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Zuckersuesse Todsuenden

Zuckersuesse Todsuenden

Titel: Zuckersuesse Todsuenden
Autoren: Janet Evanovich
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irgendeinem Gegenstand helfen soll. Das ist doch nichts Illegales, oder?«
    »Nicht nach meinen Maßstäben.«
    »Na toll. Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Das heißt, der Zweck heiligt die Mittel.«
    Wir befanden uns in Gehweite der Bäckerei, aber in dieser Gegend von Salem standen keine historischen Bauten aus der Kolonialzeit, sondern hauptsächlich neuere, gewerblich genutzte Backsteingebäude. Die Straße war breit, und auf den Gehsteigen fehlten die säumenden Bäume. Hier wirkte Salem fast normal. Keine Spur von den Plakaten, die für die Gruselattraktionen in der Stadt warben – Frankenstein’s Laboratory, The 40 Whacks Museum , The Witches Cottage und The Nightmare Factory .
    Salem wurde Anfang des 17. Jahrhunderts gegründet und war einmal die sechstgrößte Stadt des Landes und ein blühender Seehafen. Die Hexenprozesse von Salem fanden 1692 statt, und als Salem später seine Bedeutung als Hafen- und Industriestadt verlor, war dieser bizarre Vorfall das Einzige, was man noch von Salem wusste. Die Stadt selbst wiederum machte aus der berüchtigten Vergangenheit einen blühenden Touristenzweig, der Wohlstand, aber auch massenhaft Autos und Scharen von Fußgängern mit sich brachte. Und außerdem die größte Ansammlung von Verrückten in einer Kleinstadt östlich des Mississippis.
    Die Ampel schaltete auf Grün. Diesel fuhr einen Block weiter und parkte gegenüber einem dreistöckigen Mietshaus aus Backstein. Glo blieb im Wagen, und Diesel und ich betraten das Gebäude und fuhren mit dem Aufzug in den ersten Stock. Ich folgte Diesel den Gang hinunter bis zum Apartment 2C. Es ist schwer zu erklären, warum ich mit ihm ging. Wahrscheinlich war es eine Art morbider Neugier, vergleichbar mit dem Drang stehen zu bleiben, um sich ein Zugwrack anzuschauen.
    Diesel legte seine Hand auf den Türknauf, und die Tür schwang sofort auf.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung.« Diesel zog mich in die Wohnung und schloss die Tür hinter uns. »Das ist eines der Dinge, die ich einfach kann.«
    Ich wollte gerade fragen, was er außer Türschlösser zu öffnen und andere Unerwähnbare auszuschalten sonst noch beherrschte, aber der Anblick des Apartments verschlug mir die Sprache. Es war vollgestopft mit Lebensmitteln. Kisten mit Erdnussbutter, Nudeln in Dosen, Froot Loops, kleinen verpackten Kuchen, Makkaroni mit Käse, Tunfischdosen, Käseflips, Schokoladenriegeln und Nuss-Mix-Packungen stapelten sich an den Wänden. Auf dem Sofatisch häuften sich Tüten mit Schokolinsen, Pfefferminzplätzchen, Karamellbonbons, Schokokugeln und Minischokoladentafeln. Und jeder Zentimeter der Arbeitsfläche in der Küche war bedeckt von riesigen Gläsern mit Mayonnaise, Essiggurken, Oliven, Tomatensoße, Schokoladensoße, Marshmallow-Creme, eingelegten Peperoni, Käsesoße sowie Ketchupflaschen. Es sah aus, als hätte jemand einen Großmarkt überfallen. Und in der Mitte des Esstisches stapelten sich, wie die Kronjuwelen in dieser Masse von Essen, sechs Schachteln von Dazzle’s.
    Ich öffnete eine der Schachteln. »Diese Cupcakes gehören Shirley More«, stellte ich fest. »Sie kommt jeden Tag pünktlich um zehn Uhr in unsere Bäckerei und holt sich sechsunddreißig Stück. Eine Hälfte sind Karottenkuchen-Cupcakes mit Sahnequarkglasur, und die anderen sind aus Schokoladenteig mit pinkfarbener Buttercremeglasur und bunten Streuseln obendrauf.«
    »Ja. Dieses Apartment gehört Shirley, und alles deutet auf Völlerei hin«, erklärte Diesel.
    »Okay, sie hat vielleicht ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen, aber nach einem Vielfraß sieht sie nicht aus.«
    »Ich habe nicht auf ihre Essgewohnheiten angespielt, sondern auf ihr Erbe. Shirleys Familie bewacht mit großer Wahrscheinlichkeit seit Jahrhunderten den Stein der Völlerei. Wie man mir sagte, gibt es sieben Todsünden, die man zusammenfassend als SALIGIA bezeichnet. Neid, Hochmut, Habgier, Völlerei, Wollust, Brummbär und Schlafmütze.«
    »Ich glaube, da hast du zwei der sieben Zwerge daruntergemischt«, meinte ich.
    »Kann schon sein, aber so in etwa stimmt das schon. SALIGIA setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der lateinischen Begriffe für die Sünden zusammen. Superbia, Avaritia, Luxuria, Invidia, Gula, Ira, Acedia. Wie auch immer, der Legende nach gibt es sieben SALIGIA-Steine, und jeder von ihnen verkörpert die Kraft einer der Sünden. Wenn man alle diese Steine in ein Gefäß legt, werden ihre Kräfte möglicherweise entfesselt und erschaffen die
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