    »Du hast es gedacht.«
    Großartig. Der Kerl kann Gedanken lesen. Ich bewegte mich ein paar Zentimeter von der Haustür weg und spähte vorsichtig in die Küche, wo Diesel meine Schränke durchstöberte.
    »Suchst du nach Geld?«, fragte ich. »Nach Schmuck?«
    »Nein, nach etwas Essbarem.« Diesel öffnete den Kühlschrank, warf einen Blick
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