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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh
Autoren: Julie Kibler
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waren.«
    Sie hatte auch Max auf Abstand gehalten. Stammte ihre Unfähigkeit,
ihn aus ganzem Herzen zu lieben, von ihren Verlusten?
    Â»Das ist auch in der Nähe nicht leicht«, sagte ich und dachte an
meine Probleme, meine Unfähigkeit, Männern zu vertrauen.
    Â»Eigentlich kann ich mich glücklich schätzen, Dorrie«, erklärte sie
am nächsten Tag. Die Nacht hatten wir erneut in einem gesichtslosen Hotel
verbracht. »Ich bin von zwei guten Männern geliebt worden.«
    Â»Das würde ich auch mal gern sagen können. Aber hoffentlich muss ich
vorher nicht so viel durchmachen wie Sie. Und mir würde schon ein guter Mann reichen.«
    Â»Manche Männer kann man gleich vergessen. Einige sind anständig, mit
denen klappt’s. Und dann gibt’s noch ein paar wenige anständige, die man lieben
kann. Wenn dir einer von der Sorte über den Weg läuft, solltest du ihn
festhalten.«
    Sie hatte recht. Ich hatte das Gefühl, dass Teague einer von der
Sorte war. Und ich hatte das Gefühl, dass ich ihn aus ganzem Herzen lieben
konnte, wenn ich mein Misstrauen überwand. Hatte er meine Nachricht erhalten,
und konnte er warten, bis ich die Sache mit Stevie junior geregelt hatte?
    Am späten Nachmittag kamen wir hundemüde bei ihr zu Hause an. Miss
Isabelle legte ihre Hand auf meine. »Als ich erfahren habe, dass Robert tot
ist, dachte ich, die Welt geht unter. Am Ende habe ich Max doch auf meine Weise
geliebt, und Dane war ein guter Junge und ich eine gute Mutter. Aber es war
immer, als würde etwas fehlen. Dann bin ich dir begegnet, und du hältst es mit
mir aus, obwohl ich mich manchmal aufführe wie eine törichte alte Frau. Gott
hat es gut mit mir gemeint und mir mit dir ein Stück Familie geschenkt.« Sie
winkte ab, als ich widersprechen wollte. »Dorrie, du bist wie eine Tochter für
mich.«
    Tränen liefen mir die Wange herunter; ich konnte nichts dagegen
machen.
    Â»Hör auf zu weinen, du machst mich verlegen. Ich liebe dich wirklich
wie mein eigenes Kind. Das ist nichts Aufregendes, weil ich keinen Haufen Geld
habe, den ich dir hinterlassen könnte. Wahrscheinlich bin ich dir eher ein
Klotz am Bein.«
    Ich musste trotz meiner Tränen lachen, und sie tätschelte meine
Hand.
    Ich holte ihr Gepäck aus dem Kofferraum und lud meine Tasche in mein
Auto, bevor ich sie ins Haus brachte und die Türen und Fenster überprüfte.
Alles in Ordnung. Die Kreuzworträtselhefte legte ich auf den Küchentisch, aber
sie schob sie mir hin. Ich sollte sie als Andenken an unsere Fahrt behalten.
Sie schnaubte verächtlich bei den Worten, aber ich würde sie behalten und mich
an ihre Geschichte erinnern, wenn ich in ihnen blätterte.
    Ich ließ sie nur ungern allein zurück. Während unserer Reise hatte
sie sich verändert. Sie war nicht mehr die mürrische alte Frau, der ich
manchmal zur Hand gehen musste. Sie war gebrechlich.
    Â»Noch eins, Dorrie.« Sie hielt sich an einem der Stühle fest, die
aussahen, als würden sie hier schon seit dreißig Jahren stehen. »Du bist
gefeuert.«
    Mir fiel die Kinnlade herunter. Wie bitte? Ich machte ihr die Haare
seit über zehn Jahren – damit würde ich jetzt nicht aufhören, egal, was sie
sagte.
    Â»Wenn du wie eine Tochter für mich bist, sollte ich dir kein Geld
dafür geben müssen, dass du jeden Montagnachmittag herkommst und mir die Haare
frisierst, oder? Das solltest du gratis machen.« Sie zog schmunzelnd ihren
Schlüsselbund aus der unergründlichen Handtasche. »Da ist ein Ersatzschlüssel fürs
Haus dran. Nimm ihn runter und behalt ihn. Dann kannst du jederzeit reinkommen.
Wenn du bei deinen Besuchen Zeit für meine Haare finden solltest, würde mich
das freuen.«
    Wir wussten beide, dass ich jeden Montag kommen und ihr die Haare
frisieren würde. Gratis.
    Â»Okay, Miss Isabelle. Ich melde mich morgen.«
    Sollte ich sie umarmen? Ihr einen Kuss geben? Für eine Tochter
ehrenhalber wäre das angemessen gewesen, aber wir waren beide nicht der
gefühlsduselige Typ.
    Vielleicht würde ich sie irgendwann mal mit einer schnellen Umarmung
und einem kurzen Kuss auf die Wange überraschen. Schließlich hatte ich sie in
Unterwäsche gesehen. Allzu viele Geheimnisse hatten wir nicht mehr voreinander.

ZWEIUNDVIERZIG
    DORRIE, GEGENWART
    Stevie junior wartete wie ein geprügelter Hund auf mich,
als wollte ich ihn in
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