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Zuckersuesse Todsuenden

Zuckersuesse Todsuenden

Titel: Zuckersuesse Todsuenden
Autoren: Janet Evanovich
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einer gehämmerten Metallschnalle.
    Glo löste die Schnalle und schlug das Buch auf. Das Titelblatt war aufwendig mit Tinte bemalt, und auf der gegenüberliegenden Seite hatte jemand in kunstvollen altertümlichen Buchstaben die Worte Ripple’s Zauberbuch geschrieben.
    »Wer ist Ripple?«, wollte Clara wissen.
    »Das konnte mir in dem Laden niemand sagen«, antwortete Glo. »Aber das Buch stammt aus dem Jahr 1692. Jedenfalls steht das da drin. Das war zu der Zeit, als die Hexenprozesse von Salem in vollem Gang waren.«
    »Dreh das Buch um, und sieh nach, ob hinten ›Made in China‹ steht«, schlug Clara vor.
    Glo starrte Clara an. »Gerade du solltest dich nicht so zynisch über dieses Buch äußern. Jeder weiß, dass die Dazzles nicht normal sind.«
    Das war mir neu. Ich war erst vor fünf Monaten nach Marblehead gezogen und mit dem Klatsch in der Stadt noch nicht vertraut.
    »Wieso?«, fragte ich.
    Glo senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Die Dazzles hatten schon immer besondere Fähigkeiten. Ich habe gehört, dass einige von ihnen fliegen konnten.«
    Ich warf Clara einen Blick zu. »Kannst du fliegen?«
    »Nicht ohne ein Flugzeug.«
    Glo blätterte in dem Buch. »Ich wette, dass man hier drin einen Zauberspruch fürs Fliegen finden kann.«
    »Wie wäre es, wenn du dir einen Zauberspruch fürs Arbeiten heraussuchst?«, meinte Clara. »Gebäck auf sechs Backblechen wartet darauf, in die Vitrine befördert zu werden.«
    Ich drehte mich um und wollte in die Backstube zurückgehen, als ich gegen einen gut eins achtzig großen Kerl aus harten Muskeln und schlechter Laune prallte. Er hielt mich fest, damit ich nicht zu Boden ging, und ich schnappte nach Luft.
    »Gütiger Himmel!«, stieß ich hervor. »Wo kommen Sie denn her?«
    »Aus Bangkok, aber das spielt jetzt keine Rolle.« Er sah sich um. »Ich bin in der Bäckerei Dazzle’s, richtig?«
    Wir nickten alle und musterten ihn. Sein dichtes dunkelblondes Haar sah so aus, als sei es vom Wind zerzaust oder schwer zu bändigen. Vielleicht war er aber auch gerade erst aufgestanden. Seine Haut war sonnengebräunt, und seine buschigen Augenbrauen waren dunkler als sein Haar. In seinen braunen Augen lag ein prüfender Blick, und seine Körperhaltung verriet Selbstbewusstsein. Seine Körpersprache war einschüchternd. Er trug staubige Boots und Jeans, die schon bessere Tage gesehen hatten, aber an den entscheidenden Stellen genau richtig saßen. Auf seinem dunkelblauen T-Shirt klebte Mehl von meinem Bäckerkittel.
    Er sah auf sein T-Shirt hinunter und klopfte sich den Mehlstaub ab. »Ich suche Elizabeth Tucker.«
    Das war nun bereits die zweite Begegnung mit einem großen, irgendwie furchteinflößenden Mann an diesem Tag, also war ich auf der Hut.
    »Das bin ich«, erklärte ich und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück.
    Er musterte mich kurz. »Hab ich mir gedacht.«
    Das klang nicht wirklich nach einem Kompliment. »Was soll das heißen?«
    Er stieß einen Seufzer aus. »Das bedeutet, dass du mir sicher Ärger machen wirst.« Er sah sich um. »Können wir uns hier irgendwo unterhalten?«
    »Ja, gleich hier.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und kniff die Augen zusammen.
    »Lady, meine Geduld ist im Augenblick begrenzt«, erklärte er. »In erster Linie will ich das hier hinter mich bringen. Also komm bitte mit nach draußen, wo wir uns ungestört unterhalten können.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    Er packte mein Handgelenk und zerrte mich zur Tür. Glo und Clara kamen sofort herbeigeeilt.
    »Ich rufe die Polizei«, warnte Glo und zog ihr Handy hervor.
    »Als ob das etwas nützen würde«, erwiderte er. »Stecken Sie das Telefon weg und bleiben Sie hier. Es wird nur eine Minute dauern.«
    Er schob mich aus dem Laden, bis wir auf dem Gehsteig standen und in die Sonne blinzelten.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Hey, hör zu«, sagte er plötzlich in kumpelhaft-verschwörerischem Ton. »Ich suche nach einem Mann. Sein Name ist Gerwulf Grimoire. Kurz genannt Wulf. Meine Größe, schulterlanges schwarzes Haar, blasse Haut, böse.«
    »Böse?«
    »Ja. Hast du ihn gesehen?«
    »Vielleicht. Er hat mir seinen Namen nicht genannt.«
    Ich warf unwillkürlich einen Blick auf die Brandwunde an meinem Handrücken. Der abgerissene Typ folgte meinem Blick und schüttelte leicht den Kopf.
    »Wulfs Arbeit«, stellte er fest.
    Er griff unter meinen Kittel, zog mein Handy aus meiner Jeanstasche und tippte eine Nummer ein.
    »Hey!«,
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