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Zu Hause in Almanya

Zu Hause in Almanya

Titel: Zu Hause in Almanya
Autoren: Aysegül Acevit
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Vergangenheit der Vorfahren und gibt ein romantisches Gefühl der Heimat, aus der man ursprünglich stammt. Zumindest lässt sie vom nächsten Urlaub träumen, an den Ufern des blauen Bosporus.
    Die Spuren des Osmanischen Reiches kann man in der Türkei noch überall sehen, und auch in anderen Ländern bestehen sie weiter. So gibt es zum Beispiel türkische Minderheiten in osteuropäischen Staaten wie Bulgarien, Mazedonien oder Griechenland oder türkische Wörter, Speisen, musikalische Klänge oder Bräuche in den Kulturen dieser Länder. Ebenso haben so manche Türken in der Türkei heute in ihrem Stammbaum Vorfahren, die Bosniaken, Bulgaren oder Griechen waren oder Araber, Kurden oder Perser oder eben Turkmenen, Mongolen oder Kasachen aus Asien. Denn dort kamen die Urtürken her, schon lange, bevor das Osmanische Reich gegründet wurde.
    Wenn der Reiter sein Zelt aufschlägt
    Geduldig schnaubte Tulpar unter der Sonne der kargen Steppe, während die Kinder fröhlich um ihn herum tobten. Sein braunes Fell glänzte im Licht und der Morgenwind durchwehte seine Mähne. Tulpar, das stolze Pferd mit dem seidigen Fell, wartete auf seinen Reiter. Alp war Tulpars Gefährte, und die beiden waren überall in der Steppe bekannt.
    Wenn die Menschen von Alp dem Reiter redeten, dann nannten sie im gleichen Atemzug auch Tulpar, und wenn sie von dem Pferd Tulpar sprachen, dann nannten sie immer auch den Namen von Alp. Manche Menschen glaubten, dass Tulpar nicht irgendein Pferd war, sondern dass er unsichtbare Flügel hatte. Aber auch die, die nicht daran glaubten, bewunderten diesen stolzen Hengst, der ein echter Achal-Tekkiner war, auf Türkisch ein Ahal Teke , eine der ältesten Pferderassen weltweit und die edelste, die je zwischen dem Kaukasus und der Mongolei gelebt hatte.
    Alp, der lange schwarze Haare hatte und Kleidung aus robustem Leder und weichem Fell trug, war ein Meister im Bogenschießen, und es war für ihn eine Kleinigkeit, jedes beliebige Ziel zu treffen, selbst während er auf Tulpar saß und dieser mit all seiner unbändigen Kraft galoppierte. Zusammen waren sie schon bei vielen Expeditionen dabei gewesen, um nach fruchtbarem Land für ihr Volk zu suchen oder es gegen Eindringlinge zu verteidigen, und auch diesmal wollten sie sich der Reiterhorde anschließen, die unzählige Tage und Nächte unterwegs sein würde.
    Als Alps Eltern, Timur und Asena, und seine Geschwister ihn und sein Pferd verabschiedeten, wünschten sie ihnen, dass Tengri, der Gott des Himmels, sie beschützen und sie gemeinsam wieder zur Familie in die Jurte zurückkehren mögen. Die Jurte, das Zelt, war ihr Heim. Nachdem Alp und Tulpar am Horizont verschwunden waren, begannen die Kinder wieder zu spielen und die Erwachsenen widmeten sich ihrer Arbeit. Sie waren Nomaden, lebten von der Viehzucht, und ihr ganzes Leben richtete sich nach dem Rhythmus der Natur und der Tiere. Sie hatten viele Pferde und Schafe, Ziegen und Kamele, Tiere, die auch im kältesten Schnee noch ihr Futter fanden. Bevor der nahende Winter hereinbrechen würde, wollten sie noch kilometerweit mit Zelt und Tieren weiterziehen, um später vielleicht wieder einmal hierher zurückzukommen.
    Alp gehörte einem Volk an, das erst einige Hundert Jahre später bekannt wurde unter dem Namen »Türk«. Sie lebten lange bevor Christus oder Mohammed geboren wurden, vor über 2 000 oder vielleicht sogar 3 000 Jahren. Wie sie damals lebten und genannt wurden, ist bis heute nicht genau bekannt. Die ersten schriftlichen Überlieferungen, in denen die »Türk« erwähnt werden, stammen von den alten Chinesen, die vor ungefähr 1 800 Jahren von diesem Volk berichteten. Sie fürchteten ihre Reiterhorden, kämpften gegen sie oder verbündeten sich zu anderen Zeiten mit ihnen und bauten Teile der chinesischen Mauer, um sich gegen sie und andere Völker zu schützen.
    Einige Hundert Jahre später, um 568 unserer Zeitrechnung, tauchten Türken erstmals in Konstantinopel auf, dem heutigen Istanbul, als einige Gesandte des türkischen Khans den oströmischen Kaiser besuchten, um zu verhandeln, wie sie gegen den gemeinsamen Feind, das Persische Reich vorgehen sollten.
    Aber es vergingen noch einmal fast 150 Jahre, bis im Jahre 720 in der Nähe des Flusses Orhon, in der heutigen Mongolei, Grabinschriften in türkischer Sprache gefunden wurden, die in Runenschrift verfasst waren und vom Leben der Fürsten Kültigin und Bilge Khan erzählten. Orhun Yaz ýtlarý werden die Inschriften heute auf Türkisch
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