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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition)
Autoren: Colette McBeth
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gebrochen.
    Ich atmete tief durch.
    Langsam streckte ich beide Hände nach dem Messer aus. Du hieltest es nur locker fest, deine Finger an dem Griff waren kalt. Ich bedeckte deine Hände mit meinen und ließ sie einen Augenblick dort ruhen. Du zittertest am ganzen Leib.
    Der Raum war still, gedämpft, das Licht schwach. Auf dem Kaminsims flackerte eine einzelne Kerze.
    Deine Augen waren wie zum Gebet geschlossen, als wartetest du auf irgendeine Intervention, die dich von deinen Schmerzen erlösen würde.
    Sanft, in kaum merklichen Schritten, hob ich meine Hände mit dem Messer. Dein Atem ging unregelmäßig, war heiß auf meiner Haut.
    » Hab keine Angst, Clara«, flüsterte ich.
    Deine Lider flogen auf. Fragend.
    » Das ist dein Ausweg«, flüsterte ich. » Hab keine Angst.«
    Ich wusste, dass ich mich beeilen musste. Nicht mehr viel Zeit.
    Die Klinge berührte die Haut deines Halses.
    Eine scharfe Klinge an weicher Haut.
    Der Schock bewirkte, dass du den Körper verdrehtest, deine Hand wollte das Messer wegschieben, aber dafür waren meine Hände zu kräftig. Dein Gesicht war voller Überraschung, voller Angst.
    » Sei tapfer«, flüsterte ich. Und dann konnte ich deinen Anblick nicht länger ertragen und schloss die Augen, als ich das Messer tief in deinen Hals stieß.
    Alles erstarrte, war für einen Augenblick angehalten.
    Wir saßen nebeneinander, sehr dicht, dichter als seit Langem. Um uns herum herrschten Stille und Ruhe und Frieden.
    Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich überall Blut, kleine Lachen, dünne Rinnsale und schwach ausgeprägte Wirbel von Rot, von schönstem Scharlachrot, die sich über das weiße Sofa aufs Parkett ergossen.
    Tropf, tropf, tropf.
    Ich ließ das Messer fallen. Aus meinen Händen und aus deinen.
    Ich hatte dir gesagt, dass ich alles für dich tun würde, Clara. Ich war die Einzige, die das konnte. Ich hatte dich gerettet, indem ich alles beendet hatte.
    Dann hob ich endlich den Kopf, begegnete deinem Blick.
    Und ich sah in deinen Augen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
    Eine Bewegung.
    Zwei Wörter auf deinen Lippen. » Hilf mir.«
    Ich versuchte zu denken, klar zu denken, meinen Kopf zu leeren. Dies musste enden. Ich musste es zu Ende bringen. Aber bevor ich etwas tun konnte, war es schon zu spät. Auf einen Knall folgten Rufe, laut schreiende Stimmen, und dann wurde die Tür aufgetreten, und bewaffnete Männer eines Einsatzkommandos stürmten durch die Diele: ein schwarzer Schwarm, der auf mich zukam.
    Um allem ein Ende zu machen, bevor ich es beendete.
    In meiner Aussage schilderte ich der Polizei, dass du gedroht hattest, mich zu ermorden. Ich berichtete von dem Kampf, dir das Messer zu entwinden, wie wir darum rangen und die Klinge dabei deinen Hals erwischte.
    » Gott sei Dank, dass Sie rechtzeitig gekommen sind«, sagte ich so überzeugend wie möglich.
    Diese Version erzählte ich der Polizei, weil nie jemand verstanden hätte, wie weit ich gehen würde, um einer Freundin zu helfen. Niemand hätte geglaubt, dass ich nur versuchte, dir den Frieden zu schenken, nach dem du dich sehntest.
    Als meine Aussage protokolliert und unterschrieben war, stellte ich die Frage, die mir auf den Lippen gelegen hatte, seit das Einsatzkommando Stunden zuvor meine Wohnung gestürmt hatte.
    Woher hatten sie gewusst, dass du bei mir warst? Woher hatten sie gewusst, dass sie mir zu Hilfe kommen mussten?
    » Von den Überwachungskameras«, antworteten sie. » Die Ihr Freund gestern bei Ihnen eingebaut hat. Er hatte die Bilder auf seinem Computer, direkt aus Ihrer Wohnung. Er hat uns angerufen, als er gesehen hat, dass sie da war.«
    Mein Atem stockte. Ich hörte nur auf das Donnern in meinem Kopf, auf das Geräusch, mit dem mein Leben um mich herum zusammenbrach.
    Als ich auf dem Polizeirevier aus dem Vernehmungsraum stolperte, erwartete mich Jake, aus dessen Miene tiefe Besorgnis sprach. » Gott sei Dank«, sagte er, » Gott sei Dank, dass mit dir alles in Ordnung ist.«
    » Die Kameras?«, fragte ich, meine Stimme heiser und angespannt.
    Er küsste mich.
    » Die sollten meine Überraschung sein.«

DANACH – September 2007
    Es ist nun Wochen, Monate her, dass ich angefangen habe, dir zu schreiben, Clara, und ich bin fast am Ende unserer Geschichte angelangt.
    Anfangs, in jenen ersten Tagen, ist Sommersonne durchs Fenster gefallen, hat Schlagschatten geworfen und den Raum mit blendend hellem weißem Licht erfüllt. Da konnte ich mich aus dieser Enge erheben und so tun, als wäre ich
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